Die Verschwörung von London

Autor*in
Cheaney, J.B.
ISBN
978-3-401-02337-3
Übersetzer*in
Koob-Pawis, Petra
Ori. Sprache
amerikanisches Engli
Illustrator*in
Seitenanzahl
347
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

London 1597. Als der 14-jährige Richard Malory seine Mutter verliert, begibt er sich auf Wandschaft und Suche nach dem einst verschollenen Vater. Dabei gerät er aus Geldmangel an ein Theater, wo er dem jungen Stückeschreiber Shakespeare begegnet; er beginnt eine Laufbahn als Schauspieler, ohne das Ziel, den Vater zu finden, aus den Augen zu verlieren. Das ist der Anfang eines lebensgefährlichen Abenteuers.

Beurteilungstext

“Ein Shakespeare-Roman” - so der Untertitel dieser brillant geschriebenen Erzählung. Shakespeare und seine Zeit dienen als eine imposante Kulisse für die private Spurensuche des Jungen Richard zum einen, zum anderen für eine dramatische Schilderung der Hintergründe religiöser und politischer Machtkämpfe im England des ausgehenden 16. Jahrhunderts.
Dem Verfasser gelingt es, ein lebendiges und sorgfältig recherchiertes Bild der turbulenten Zeit zu entwerfen, die als Elisabethanisches Zeitalter in die Geschichte einging und eine Epoche glanzvoller politischer Erfolge darstellte. Mit Henry VII hatte 1458 der Erste aus dem Hause Tudor den englischen Thron bestiegen; aus der Tudor-Dynastie ging in Folge Elisabeth I hervor, der es gelang, das Land nach jahrzehntelangen Unruhen wieder zu einigen. Eine der gravierendsten Veränderungen nach einer Zeit der konfessionellen Auseinandersetzungen war die Unabhängigkeitserklärung der anglikanischen Kirche, also die Lossagung vom Papsttum.
In diese “wilde” Zeit hinein stellt der Autor die Geschichte des 14-jährigen Richard Malory, der seinen Vater sucht. Diese Suche zieht sich wie ein roter Faden durch das Geschehen und fügt sich nahtlos in die oben angedeuteten politisch-religiösen Ereignisse ein; sie ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend wie ein Krimi zu lesen; ein Nachwort, das man vielleicht wegen des besseren Verständnisses der Zeithintergründe als Vorwort hätte gestalten sollen, führt den Leser kurz und prägnant in die historischen Konflikte der Zeit ein.
Elisabeth I hatte jedoch nicht nur politisch die Weichen gestellt für den Aufstieg Englands zur Weltmacht, etwa durch den Sieg über die Spanische Armada 1588. In gleicher Weise darf ihre Ära als eine Zeit außerordentlicher kultureller Blüte betrachtet werden, und im Roman wird dies sichtbar an der Welt des Theaters, in das der Autor den Leser entführt. Shakespeare selbst, damals noch eher unbekannt, geht als “Will” in die Geschichte ein, der ständig neue Theaterstücke schreibt. So entsteht neben dem politisch-historischen Kontext das Bild einer kulturellen Welt, wie sie für das Ende des 16. und den Anfang des 17. Jahrhunderts typisch für England wurde. Der kunst- und literaturbeflissene Leser erfährt viel von dem, was später als “Shakespeare-Bühne” in die Geschichte eingehen sollte: den Verzicht auf illusionistisches Theater, dafür eine offene, einsehbare Bühne, auf der das Geschenen stattfand und das den Zuschauer oft genug direkt ansprach und beteiligte; eine Entwicklung, die ausgehend von England sich rasch in ganz Europa durchsetzte.
Es ist schwer zu entscheiden, was das Faszinierendste an diesem Roman ist; vermutlich ist es gerade das Zusammenspiel der erwähnten Komponenten, die ein so stimmiges und zugleich extrem spannendes Bild der Zeit entstehen lassen.
Nachdrücklich empfehlenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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