Dunkle Schatten

Autor*in
Lewin, Waltraut
ISBN
978-3-570-40004-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
412
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nachdem Leonie sich von ihrer ersten Suche in Berlin erholt hat, führt das zweite Zeichen sie 1924 nach Wien. Dort soll sie bei ihrer berühmten Tante Felice, der Diva des Burgtheaters, eine Schauspielausbildung erhalten. Wird sich hier ihr Traum vom Theater erfüllen? Aber erst wenn alle drei Buchstaben von Leonie gefunden wurden, ist ihre Mission beendet. Nur so können die Juden gerettet werden. In Berlin verlor sie ihren Liebsten, welches Opfer wird sie in Wien bringen müssen?

Beurteilungstext

Der zweite Band der Trilogie um die junge Jüdin Leonie Lasker ist ebenso spannend wie der erste. Nachdem sie ihre jüdischen Wurzeln gefunden hat, schickt ihre Großtante Isabelle sie aus, drei Zeichen, drei goldene Buchstaben, die zusammen das hebräische Wort "Wahrheit" ergeben, zu finden. Der erste Roman "Die drei Zeichen" spielte 1923 in Leonies Heimatstadt Berlin. Dort fand sie in Schlomo ihre große Liebe und den ersten Buchstaben Taw. Dafür musste sie aber einen hohen Preis zahlen. Schlomo wurde erschossen. Leonie verlässt Berlin und fährt in die Pyrenäen nach Hermeneau zu Isabelle. Der zweite Band fügt sich nahtlos an den ersten an. "Dunkle Schatten" beginnt im Zug. In tiefer Trauer erreicht Leonie Isabelle und übergibt ihr das Taw, bereit, erneut aufzubrechen. Sowohl die Zugfahrt als auch die Zeit auf Hermeneau geben der Autorin Gelegenheit, die Hintergründe und das Geschehen in Berlin zusammenzufassen. So kann der Leser gut folgen. Erst auf Seite 131 beginnt dann die zweite Suche in Wien. Drei Buchstaben sind nötig, damit Isabelle einen Golem erschaffen kann. Dieser soll die Juden vor dem drohenden Unheil schützen. Neben Visionen ist dies der einzige mystische Aspekt der Trilogie, der wohl erst im letzten Band aufgelöst wird. Der Zeitgeist wird von Waltraut Lewin sehr gut eingefangen. Der Leser wird ins Jahr 1924 versetzt, er ist mitten im Geschehen. Die Menschen werden in ihrem Umfeld gezeigt, so wie sie zu der Zeit gelebt haben. Die Autorin zeichnet ein lebendiges Bild von Wien. Schwerpunkte sind besonders der um sich greifende Antisemitismus und die Welt des Theaters. Beides bestimmt Leonies Leben. Ihr bietet sich die ungeahnte Möglichkeit, am Wiener Theater von Max Reinhardt zu spielen. Ihr Traum von der Bühne scheint endlich in Erfüllung zu gehen. Der Inhalt verschiedener Theaterstücken wird geschickt eingeflochten. Auch hier kann man viel erfahren.
Den Akteuren verleiht die Autorin Tiefe. Die Burgschauspielerin Felice Lascari, die lieber als Cousine, denn als Tante gelten will, wohnt mit ihrem jungen Liebhaber Anton im herrschaftlichen Palast. Dabei geht es mehr um Schein als um Sein. Die schöne geltungssüchtige Diva benötigt Geld um weiterhin im Luxus leben zu können. Sie kommt nicht mit ihrem Alter zurecht und spielt immer noch die jugendlichen Heldinnen auf der Bühne. Ihr Stern ist bereits im Sinken, als Leonie ankommt. Aber das Theater ist ihr beider Leben, ein Familienerbe. Der zweite Buchstaben, das Mem, prangt als Kette am Hals der alternden Künstlerin. Er ist ihr Talisman. Und so sehr Leonie auch bittet, davon will Felice sich auf gar keinen Fall trennen! Da bereits das Taw mit Blut erkauft wurde, stellt sich bald die Frage, was Leonie für das Mem geben muss. Denn in Wien hört sie mehr von der Legende um den Golem. Im zweiten Band tauchen weitere Rätsel auf. Ist Gaston etwa ein Kriegsgewinnler wie Felice andeutet? Und was passierte im Jahre 1897, als Isabelle und Gaston in Frankreich ankamen und ihr Schloss kauften? Vieles wird sich wohl erst im letzten Band klären.
Ein kleiner Fehler hat sich allerdings bei der Inhaltsangabe auf dem Buchrücken eingeschlichen, denn Isabelle ist die Urgroßtante (S.7) und nicht die Großmutter von Leonie.
Aufgrund der immer noch brisanten Geschichte mit den Gewaltbeschreibungen gegen die Juden und auch gegen Leonie im Roman selbst würde ich das Buch Jugendlichen frühestens mit 14 Jahren empfehlen, vielleicht sogar später. Dieses Thema ist und bleibt aufwühlend und setzt ein gewisses Maß an Verständnis und historisches Hintergrundwissen voraus. Der Empfehlung des Verlages (ab 12) würde ich mich jedenfalls nicht anschließen. Davon abgesehen können meiner Meinung nach auch junge Erwachsene und alle, die am Thema interessiert sind, von dem Roman profitieren. Spannend ist auch der zweite Teil um Leonie und ihre Familie.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von DaGO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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