Die Warnung
- Autor*in
- Banscherus, Jürgen
- ISBN
- 978-3-401-02482-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 194
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 6,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Als der 14-jährige Simon vor dem Geschäft des zwielichtigen Fotographen Kapitza eine abgetrennte Menschenhand findet, ahnt er noch nicht, dass er bald in große Gefahr gerät. Auch die religiöse Gemeinschaft, zu der sich seine Mutter in letzter Zeit zugehörig fühlt, scheint etwas zu verbergen.
Beurteilungstext
Als "Thriller" wird der neue Roman von Jürgen Banscherus bezeichnet und seine spannende Erzählweise bekräftigt dieses Etikett. Der Leser wird zu Beginn direkt in das Geschehen hinein katapultiert, durch zahlreiche Zeitsprünge, die die lineare Ordnung durchbrechen, erfährt er nach und nach Simons Geschichte. Dessen Mutter, Mirjam, ist Kriminalkommissarin und zunehmend durch ihren Beruf und persönliche Sorgen, die sie vor ihrem Sohn verheimlicht, überfordert. Simon ahnt nichts davon, wie jeder Teenager lebt er sein eigenes Leben und wundert sich nur über kleine Veränderungen im Verhalten seiner Mutter. Aber als sich die merkwürdigen Ereignisse in ihrer Nähe häufen, erkennt er, dass diese mit seiner Mutter in Verbindung stehen. Die Verknüpfung zwischen der Darstellung des Miteinanders der Beiden und der drohenden Gefahr ist dem Erzähler durchweg gelungen. Man kann sich sowohl mit Simon identifizieren, der aus Sorge um seine Mutter dieser zu einer Versammlung der Thomas-Brüderschaft verfolgt und nicht verstehen kann, welche Faszination dessen Anführer auf seine Mutter ausübt. Aber auch Mirjams Empfindungen sind für den Leser nachvollziehbar, besonders deutlich werden diese in vielen kursiv gedruckten Passagen, in denen sie die Gedanken äußert, die sie Simon nicht mitteilen will. Dadurch, dass nicht sofort deutlich wird, von wem diese Gedanken stammen, verstärkt sich die Spannung und die Dynamik der gesamten Erzählung.
Der so entstehende Perspektivwechsel zwischen Mutter und Sohn ermöglicht es, beide Positionen in Bezug auf die kriminellen Machenschaften der Sekte nachzuvollziehen: zum einen Simons, der skeptisch ist und dessen Misstrauen schließlich zur Enttarnung des Verbrechers führt, auf der anderen Seite aber seine Mutter, die selbst ein Opfer der Anziehungskraft der schmeichlerischen Worte des "Predigers" geworden ist. Der Leser wird aufgefordert, seine eigene Position zu finden, indem ihm das Wirken der Bruderschaft nicht nur als Dämonisierung angeboten wird. Denn immerhin haben die Worte des Priesters von der Vergebung und Liebe Gottes Mirjam vor dem Selbstmord gerettet, wie sie selbst sagt. Jedoch werden in keiner Zeile die manipulativen Techniken der Sekte verharmlost, statt dessen erfährt der Leser genau, welche Auswirkungen Gruppenzwang und unterschwellige Drohungen haben können bzw. mit welchen (auch gewalttätigen) Methoden die Mitglieder an ihre (finanziellen) Ziele gelangen wollen.
Trotz des positiven Ausgangs erscheint die Erzählung nicht übertrieben unrealistisch, immerhin besiegt Simon den Verbrecher nicht im Alleingang, sondern benötigt die Hilfe der Polizei. Die Spannung bekommt einen kleinen Dämpfer, da schon relativ früh in der Erzählung Simon einen Verdacht formuliert, der die Auflösung bereits andeutet. Ärgerlich und unnötig ist die Darstellung des italienischen Eisverkäufers, der auf Sätze wie "Bin ich Polizei?" sprachlich klischeehaft reduziert wird.
Ansonsten ist der Roman empfehlenswert, besonders in der Schule zum Thema Sekten kann er zur kritischen Reflexion beitragen, nicht zuletzt aufgrund seiner differenzierten Erzählperspektive.