Dunkle Idylle

Autor*in
Korn, Carmen
ISBN
978-3-499-00658-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Rowohlt
Gattung
TaschenbuchKrimi
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Teresa und ihre Mutter Herlinde ziehen mit Herlindes langjährigem Partner Thomas und dessen Sohn Leo zusammen, nicht ahnend, dass das neue Haus ein trauriges Geheimnis birgt. Die Familie, deren Sohn auf ungeklärte Weise vor einigen Jahren aus dem Haus verschwunden ist, kann sich nicht aus dem Schatten der Vergangenheit befreien. Durch diese Situation geraten auch die vier Mitglieder der Patchwork-Familie in Gefahr.

Beurteilungstext

Der Plot ist überzeugend entwickelt und versiert aufgebaut: Teresa, die Leo schon lange kennt, verliebt sich plötzlich in ihn und muss feststellen, dass er, der zwei Jahre älter ist als sie, sich mehr für die schon erwachsener und erfahrener wirkende Elisabeth interessiert, die Schwester des verschwundenen Jungen. Die unglückliche Liebe überschattet den Neubeginn. Dann geschieht Unheimliches und Bedrohliches in der Remise, in der die frühere Kinderfrau der Eigentümerfamilie lebt, und Tilda, eine frühere Mitschülerin von Elisabeth, die am Tag des Verschwindens des Jungen im Haus war, wird erschlagen. Im Haus gegenüber geschehen seltsame Dinge, und Gus, der dort mit seinen Eltern lebt, wirkt rätselhaft und als ob auch er verwoben ist in das Geschehen damals.
Am Ende stellt sich heraus, dass Elisabeth Tilda im Streit erschlagen hat und dass sie in der Remise herumspukt, weil sie seit dem Verschwinden ihres Bruders den Bezug zur Realität verloren hat. Geschickt manipuliert sie lange Zeit ihre Umgebung, vor allem Leo, und lenkt den Verdacht auf ihre Mutter, die in psychiatrischer Behandlung ist.
Die spannende Handlung wird eingebettet in eine realistische und nachvollziehbare Alltagswelt älterer Jugendlicher (allerdings in eher privilegierter Lebenssituation) in einer deutschen Großstadt. Vielleicht ist das manchmal etwas zu normal, im Gegensatz zu dem Verweis auf Diversität in der Person von Gus' Vater, der transsexuell ist und dadurch angreifbar sein könnte und der sich letztlich das Leben nimmt: ein Handlungselement, das erklären soll, weshalb Gus geheimnisvoll tut und ein schwieriges Verhältnis zu manchen in der Nachbarschaft hat, aber doch wirkt es etwas aufgesetzt.
Störend an diesem eigentlich spannenden Buch sind vor allem die sehr häufigen Perspektivwechsel. Wir erleben kurze Momente aus der Perspektive wirklich jeder Figur. Diese Perspektivwechsel sind sehr abrupt und nicht durch Wechsel im Erzählduktus gekennzeichnet. Diese sprachliche Schwäche verweist auf einen weiteren Schwachpunkt des Romans: Die Autorin benutzt fast immer eher kurze Sätze, die kaum Atmosphäre und tiefere Einblicke in die psychische Verfasstheit der Protagonist*innen ermöglichen. So fehlt dem Roman manches an Lebendigkeit.
Ein Ärgernis ist der Klappentext, in dem suggeriert wird, dass Teresa sich in Gefahr bringt: Nicht sie ist am Ende in einer gefährlichen Situation mit Elisabeth, sondern Leo.
Trotzdem: ein spannender Schmöker.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.05.2022