Diebe, Lügner und Helden wie wir

Autor*in
Baker, Matthews
ISBN
978-3-522-18423-6
Übersetzer*in
Freund, WielandWandel, Andrea
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
361
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nicholas hat keine Freunde, was soll man von jemandem halten, der alle Primzahlen auswendig weiß, Geige spielt und mit einem Baum spricht? Der 11-Jährige ist seinen Mitschülern in der 7ten Klasse eher unheimlich. Nur Jordan und Zeke reden mit ihm, wenn sie ihn brauchen. Dann soll sein Großvater, der jahrzehntelang im Gefängnis saß, ins Seniorenheim, will aber lieber in sein altes verfallenes Zuhause. Jordans Opa leistet ihm Gesellschaft und alle suchen nach den Erbstücken aus Nicholas’ Familie.

Beurteilungstext

“Wenn du das hier findest”, bin ich vermutlich tot. Gleich zu Beginn erklärt der 11-jährige Nicholas, worum es in seiner Geschichte geht: um das Wiederfinden verlorener Erbstücke - und um nichts weniger als das nackte Überleben. Denn sein Vater ist arbeitslos geworden und sie werden ihr Haus verkaufen müssen, was Nicholas in Panik versetzt. Er will nicht wegziehen, unter einem Baum im Garten ist sein totgeborener kleiner Bruder begraben.

In dieser Situation lernt er seinen 89-jährigen Opa Rose kennen, den Vater seiner Mutter, der ihm von wertvollen Familienerbstücken erzählt. Doch seine Erinnerungslücken sind zu groß, auch als Jordans Großvater, ein ehemaliger Bibliothekar, ihm hilft sein Leben aufzuschreiben, passen die einzelnen Bruchstücke nicht recht zusammen. Da ist die Rede von Tätowierungen, die sie erst finden, nachdem Opa Roses Bart abrasiert wurde; von einer Schatzkarte, doch sie wissen nicht, auf welcher der zahllosen Inseln im Michigansee sie suchen sollen, trotzdem wagen sie sich in einem Ruderboot aufs Wasser hinaus. Schließlich stellt sich heraus, dass der Opa als junger Mann Schmugglern geholfen hatte, deren Beute in Tunneln am Strand zu verstecken. Die ersten Siedler aus Skandinavien, Jordans Vorfahren wie auch Nicholas Vorfahren aus Italien, hatten ihre Toten dort vergraben. Die Tunnel gibt es immer noch. Die drei Jungen sind verzweifelt, aber sie geben nicht auf - obwohl sie sich ständig mit missgünstigen Jungen aus ihrer Klasse herumschlagen müssen - und nach und nach lassen sich die Puzzleteile zusammensetzen.

Der Icherzähler ist wirklich sehr speziell - und er weiß es, er spricht mit sich selber und mit dem Baum, der für ihn seinen Bruder verkörpert, und hat Theorien, die anderen Kindern Angst machen. Als er seinen Großvater in dessen ehemaligem Zuhause versteckt, bekommt er jedoch Hilfe von seinen Mitschülern und lernt nicht nur seinen Opa, sondern auch sich selbst immer besser kennen und einzuschätzen. Das Geisterhaus ist ein wichtiger Schauplatz, vor dem wir Leser uns allerdings nicht gruseln, wir sind inzwischen bereits so sehr von der Geschichte gefesselt, dass wir mit Nicholas fühlen und nur für ihn auf einen irgendwie guten Ausgang hoffen.

Etwas Besonderes sind auch die unterschiedlichen Schrifttypen, die in dem Buch verwendet werden. Opa Roses Erinnerung z.B. stellt sich im Schrägdruck vor, laute Ausrufe natürlich in Großbuchstaben, aber weil Nicholas auch Geige spielt und dabei die Bedeutung der jeweiligen Spielanweisungen lernt (forte, allegro, pianissimo usw.), kommentieren diese in Miniaturschrägdruck unter den Verben den Handlungsablauf, eine ebenso originelle wie bestechende Idee.
“Diebe, Lügner und Helden wie wir”, - also wie Nicholas, Jordan und Zeke - handelt von tapferen Jungen, die sich manchmal zwischen böse und böse entscheiden mussten, wenn es darum ging, jemanden zu retten, den man liebt. Und die letztendlich die Gewissheit haben, dass sie das Richtige taten.

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Diese Rezension wurde verfasst von OAL.
Veröffentlicht am 01.10.2016