Du musst die Wahrheit sagen

Autor*in
Wahl, Mats
ISBN
978-3-446-23669-1
Übersetzer*in
Kutsch, Angelika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
232
Verlag
Hanser
Gattung
Taschenbuch
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Tom zieht mit Mutter und Halbgeschwistern in das von der Großmutter geerbte Haus. Neben den ständigen Auseinandersetzungen mit seinem Halbbruder Morgan gerät er in der neuen Schule in eine Prügelei und wird als Rassist beschuldigt. Der alte Nachbar entpuppt sich als sein Großvater, und der neue Liebhaber seiner Mutter, ein Polizist, vergreift sich an seiner Schwester. Da dreht Tom durch.

Beurteilungstext

Wie oft bei Mats Wahl, dem erfolgreichen Jugendbuchautor aus Schweden, ist auch diese Geschichte aus der Welt pubertierender Jugendlicher und ihrer Eltern, Lehrer keine leichte Kost und alles andere als aufbauend. Dabei führt uns der Autor über seinen Ich-Erzähler Tom ganz allmählich in dessen neue Welt ein. Die ständigen Reibereien der beiden Halbbrüder, die Aggressivität Morgans, der nach Tom dumm und gewalttätig ist, bestimmen schnell den Ton in der Familie. Die Mutter, eine attraktive Friseuse mit wechselnden Männern, die durch das Erbe zu Geld, einem Haus und einem Laden gekommen ist, kann sich kaum durchsetzen. Zum Leidwesen der Kinder taucht sehr schnell ein attraktiver Polizist auf, der sich in ihrem Haus wohl zu fühlen scheint. Für Tom wird der alte Nachbar Berger, ein ehemaliger deutscher Pilot, zur Entdeckung. Gerade im Umgang mit ihm wird Toms Umgänglichkeit und Hilfsbereitschaft deutlich, ohne dass jemals solche Bezeichnungen fallen. Vieles wird nur durch Dialoge lebendig und sichtbar. Bergers Behauptung, er sei sein Großvater, macht die Situation für Tom noch verwirrender.
Szenen aus der neuen Klasse und Schule erschrecken. Auch die SchülerInnen und die LehrerInnen werden vor allem durch ihr Verhalten und ihre Äußerungen charakterisiert: neben den drei Ton angebenden Typen, die rücksichtslos pöbeln, streiten, prügeln, dem schwarz gekleideten “Nazi”, dem Kopftuchmädchen, dem wehrlosen “Opfer”, gibt es die Gruppe der Schweigenden, die sich rauszuhalten suchen. Auch die Lehrer kommen nicht gut weg. Sie sind hilflos wie die junge Lehrerin, die bei den Pöbeleien der Jungs immer röter wird, oder sie sind unfähig und schauen weg, wenn der kleine Patrick geschlagen wird. Das kann Tom nicht, woraus sich eine Prügelei ergibt, die zur Eskalation führt.
Der Autor steuert die Handlung ganz allmählich zum dramatischen Höhepunkt. Der Abspann wirkt dagegen harmlos, enthält aber immer noch viel Zündstoff, denn Tom muss seine Geschichte bei der Polizei, beim Jugendamt erzählen und wird zum Psychiater geschickt.
In die Handlung baut der Autor Motive ein wie die graue Katze, die von der Schlange gebissen wird, oder das Bild van Goghs mit dem abgeschnittenen Ohr, das in Toms Zimmer hängt. Auch Toms Umgang mit dem Gewehr Bergers wird ganz allmählich und sehr glaubhaft aufgebaut. Es entsteht das Bild eines intelligenten Jungen, der sehr allein ist, und sich gegen Gewalt mit Gewalt zur Wehr setzt.
Die kluge und treffende Übersetzung von A.Kutsch wird besonders auch in den Dialogen deutlich, die die Sprache des Buches prägen.
Nur die Wahl des Titels wirkt aufgesetzt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Wahl, Mats

Wahl, Mats

Sturmland - die Lebendigen

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland die Reiter

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland - Die Gesetzgeber

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland- Die Kämpferin

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland die Reiter

Weiterlesen
Wahl, Mats

Die Reiter

Weiterlesen