Die Verschwörung von London - ein Shakespeare-Roman

Autor*in
Cheaney, J.B.
ISBN
978-3-401-02337-3
Übersetzer*in
Koob-Pawis, Petra
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
349
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2004
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ende des 16. Jahrhundert in England: Der Teenager Richard bricht nach dem Tod seiner Mutter nach London auf, um den verschollenen Vater zu suchen und Arbeit zu finden. Er begegnet rätselhaften Gestalten, die großes Interesse an ihm hegen, und findet Zuflucht in einer Schauspielertruppe. Richard lässt sich auf diese neue Welt ein und wird auf der Suche nach dem Vater in politische Intrigen hineingezogen.

Beurteilungstext

Der Jugendroman ist in erster Linie ein historischer Roman, der das elisabethanische England zum Gegenstand macht. Er taucht den Leser in die Welt des elisabethanischen Theaters um Johnson und Shakespeare. Gleichzeitig bindet er Elemente des Entwicklungsromans ein, der 14jährige Protagonist Richard wird in der Hauptstadt Englands schnell erwachsen unter dem Druck der Ereignisse und sein Weltverständnis verändert sich rapide. Er wird auf der Suche nach seinem Vater in politische Ränke zwischen Katholiken und Protestanten verstrickt. Er erfährt, wie verworren und gefährlich das Ineinandergreifen von politischem Leben, religiöser Überzeugung und der nicht von allen gut gelittenen Theaterwelt sein kann. Die Autorin schreibt einen spannenden Jugendroman, der dem Leser die Welt des Elisabethanismus vor über 400 Jahren nahe bringt. Vieler erfundener Zutaten bedarf es nicht, um Spannung herzustellen, und so erlaubt sich Cheaney auch nur wenige Freiheiten, die sie eigens im Nachwort benennt. Auch, wenn geschichtliches und literarisches Interesse beim Leser nicht ausgeprägt sind, ist die Handlung spannend zu verfolgen. Der Roman vermag außerdem Interesse an der Epoche zu wecken. Englands Erstarken zur Seemacht unter Elisabeth I. ist vielleicht einigen aus dem Geschichtsunterricht bekannt, die Figur der Königin und der 'Glaubenskrieg' seit Heinrich VIII. werden hier begreifbar. Den Namen Shakespeare haben die meisten schon einmal vernommen. Durch die Einführung einer Figur zu diesem Namen wird anschaulich, dass der Dramatiker bereits zu Lebzeiten Ansehen genoss und seine Stücke Publikumslieblinge waren. Diese Leseerfahrung könnte für viele Teenager Interesse an Literatur anstoßen/verfestigen. Dass der Protagonist Richard am eigenen Leib erfährt, wie realistisch die Figuren der Stücke sind, als er nicht mehr unterscheiden kann, ob er die FIGUR ist oder noch ER SELBST, streicht die besondere Qualität der Shakespeare-Dramen zusätzlich heraus. Einzig die manchmal stark meandernde Handlung irritiert ein bisschen. Das Hauptmotiv der Katholikenverfolgung und der Komplotte gegen die protestantischen Machthaber wird häufig verdeckt von Arabesken in der Handlung und dem Auftauchen von Randfiguren. Die Einordnung all dieser 'Schnörkel' ist für jugendliche Leser ohne Vorkenntnisse zur Epoche vielleicht ermüdend. Die Theaterwelt als Paralleluniversum zur realen Welt und die Handlungszeit, das 16./17. Jahrhundert, reichen aus, um die Handlung spannend und komplex zu machen. Insgesamt ist der Roman sehr empfehlenswert, er öffnet die Tür zu einer anderen Welt, die viele Leser neu entdecken können. Auch die Übersetzung ist gelungen, man vermisst das amerikanische Original nicht außer im Titel. ‘The Playmaker’ ist voller Andeutung, die bei der Lektüre verständlich werden, er animiert dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. ‘Die Verschwörung von London’ mutet dagegen etwas platt an. Positiv fällt auch auf, das dem Roman eine ganz knappe Einführung in die Handlungszeit und der politischen Hintergründe vorangestellt wird. Genauso ist dem Roman ein Nachwort beigegeben, das darüber aufklärt, welche dichterischen Freiheiten die Autorin sich genommen hat. Auch die Notiz der Übersetzerin zu den benutzten Shakespeare-Übersetzungen für die Zitate ist Beweis dafür, dass den an der Erstellung des Textes Mitwirkenden wichtig ist, wie mit Texten umgegangen wird. Der Preis für ein Taschenbuch dieser Stärke entspricht dem Durchschnitt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von EH.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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