Die Weihnachtsagentur

Autor*in
Bertram, Rüdiger
ISBN
978-3-401-60621-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bierkandt, Julia
Seitenanzahl
194
Verlag
Arena
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Würzburg
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fast unvorstellbar, aber wahr: Die Eltern von den Zwillingen Olga und Oskar sind mit ihrer Firma so beschäftigt, dass sie sämtliche Festtage vergessen. Dabei wünschen sich die Kinder so sehr eine schöne Adventszeit und ein tolles Weihnachtsfest. Die Eltern möchten diesem Wunsch nachkommen und engagieren eine Weihnachtsevent-Planerin. Aber so haben sich das die Kids nicht vorgestellt. Ist das Fest noch zu retten?

Beurteilungstext

Diese witzige und liebevolle Adventsgeschichte ist absolut empfehlenswert. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich das Buch begeistert. Ich denke, die junge Leserscharr wird sich ebenso köstlich amüsieren. Die Bandbreite an Themen, die der Inhalt aufgreift und gut nachvollziehbar beschreibt, ist vielschichtig. Da haben wir die Geschwister Olga und Oskar, die gerade mal 20 Minuten auseinander geboren wurden; allerdings die Schwester zuerst und am Silvesterabend und der Bruder hinterher, zum Neujahrstag. Damit foppt Olga bei jeder Gelegenheit und hänselt den „kleinen Bruder“. Das wiederum führt kontinuierlich zu Streitereien und Rangeleien, sehr zum Leidwesen der Lehrer oder Fiete etc. Wir können die Ohnmacht/ Wut Oskars nachvollziehen, wenn er immer als das „Kleinkind“, der „Jüngste“, das „Baby“… von Olga hingestellt wird. Mit ihren 9 Jahren sind die Geschwister noch in der Stichel- und Prügelphase. Sie werden es noch lernen, gelassener zueinander zu sein und sachlich mit den Tatsachen umzugehen. „Geschwisterliebe und Geschwisterstreit“, wie man so schön sagt. Aber beide Kinder haben sich eine Natürlichkeit und auch den wahren Sinn des Weihnachtsfestes bewahrt, trotz der finanziellen Unbeschwertheit. Ihnen ist es wichtig, Zeit mit den Eltern zu verbringen. Das ist ihr größter Wunsch. Es soll eine schöne Adventszeit werden und ein tolles Weihnachtsfest geben. Die Eltern haben vor lauter Arbeit in ihrer Firma schon so viele Feste vergessen, selbst ihre eigenen Geburtstage. Das soll nicht wieder vorkommen. Den arbeitsamen Eltern tut das dann auch leid und die Kinder sehen auch selbst, wie müde und überarbeitet ihre Anja und Jochen sind. Da müssen die Kinder sie halt durch viele Hinweise vielfach an die Adventszeit erinnern, denken die Zwillinge. Es ist immer wieder schön mitzuverfolgen, was sich die Geschwister ersinnen und wie sie gemeinsam diese Ideen umsetzen. Teilweise erhalten sie Unterstützung durch Fiete, den Angestellten der Familie als „Mädchen für Alles“. Selbstgebastelte Geschenke, Kinderzeichnungen oder auch der gewerkelte Adventskranz der Kinder – das sind „Schätze“, die Fiete zu würdigen weiß. Er hat die beiden Kinder in sein Herz geschlossen und weiß, mit ihnen umzugehen. Auch wenn er als ehemaliger Seefahrer eine „harte Schale“ hat, so besitzt er doch einen „weichen Kern“. Fiete lässt sich nicht Blenden, Bestechen oder Benutzen. Er ist genügsam und braucht nicht viel, um sich behaglich zu fühlen und zufrieden zu sein. Zu gerne halten sich die Kinder bei ihm und der Dogge Moby Dick in dem kleinen Gartenhäuschen auf, das der Angestellte auf dem Anwesen der Familie bewohnt. Fiete nimmt sich Zeit für die Kinder, interessiert sich für sie und ihre Anliegen, es gibt Kakao, Moby Dick ist da und dann auch ein gemütliches Kaminfeuer oder eine heiße Suppe, ein kleiner Weihnachtsbaum etc. Ganz anders als in ihrer großen Villa. Leider haben all die Mails, Notizzettel im ganzen Haus, die verteilten Schoko-Weihnachtsmänner/ Frauen von den Geschwistern für Mama und Papa, zur gedanklichen Unterstützung, ihr Ziel verfehlt. Die Eltern haben sie kaum wahrgenommen und so den ersten Advent tatsächlich wieder vergessen. Komischerweise wurde es aber doch noch ein schöner Sonntag, mit dem gefummelten, schiefen Kranz der Kinder zum leckeren Frühstückstisch von den Beiden. Und später, bei Film und Spielen, erlebten die Vier etliche schöne Stunden mit Spaß und Gesprächen miteinander. So sollte es die ganze Adventszeit hindurch sein, gekrönt mit einem schönen Weihnachtsfest. Das wünschen sich die Kinder und erhalten dazu auch das Versprechen ihrer Eltern. Dafür scheuen diese keine Kosten und engagieren eine Weihnachts-Eventplanerin. Sehr schnell stellen die Kinder und Fiete fest, dass Frau von Schnörkel großartige Ideen hat, das Geld mit vollen Händen ausgibt für die ausgefallensten Aktionen, aber die wahre Freude und Begeisterung will sich bei den Kindern nicht einstellen. