Dunkel

Schlagwörter

• Angst
• Gender/Geschlecht

Teaser

Das Dunkel wohnt in Leos Haus. Er versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Doch eines Tages besucht das Dunkel Leo in seinem Zimmer...

Beurteilungstext

Das Dunkel verkriecht sich an vielen Stellen: In den Ecken, unter dem Schrank, hinter dem Duschvorhang, aber vor allen Dingen im Keller. Jeden Tag sagt Leo dem Dunkel im Keller Hallo. Vielleicht lässt es ihn dann in seinem Zimmer in Ruhe? Er hat nämlich Angst davor. Doch eines Tages besucht ihn das Dunkel in seinem Zimmer - sein Nachtlicht geht kaputt. Das Dunkel spricht Leo an und bittet ihn mitzukommen. Es möchte ihm etwas zeigen. So gehen sie durch das dunkle Haus bis in den Keller, wo ein geheimnisvoller Schrank steht, in dessen unterster Schublade... sich neue Glühbirnen befinden. Von nun an leben Leo und das Dunkel ohne Angst gern miteinander.
Diese komische Geschichte personifiziert das diffuse Dunkel, das wohl jeder als bedrohliche Gefahr im Alltag kennt. Seine Präsenz leitet sich weniger aus einer Personifizierung ab, als aus dem allgegenwärtigen Ausschnitt, den es unseren Blicken entzieht. Denn das Dunkel sieht man weniger, als dass es anderes verbirgt. Und gerade darin liegt sein ängstigender Charakter. Leo hingegen erlebt das Dunkel - ihm ausgesetzt - nun anders. Stimmlich präsent wird es für ihn zur Brücke für seine Problemlösung, die ohne das Dunkel gar nicht denkbar gewesen wäre. So verliert das Dunkel seinen bedrohlichen Charakter - und wird normalisiert. Eine wichtige Erkenntnis.
Besonders eindrücklich wirkt die Geschichte wegen der grafischen Bilder Jon Klassens. Auf ihnen wird die Geschichte als ausschnitthafte Bilderfolge dargestellt. Linienbetonte Zeichnungen zeigen Leo und sein Haus, andere Personen spielen keine Rolle. Das Dunkel schneidet als schwarzes Hintergrundpapier mit glatten Schnitten die sichtbare Welt ab und verliert den Rest der Wirklichkeit in einem absoluten Schwarz. So wird eindrücklich die Ungewissheit und Unkalkulierbarkeit gezeigt, aber auch die Grenze zwischen Hell und Dunkel sinnlich fassbar gemacht.
Insgesamt ist dieses Buch eine schöne Einladung, das für alle Kinder wichtige Thema der Bedrohung einmal ganz ungewöhnlich und doch so alltäglich in den Blick zu nehmen. Dafür sei das Buch nachdrücklich empfohlen.