Die wilden Schwäne

Autor*in
ISBN
978-3-480-22242-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ovani, Germano
Seitenanzahl
44
Verlag
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Esslingen
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Elf Prinzen verwandelt die böse Stiefmutter in wilde Schwäne - und die Prinzessin wird dem König erst abspenstig gemacht und dann vertrieben. Doch Liebe und Gottvertrauen behalten letztlich die Oberhand. Und geheiratet wird auch noch.

Beurteilungstext

Es handelt sich um grenzenlose (Geschwister-) Liebe, die auch großes eigenes Leid und selbst das Sterben in Kauf nimmt, um ihre Brüder zu erlösen. Gut, es kommt letztlich nicht dazu, aber die Botschaft ist deutlich: Wenn du wirklich und ernsthaft bereit bist, dann musst du auch bereit sein, selbst dein Leben in die Wagschale zu werfen. Das fällt um so schwerer, je mehr Möglichkeiten sich auftun, eigene Schmerzen zu beenden oder - wie hier außerdem - der neuen Liebe den Vorzug zu geben vor der alten. Wenn ich dem jungen König sage, um was es sich handelt, wird er sogleich verstehen. Aber damit wird genau das misslingen, um deretwillen man es tut. Eine ausgesprochen missliche Lage, in der sich die junge Prinzessin befindet. Sie schindet sich, flicht aus Brennnesseln trotz aller Schmerzen die Jacken, um ihre elf Brüder vom Schwanendasein zu befreien. Dabei darf sie jedoch kein einziges Wort sprechen, und sie hätte damit fast ihr Leben verspielt und die Liebe zum und vom König zugleich.

Land, Luft und Wasser sind die Elemente der Handlung, dazu kommt vielleicht das Feuer, denn die junge Prinzessin soll verbrannt werden. Der italienische Illustrator aus Schottland nimmt mehrmals Fische in seinen Bildern mit auf, die merkwürdigerweise aus den Wolken fallen, aus dem Rand in den Wüstensand hineinragen oder das Wasser mit einem Sprung in die Luft verlassen oder auch zurückkehren. Den Schwänen gibt Germano Ovani Attribute der Welt, aus denen sie stammen: kleine Kronen, halbe Umwandlungen, Schutzhaltungen, Erhabenheit. Dabei hat er es nicht nötig, Wege durch Strichelungen in seinen Bildern darzustellen, sie würden auch ohne sie deutlich.
Wunderbar sind seine Verschmelzungen von "Realität" und Traum, von Sein und Verzaubertsein. Große, blasse Frösche, Kröten, Inbegriff von Ekel, nisten sich zwischen die Schlosstürme. Ihre Schwimmhäute zwischen den Zehen finden sogar ihren Widerhall in den Kronen von König und böser Stiefmutter. Dem nassen Element ordnet er der Zeichner auch mit den glatten, stummen, aggressiven Fischen mit den starren Augen Negatives zu. Sie scheinen auf der Suche nach der Prinzessin zu sein, bedrängen sie schon lange, bevor sie die gefährlich Flugreise über das Wasser unternimmt. Die Schwäne, vor allem der jüngste Bruder, verteidigen sie mit deutlichem Zischen gegen das stumme weite Öffnen des Mauls.
Ovani gibt sowohl Text als auch den Bildern einen deutlichen rechteckigen Rahmen, durchbricht diesen aber mehrfach, indem er Türme hinausragen lässt oder Fische von draußen hinein, einen Hut oder die Hand mit dem Stock sowie Wellen. Hellblaues blasses Wasser gründet sogar eine ganze Doppelseite, Textseiten gibt er eine Grundfarbe (meist blaugrün, verlaufend).
Zugleich scheut er sich nicht, kitschige Elemente in seine Bilder einzubauen (der Hirsch, das Häschen, das stolze Ross, das emporragende Schloss auf dem Hügel, die lange, flatternde Fahne mit der Zweiteilung.
Gut, dass alles so endet, dass wir zufrieden sind, denn sonst hätten wir bestimmt noch ganz viele Fragen zur Geschichte selbst (eine Reihe von losen Handlungssträngen) wie zu den Bildern. Aber wenn unsere Heldin mit "Frieden und Glückseligkeit im Herzen" erwacht und ein "Freudenzug zum Schloss" führt, "wie ihn noch kein König gesehen hatte", dann gibt es ja nicht mehr viel zu meckern.
Schön.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010