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Es geht uns Lesern ähnlich wie den Kindern; zum Einen sind wir erst einmal entzückt und erstaunt, was Geld ermöglicht und wir müssen auch lachen über den Firlefanz und das Brimborium, dass Frau von Schnörkel inszeniert. Ein lebender singender Adventskalender, wo die Sängerin tagtäglich ein-und ausgeflogen wird, wo in dem Haus dazu extra noch Fenster aus den Mauern geschlagen werden, damit die Anzahl von „24 Türchen“ erreicht wird. Dann gibt es einen Riesenadventskranz über dem Küchentisch, bei dem die Kinder eher befürchten, dass die Dübel ihn nicht halten werden. Auch der haushohe Weihnachtsmann, dessen Generator die Familie nachts nicht schlafen lässt oder ein Weihnachtsmarkt auf dem Familiengrundstück, direkt vor der Villa. Wer kann das schon von sich behaupten? Zum Weihnachtsgeschenke basteln für die Eltern hat die Planerin extra den bekannten „Bastelking“ einfliegen lassen. Aber auch diese überteuerte Aktion hat ihr Ziel verfehlt. Das eigentliche Idol der Kinder präsentiert sich und seine Versprechungen ganz anders, wie im Fernseher. Und wenn man denkt, es geht nicht noch ausgefallener und teurer, der irrt. Motto von Frau von Schnörkel scheint zu sein: „ Höher, Schneller, Lauter, Greller, Teurer, Größer, Berühmter…“; Hauptsache ausgefallener und auffallender. Und leider haben auch die verqueren Tiefschläge, damit meine ich das so ganz andere „Krippenspiel in der Schule“ und die chaotische Familien-Weihnachtsfeier in der Villa, bei ihr nicht zur Einsicht verholfen. Während die Familie mit dem Bundespräsidenten in Fietes gemütlichem Zuhause ein unvergessliches schönes Weihnachtsfest verbringt; dieses hat sich aus der entstandenen Not heraus ganz spontan, ohne Planung und finanziellen Aufwand ergeben, hat die Weihnachtsplanerin noch immer nicht den eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes verstanden. Ihr ruhiges und zurückhaltendes Verhalten im Kreise der Anderen hat sie lediglich neue Geschäfts Ideen heranreifen lassen, die sie Fiete als Co-Partner vorschlägt. Tja, manche Leute sind halt nicht belehrbar und nicht zu retten. Somit ist aber der Wunsch der Kinder in Erfüllung gegangen und die Eltern werden sich auch wieder bewusst geworden sein, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann. Eine wiederholte Beauftragung an eine Planerin scheint eher ausgeschlossen. Zum Glück haben sich diese ganzen Ausgaben wenigstens für die kostenlosen Weihnachtsmarktbesucher gelohnt. Wir können es gar nicht ermessen, was die Auftraggeber der ganze inszenierte Rummel von Frau von Schnörkel gekostet hat. Aber Ende gut – alles gut. Zu Recht trägt das Buch den Untertitel: „Das schönste/ schlimmste Fest aller Zeiten“. Es kommt auf den Blickwinkel darauf an und was, wer als schön und wichtig betrachtet. Die Komik der Handlung spiegelt sich auch den vielen schwarz-weiß Illustrationen im Buch wieder. Mimik und Gestik sprechen für sich. Viele amüsante Szenen sind gut nachvollziehbar dargestellt und bringen uns erst recht zum Lachen. Beispielsweise: Frau Schnörkel hält mit spitzen Fingern das widerliche Ding von Adventskranz zum Wegwerfen von sich oder der Spaziergang im Wald zum Baum fällen… Aber auch anrührende Szenen dürfen wir auf uns wirken lassen, wie die glücklichen Weihnachtsmarktbesucher oder die Geschwister in glückseliger Eintracht mit Moby Dick kuschelnd, die müden und verstrubbelten Eltern am Frühstückstisch etc. Das Buch ist toll und vermittelt auf komische Art und ohne moralischen Zeigfinger, was Weihnachten ausmacht. Sehr schön und absolut empfehlenswert. Vielen Dank.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 26.01.2023

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