Dunkles Gold

Autor*in
ISBN
978-3-407-81238-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
331
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2019
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die fünfzehnjährige Laura ist von der Idee, eine Graphic Novel über die Not einer jüdischen Familie zu zeichnen, die 1349 vor einem Pestpogrom nach Polen flieht, begeistert. Während Laura immer mehr in ihre Geschichte eintaucht, findet sie selbst in eine liebevolle Beziehung zu dem jüdischen Mitschüler Alexej, der sein Jüdisch-Sein aus Sorge vor Antisemitismus verbirgt.

Beurteilungstext

Laura soll ein Referat zu dem Thema halten, wie vierzehn-, fünfzehnjährige jüdische Kinder in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Erfurt gelebt haben. Laura scheint für dieses Referat besonders geeignet, denn ihre Mutter befasst sich als Kunsthistorikerin mit der mittelalterlichen jüdischen Geschichte Erfurts und dem bei Grabungsfunden entdeckten, 1349 bei einem Pestpogrom von dem jüdischen Bankiers Kalman von Wiehe versteckten, Erfurter Schatz. Laura spinnt sich schnell in eine mögliche Geschichte um Kalman von Wiehe ein, ordnet ihm eine Tochter Rachel, einen Sohn Joschua und eine im Kindbett verstorbene Ehefrau zu. In Lauras Geschichte berichtet Rachel von den damaligen Ereignissen aus ihrer Perspektive. Wir erfahren, dass die eigentlich wohlhabende und gebildete Familie ihre Wertsachen versteckt und mit einem Planwagen vor der herannahenden Pest und den deshalb zu erwartenden Pestpogromen nach Polen flieht. Um Entdeckung durch die vielfach judenfeindliche Umgebung zu vermeiden, legen sich die drei Flüchtenden eine christliche Identität zu. Der Vater wird auf der Reise ermordet und um seinen Geldbeutel gebracht. Die Kinder fliehen allein weiter und gelangen in einer Stadt zu einem Jahrmarkt. Hier trennt sich das Geschwisterpaar. Der tänzerisch begabte Joschua begibt sich in die Obhut des freundlichen Fiedlers Mendel, um mit ihm gemeinsam zukünftig sein Auskommen auf Jahrmärkten zu verdienen. Rachel erreicht nach vielerlei Gefahren Krakau. Dort rettet sie Noah aus dem eiskalten Wasser der Weichsel, in das Rachel auf der Flucht vor Verfolgung fällt. Rachel findet Aufnahme in der lokalen jüdischen Gemeinde und gewinnt in Noah einen liebevollen Ehemann. Zur damaligen Zeit waren Juden in Polen für eine kurze Periode von 150 Jahren einigermaßen sicher. Laura ist eine gute Zeichnerin und setzt ihre Geschichte von Rachel mit wachsender Begeisterung als Graphic Novel um. Zufällig erfährt sie von der Mutter, dass Lauras Mitschüler Alexej aus einem gebildeten jüdischen Elternhaus stammt. Zunächst aus Neugier auf einen wirklichen Juden nimmt Laura Kontakt zu Alexej auf, der seine jüdische Herkunft lieber verborgen hätte. Zwischen beiden Jugendlichen entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. Lauras Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte um den Erfurter Schatz verändert sie und öffnet ihr die Augen für den damals und noch heute herrschenden Antisemitismus. Diesen Weg nimmt auch die Leserschaft. Sie erfährt Einzelheiten über jüdisches Leben und wird für die seit dem Mittelalter wiederkehrenden Verfolgungen und Pogrome sensibilisiert. Die Geschichten von Laura und Rachel werden in sich abwechselnden, fesselnd geschriebenen Kapiteln berichtet. Durch die Einfachheit der Sprache wirkt die Erzählung besonders eindringlich. Sowohl mit Rachel als auch mit Laura können sich Leserinnen ab 12 Jahren gut identifizieren.

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Diese Rezension wurde verfasst von 34; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 29.04.2019