Dieser Sommer mit Jente

Autor*in
Koens, Enne
ISBN
978-3-8369-6126-4
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Kuiper, Maartje
Seitenanzahl
180
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Buch über eine Mädchenfreundschaft? Oder über einen Befreiungsschlag?
Antwort auf diese Frage gibt es am Ende.

Beurteilungstext

Marie muss umziehen. Ihre Mutter will ihrer Arbeitsstelle näher sein, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Marie ist untröstlich, muss sie sich doch von Zoe, ihrer allerbesten Freundin verabschieden.
Das neue Haus befindet sich in einem gerade erschlossenen Baufeld, ihre Familie gehört mit zu den ersten Bewohnern.
Schon am ersten Tag lernt sie Jente kennen, ihre vermeintlich gleichaltrige Nachbarin. Sofort entsteht zwischen den beiden Mädchen eine enge Beziehung. Obwohl sie grundverschieden sind - Jente spontan, wild, rücksichtslos, beleidigt, egozentrisch, bestimmend; Marie nachgiebig, verständnisvoll, überlegt - verbringen sie jeden Ferientag miteinander. Dabei wird Marie mehr und mehr von Jente manipuliert, in eine regelrechte emotionale Abhängigkeit gezogen. Nur allmählich bemerkt sie das, ringt mit sich: Sind wir echte Freundinnen? Muss ich ihr das beweisen, indem ich ihre verrückten Ideen vorbehaltlos mitmache und mich völlig unterordne? Oder hält unsere Freundschaft auch ein Nein aus?

Durch den Prolog ist man von Beginn an auf ein dramatisches Geschehen vorbereitet und folgt den Mädchen voller Spannung durch ihre abenteuerlichen Tage und Nächte.
Das Ringen Maries mit sich selbst, ihre Hilfesuche bei ihrem Vater (ihre Mutter hat nach wie vor zu wenig Zeit für die Familie), ihr schlechtes Gewissen ihrer Freundin Zoe gegenüber – all das ist glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.
Das Verhältnis Jentes zu ihren Eltern bleibt allerdings seltsam im Nebel, auch der Grund des Schulverweises wird nur angedeutet – da hätte man sich etwas mehr Tiefe gewünscht. Zumal Jente macht, was sie will, trotz der Verbote ihrer Eltern und ihrer erstaunlichen panischen Angst vor deren Strafe.

Das Buch gliedert sich in drei Teile und 27 kurze Kapitel und ist mit leichten, hellen Aquarellen sparsam illustriert. Jeder Teil wird mit einem Gedicht eingeleitet. Erzählt wird in einer sehr schönen, poetischen Sprache.

Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch über eine vermeintliche Freundschaft, aus der sich Marie letztendlich konsequent befreit. Das Buch kann als Klassenlektüre empfohlen werden, wenn es auch mit 180 Seiten etwas lang ist.

Die Autorin schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene, außerdem Theaterstücke, Lieder und Drehbücher. Ihr Kinderroman „Ich bin Vincent und ich habe keine Angst“ (mehrfach bei der Ajum rezensiert) war 2020 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und erhielt den Leipziger Lesekompass.
Das vorliegende Buch wurde in den Niederlanden mit dem wichtigen Preis „Vlag en Wimpel“ ausgezeichnet .

Maartje Kuiper arbeitet als Illustratorin und Grafikerin für Zeitschriften und Buchverlage.

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Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Pliefke; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 14.02.2023