Dunkelgrün wie das Meer

Autor*in
Wegmann, Ute
ISBN
978-3-423-64020-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schössow, Birgit
Seitenanzahl
79
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Linn fährt in den Sommerferien mit ihren Eltern ans Meer. Auf der Fahrt sinkt die Stimmung, bis die Eltern nicht mehr miteinander sprechen. Auch das Wiedersehen mit ihrer niederländischen Freundin gestaltet sich anders als erwartet: Sie ist nur noch mit einem anderen Mädchen zusammen und macht sich sogar über Linn lustig. Schließlich läuft Linn einfach davon, wird von einem Gewitter überrascht und findet Zuflucht in einem alten Strandhaus, wo ihre Eltern sie finden und sich vieles aufklärt.

Beurteilungstext

Das Buch ist aus Linns Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben. Ihrem Alter entsprechend sind die Sätze relativ kurz und in einfacher, aber sehr poetischer Sprache formuliert. Hauptanliegen der Autorin scheint es zu sein, jedem Leser Linns Gefühlswelt und ihre Sicht der Dinge nachempfinden zu lassen. So wird der Streit der Eltern auf der Hinfahrt weniger beschrieben als die Auswirkungen, die Linn empfindet. Sie hat das Gefühl, als breite sich Nebel im Auto aus (Seite 8). "Die Temperatur sank, auf meine Stirn legte sich Frost." (Seite 10) Linn registriert weniger die Worte der Eltern als ihre Gestik und Mimik, was selbst in einem erwachsenen Leser die Bedrückung immer spürbarer und heftiger werden lässt. Auch das schlechte Wetter vertieft die negative Stimmung.
Als sie endlich in ihrem gemieteten Ferienhaus ankommen, gibt es negative Vorboten: Linn picknickt allein im Garten, das Windspiel ist zerbrochen (Seite 22) und sogar die Blumen blühen nur in einem einzigen Gelbton.
Linns Vater fährt wegen eines wichtigen Projekts sofort wieder zurück, was die Mutter nur noch wütender und trauriger macht. Linn fühlt sich immer einsamer und hofft auf das Wiedersehen mit ihrer Freundin Smilla. Die ist jedoch nur noch mit einem anderen Mädchen zusammen. Beide tragen dieselben Badeanzüge, gehen Hand in Hand und haben rot lackierte Nägel. Als Linn einem fremden Hund hinter läuft, der ihren Baseballschläger geschnappt hat, wird sie von den Mädchen ausgelacht, weil sie eine Kappe und eine viel zu große Bluse ihrer Mutter trägt. Der Hund lässt schließlich den Baseballschläger fallen, schnappt sich dafür aber einen Ball und beißt ihn kaputt. Der Vater des Jungen, dem der Ball gehört, schimpft Linn fürchterlich aus, weil er glaubt, es sei ihr Hund.
Das ist zu viel für Linn. Sie läuft den Strand immer weiter entlang, bis ihr bewusst wird, dass sie die Gegend nicht mehr kennt. Ein schweres Gewitter bricht los, vor dem Linn in einem leer stehenden Strandhaus Zuflucht sucht. Wetter und Meer entsprechen Linns Gefühlslage. Faustgroße Hagelkörner prasseln wie Kanonen auf das Dach, "wie Hammerschläge eines Riesen" (Seite 67). Das Meer ist grauschwarz und bedrohlich. Als der Hagel in Regen übergeht, schläft Linn ein, bis ein Alptraum sie weckt, dessen Ursprung jedoch das Klopfen ihrer Eltern an die Tür des Strandhauses ist. Sie haben eine Suchaktion mit der Polizei gestartet und sind überglücklich Linn wohlbehalten zu sehen.
Die dramatische Handlung findet in den drei letzten Kapiteln ihr Happyend, indem sich die Eltern wieder versöhnt haben und Linn erfährt, dass das fremde Mädchen eine Klassenkameradin von Smilla ist, die für ein paar Tage mit ans Meer durfte, weil sie ein Jahr lang ganz allein bei ihrer Tante wohnen muss, da ihre Eltern als Forscher ein Jahr in Mexiko arbeiten, und Smilla die einzige ist, mit der sie spricht.
Während im Mittelteil der Erzählung Handlungselemente immer dominierender werden, stehen zum Ende hin wieder mehr Stimmungsschilderungen im Vordergrund. Dialoge überwiegen, was ein Zeichen dafür ist, dass die Familie wieder "funktioniert" und alle die Ferien genießen können.
Neben sprachlichen Mitteln gestalten auch die Zeichnungen von Brigit Schössow die Stimmung. So sind die Bilder bei der Fahrt in den Urlaub von dunkleren Braun- und Orangetönen dominiert und zeigen u.a. Linn, die sich immer einsamer fühlt. Strand und Meer sind in dunklen Grün-Blautönen gehalten, die bei der Zeichnung des Unwetters bis ins Schwarze gehen. In den letzten Kapiteln werden entsprechend der aufgeheiterten Stimmung deutlich hellere Töne bevorzugt.
Das Buch ist in 14 Kapitel unterteilt und auch jede Kapitelzahl ist von einer kleinen Zeichnung umrahmt, in der jeweils ein wichtiges Element des Kapitels eingefangen ist.
Viele junge Mädchen und Kinder dürften sich mit Linn identifizieren können, weil auch sie Streitigkeiten zwischen ihren Eltern kennen und Beobachtungen fehlinterpretieren und dadurch leiden. Umso wichtiger ist das versöhnliche Ende, durch das die Erzählung Mut macht, dass sich sehr oft doch noch alles zum Guten wendet.
Ein zum Nachdenken anregendes, spannendes, kurzweiliges und optimistisches Buch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Anmq.
Veröffentlicht am 01.10.2016

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