Die Vulkaninsel

Autor*in
Hare, John
ISBN
978-3-89565-422-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hare, John
Seitenanzahl
48
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchFantastikBuch (gebunden)
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Schulklasse macht sich im Hubschrauber auf den Weg zu einer Vulkaninsel. Nach der Landung steigen die Kinder hinauf zum Kraterrand. Da alle Schutzanzüge und Helme tragen, lassen sie sich nicht voneinander unterscheiden. Man sieht aber, dass sich ein Kind für die Blumen zwischen den Lavafeldern interessiert, einige pflückt und damit seine Kleidung schmückt. Bald wird das Kind geheimnisvolle Vulkanwesen kennenlernen und durch die Blumen mit ihnen Freundschaft schließen.

Beurteilungstext

Der amerikanische Künstler John Hare verzichtet beim Erzählen seiner recht komplexen Geschichte völlig auf einen Text. Auch die Mimik der handelnden Personen spielt beim „Erlesen“ des Geschehens nahezu keine Rolle, da alle Kinder und die Lehrerin einen Helm tragen und somit ein Blick auf ihre Gesichter unmöglich ist. Lediglich auf der Titelseite des Buches und auf dem letzten Bild kann man die Kinder und die Frau genauer betrachten - bei der An- und Abreise der Gruppe. Ihre Gesten, ihre Körperhaltung und ihr Verhalten müssen also für sich sprechen und das gelingt überraschend gut.

Besonders ein Kind fällt von Anfang an auf. Beim Aufstieg zum Vulkan bleibt es immer wieder zurück, zeigt sich fasziniert von den bunten Blumen am Wegesrand, pflückt einen Strauß und verschenkt eine der Blüten an seine Lehrerin. Als sich die Gruppe nach einem Aufenthalt am Kraterrand wieder auf den Rückweg zum Landeplatz macht, wird der Blumenstrauß von einem kräftigen Windstoß in die Tiefe geweht. Ganz alleine und von den anderen unbemerkt rutscht das Kind die Trichterwand hinab, um die Blüten einzusammeln. Doch der Wiederaufstieg scheint unmöglich, aus eigener Kraft wird das Kind den Krater nicht verlassen können. Plötzlich tauchen zwischen den Lavaströmen merkwürdige Gestalten auf, die dem Kind anfangs Angst machen. Ein Erwachsener und zwei Kinder aus Feuer und Vulkangestein zeigen aber bald ihr freundliches Wesen und lassen sich durch die für sie unbekannten Blumen verzaubern. Bevor sie als Freunde voneinander Abschied nehmen, benachrichtigen die Vulkanbewohner die Schülergruppe per Rauchzeichen über den Aufenthaltsort des Kindes. Mit dem Hubschrauber kann es aus dem Krater gerettet werden.

Am Ende sieht man die Hauptperson, die Lehrerin und die Klassenkameraden auf dem Rückflug ohne ihre Helme. Das letzte Bild zeigt den Jungen, wie ihm eine Blüte überreicht wird, die er anfangs seiner Lehrerin schenkte. Seinen Strauß aber hat er bei den neuen Freunden im Krater zurückgelassen und dafür gesorgt, dass die Blumen mit frischem Wasser aus seiner Trinkflasche versorgt sind.

Die Geschichte besteht ‚nur‘ aus den rund 40 Bildern und ist völlig textfrei. Und doch wird das Geschehen ausführlich und detailreich beschrieben, es baut sich Spannung auf und es kommt zu überraschenden Wendungen. Die Erlebnisse der Gruppe vermitteln eine fröhliche Grundstimmung. Kinder werden die Begeisterung des Jungen für die farbenfrohen Blumen und seine Faszination für die Lebewesen im Krater nachvollziehen können. Die Begegnung mit den Vulkanbewohnern ist ein ungewöhnliches, märchenhaftes Thema, die Rahmenhandlung enthält utopische Elemente.

John Hares farbige Illustrationen füllen mal eine Doppelseite aus, mal eine ganze Seite, manchmal ist eine Buchseite für zwei Bilder unterteilt. Auch beim mehrmaligen Anschauen des Buches wird man Neues entdecken, beim gemeinsamen Betrachten kann man sich gegenseitig darauf hinweisen und miteinander darüber ins Gespräch kommen.

Das Buch ist empfehlenswert für Jungen und Mädchen im Grundschulalter - egal ob mit fremdsprachlichem Hintergrund oder guten Deutschkenntnissen, sowie für Kinder, die gerne erzählen, aber nicht so gerne lesen, aber auch als alternative Lektüre für Vielleser. Als Schreib- und Erzählanlass oder als Anregung für den Kunstunterricht lässt sich das Buch in der Grundschule gut einsetzen.

John Hare wurde für sein ebenfalls textfreies Erstlingswerk ‚Ausflug zum Mond‘ mehrfach ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, danach erschien 2021 sein Buch „Tief im Ozean“. Bücher wie diese werden als „silent books“ bezeichnet, die Beschäftigung mit ihnen kann bei der Überwindung von Sprachbarrieren helfen. So wurde zum Beispiel 2017 auf der Insel Lampedusa eine Bibliothek für geflüchtete und einheimische Kinder eingerichtet, in der inzwischen etwa 500 Bücher dieser Art angeboten werden.

Anmerkung

Besonders gut geeignet auch für Kinder mit Migrationshintergrund (Sprachlernklassen usw.)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Haunert; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 28.09.2022

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