Die Welt bei uns zu Hause. Vorlesegeschichten über andere Kulturen
- Autor*in
- Orosz, Susanne
- ISBN
- 978-3-7707-3423-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Scharnberg, Stefanie
- Seitenanzahl
- 144
- Verlag
- Ellermann
- Gattung
- Buch (gebunden)
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2016
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Teaser
Zwanzig schöne Vorlesegeschichte für Kita, Bibliothek und zu Hause.
Geschichten, in denen von Kinder erzählt wird, deren Eltern oder Großeltern aus vielen Ländern nach Deutschland gekommen sind.
Beurteilungstext
Kinder in Deutschland erleben inzwischen überall kulturelle Vielfalt: In der Kita, im Turnverein, in ihren Freundschaften. Es ist normal, dass es Kinder gibt, deren Eltern oder Großeltern nicht in Deutschland geboren sind. Und genau davon erzählen die Geschichten von Susanne Orosz. Zu Hause, das ist nicht die Ferne, sondern das ist hier - im eigenen Kindergarten in Deutschland, in der Oper, bei der Freundin.
Ein Buch mit Geschichten über andere Kulturen, das ist schwierig, weil die Benennung einer anderen Kultur eine Grenze markiert, ein Anderssein und die Menschen kommen "von draußen". Das Explizit-Machen anderer Kulturen ist also immer auch mehr oder weniger Exklusion. Das lässt sich nicht vermeiden, aber es lässt sich klein halten.
Genau das gelingt Orosz weitgehend gut. Einerseits durch die Vielfalt kultureller Hintergründe von Österreich über Schweden, Italien und Polen, Russland bis in den Senegal und nach Mexiko. Dabei reisen wir nicht dahin, sondern Kinder erleben in Familien, in Kitas etwas, das mit der fremden Kultur verbunden ist.
Da ist die Geschichte von der Englischlehrerin Miss Poppy, die in den Kindergarten kommt und eine kindergartengerechte Englischstunde macht. Noah lässt sich nur langsam für die fremde Sprache begeistern. Oder: Timon darf mit Meryems Familie das kurdische Neujahrsfest feiern und wichtig ist natürlich auch der gemeinsame Sprung über das Feuer, denn "Meryem meint, dass die Freundschaft besonders lange hält, wenn man zusammen über das Feuer springt." Und Lilly darf nicht nur bei ihrer Freundin An lernen, wie man eine chinesische Nudelsuppe mit Stäbchen isst, sondern hört dabei auch die Geschichte, warum die Mama von An vor dem Teetrinken mit dem Knöchel auf den Tisch klopft.
Alle Geschichten sind nah am Alltagsleben der Kinder situiert; es sind Situationen aus der Kita, ein Ausflug mit der Oma oder der Besuch bei einer Freundin. Angenehm ist, dass das kulturell "Fremde" in den Familien meist die Ausnahme ist, ein besonderes Fest oder der Besuch des Bolschoi-Balletts. Oder es sind Alltagsangebote wie die Sambagruppe und der Englischunterricht in der Kita.
In fast allen Geschichten spielt Freundschaft eine wichtige Rolle, oft zwischen einem Kind mit einem Mädchennamen und einem Kind mit einem Jungennamen. Die Geschichten werden in einfachen Satzstrukturen erzählt, die auktoriale Erzählinstanz ist nah an einer der Figuren, wodurch deren Gefühle und Gedanken auf das Geschehen sichtbar werden - ein Angebot an frühe Perspektivenübernahme.
Ein wenig problematisch ist es allerdings, dass "andere Kulturen" hier durchgängig andere ethnische Kulturen sind und zum Teil auf eher folkloristische und kulinarische Erfahrungen zielen. Positiv ist hingegen, dass immer wieder Wörter anderer Sprachen in den Text einfließen und dadurch sprachliche Vielfalt erlebbar wird.
Die Illustrationen von Stefanie Scharnberg bilden zentrale Szenen aus den Geschichten ab, bleiben aber im Hintergrund und sind so vor allem für mitlesende Kinder interessant.
Insgesamt ist dieses Buch für das Vorlesen in Kita und Bibliothek eine Bereicherung, aber auch zu Hause vor dem Einschlafen, in den Ferien oder einfach bei Langeweile werden sich Kinder freuen, diese Geschichten vorgelesen zu bekommen.
Christoph Jantzen, AJuM Hamburg