Drei Zeichen sind ein Wort

Autor*in
Lewin, Waltraut
ISBN
978-3-570-13078-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
420
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
0,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der erste von drei Teilen der Familien-Saga über die Laskers. 1923 erfährt die 16-jährige Leonie von ihren jüdischen Wurzeln und muss sich entscheiden: zwischen ihrem Vater, der jegliche Verbindung zum Judentum leugnet und sich dem aufstrebenden Nationalsozialismus anschließt und ihrer gerade in Berlin gefundenen jüdischen Familie. Der rote Faden durch die Geschichte ist Leonies Auftrag, drei goldene Zeichen zu finden, die mit der Familie Lasker mittlerweile in ganz Europa verstreut sind.

Beurteilungstext

Berlin, 1923: Der politische wie gesellschaftliche Mittelpunkt Deutschlands hat es zur Weltstadt gebracht. Auf den Bühnen der Stadt spielt die kulturelle Elite modernstes Theater - ein Traum für die 16-jährige Leonie Lasker aus dem Arbeiterbezirk Neukölln. Irgendwann steht auch sie auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten, das weiß Leonie. Vorerst jedoch gibt es ganz andere Probleme, denn das Berlin, das Waldtraud Lewin in ihrem neuesten Jugendbuch "Drei Zeichen sind ein Wort" beschreibt, ist auch eine geteilte, eine traurige Stadt: Hier die Menschen mit einem Job, dort die vielen Arbeitslosen, zu denen auch der Vater der Protagonistin zählt. 1923, das ist die Zeit der Inflation, es ist die Zeit großer sozialer Unruhen und der Beginn des aufkeimenden Antisemitismus. Es ist ein Jahr, das Leonie Lasker zu einem anderen Menschen machen wird.

In diesem Sommer bekommt die Familie Post von entfernten Verwandten aus Südfrankreich, die Leonie zu sich einladen. Ihr Vater - die Mutter ist vor einigen Jahren gestorben - ist gegen die Reise, doch sie setzt sich durch. Was sie in den Pyrenäen erlebt, ist indes schier unglaublich: Ihre Großtante eröffnet Leonie, dass sie jüdische Wurzeln hat und auserwählt ist zu helfen, ein Golem entstehen zu lassen, ein Lehmwesen zur Rettung des Judentums vor der grausamen Vernichtung. Die Aufgabe des Mädchens ist es, im Umfeld ihrer Familie drei goldene Zeichen zu finden.

Jüdische Mystik, Kabbala - kaum etwas ist der pragmatischen Leonie ferner. Kein Wunder also, dass sie zunächst gegen die Neuigkeiten rebelliert. Doch ihre Verwandte hat schreckliche Visionen, die sich auf Leonie übertragen, und so willigt sie schließlich ein zu helfen. Zurück in Berlin, kommt es zum Eklat: Ihr Vater, weiterhin arbeitslos, bestreitet sämtliche jüdische Vergangenheit und verbietet ihr, sich überhaupt mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie recherchiert heimlich und findet eine zweite Familienlinie in der Stadt: die Laskarows. Das Schicksal will es, dass dieser Familienzweig ein jüdisches Künstlertheater betreibt, und so kann sie sich einschleichen, wenn auch unter falschem Namen, denn auch der jüdische Teil der Familie will von dem anderen nichts wissen.

Als "Mädchen für alles" gewinnt sie nicht nur das Vertrauen der Laskarows, sondern auch das Herz des Sohnes der Familie, ihrer ersten Liebe. Sie nutzt ihre Chance und steht bald nicht nur hinter der familieneigenen Bühne, sondern auch mit ihrem Liebsten darauf - alles wäre so schön, wenn da nicht der dunkle Rahmen der Geschichte wäre: Die Nationalsozialisten üben einen ersten Aufstand gegen alles Jüdische, auch in Berlin. Es kommt zum endgültigen Bruch mit ihrem antisemitisch gestimmten Vater, Plünderungen und Repressalien beginnen. Leonie muss schreckliche Dinge mitansehen, ein erster Pogrom schwappt über das jüdische Berliner Scheunenviertel und zerstört das Glück.

Waldtraud Lewin, gerade 70 Jahre als geworden und seit mehr als 30 Jahren eine gefragte und mehrfach ausgezeichnete Jugendbuchautorin, hat sich wahrlich viel vorgenommen mit diesem Roman. Eine mystische Rahmenhandlung, eine herzergreifende Liebesgeschichte, ein erdrückendes historisches Dokument - jedes Genre für sich hätte ein eigenes Werk gerechtfertigt. Lewin schafft es dennoch brillant, alles zu einem Jugendbuch zu vereinen, das von der ersten bis zur letzten der über 400 Seiten lesenswert ist. Abwechselnd lässt sie die Hauptdarstellerin Leonie und einen neutralen Erzähler zu Wort kommen - eine Abwechslung, die dem - etwas ungewohnt komplett im Präsenz gehaltenen - Lesefluss gut tut. Mit seiner bildhaften Sprache fesselt das Buch und wühlt auf. Zeit zum Verarbeiten haben die Leser anschließend genug, denn "Drei Zeichen sind ein Wort" ist nur der erste Teil einer Saga, auf deren Fortsetzung man gespannt sein darf.

Der Verlag - cbj - empfiehlt das Buch ab 12 Jahren - vielleicht etwas früh angesichts der doch recht genauen Beschreibung der Gewalt. Für eine Behandlung im Deutsch- und Geschichtsunterricht ab der 9. Klasse scheint Lewins Roman jedoch ideal geeignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von dk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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