Die Unschuldigen

Autor*in
Crummey, Michael
ISBN
978-3-8479-0083-2
Übersetzer*in
Leibmann, Ute
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
Eichborn
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Köln
Jahr
2021
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Können ein Junge von ungefähr elf Jahren und seine Schwester mit etwa neun Jahren das Leben von Fischern Ende des 18. Jahrhundert in Neufundland ohne Eltern meistern und allein in der Wildnis überleben?
Gemeinsam, aber völlig auf sich gestellt, versuchen sie es, denn es ist das einzige Leben, das sich ihnen bietet und das sie kennen.

Beurteilungstext

Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung des entbehrungsreichen Lebens einer fünfköpfigen Fischerfamilie Ende des 18. Jahrhunderts in Neufundland in einer einsamen Bucht.

Als die kleine, halbjährige Schwester und danach auch Mutter und Vater an einer Krankheit sterben, bleiben der elfjährige Evered und seine neunjährige Schwester Ada allein zurück. Sie übernehmen das harte Leben der Eltern ohne wirklich alles zu kennen, zu können und zu wissen, was dieses Leben von ihnen verlangt. Die einzigen anderen Menschen außer ihrer Familie, die sie in ihrem kurzen Leben gesehen haben, war die Hebamme aus dem weit entfernt gelegenen nächsten Ort Mockbeggar, die ihre kleine Schwester mit auf die Welt geholt hat, des Weiteren nur die Seeleute des Versorgungsschiffes, das zweimal im Jahr irgendwann im Frühling und Herbst vorbeikommt, aus der Ferne, da es wegen des flachen Wassers weit vor der Bucht ankern muss. „Beinahe zwei Monate verbrachten sie in einem Schwebezustand, verkrochen im grauen Halbdunkel der Hütte, ohne jedes Bedürfnis oder Interesse, das über die Gesellschaft des anderen hinausging.“ (S. 43) Doch als der Frühling naht, nehmen die Kinder ihr Leben wieder auf und versuchen, die Arbeit ihrer Eltern weiterzuführen, da sie nicht wissen, was sonst geschehen soll.

Nach dieser entbehrungsreichen Zeit ankert endlich das Versorgungsschiff vor der Bucht und Evered rudert hinaus, ganz wie sein Vater es immer allein tat. Er erfährt, dass sein Vater Schulden beim Eigner des Schiffes hat und dass er diese nun übernehmen und neue machen muss, um weiter mit Ada hier zu leben. Mit haltbaren Lebensmitteln kehrt er zu seiner Schwester zurück.

Die Jahre vergehen mit allen mühevollen Arbeiten, die im Laufe der Jahreszeiten getan werden müssen, fischen, die Fische verarbeiten, den Acker bestellen, Beeren sammeln, Fallen aufstellen, usw. Mehr schlecht als recht kommen die Geschwister über die Runden, sind sogar oft dem Tode nah. „Das Land in ihrem Rücken öde und leer, nach Osten und Westen nur Einsamkeit und als einzige Gesellschaft die Toten, oben im Firmament. Und tagein, tagaus keine Menschenseele.“ (S. 121)

Bis das Buch im Alter von 17, bzw. 15 Jahren der Kinder endet, ankern außer dem überlebenswichtigen Versorgungsschiff nur zwei weitere Schiffe vor der Bucht. Deren Besatzungen sind freundlich zu den Kindern und helfen ihnen sogar.
Das Buch schildert die Lebensumstände der beiden Kinder in aller Härte, ohne zu beschönigen. Auch die oft unausgesprochenen Konflikte zwischen den Heranwachsenden, die ihr Leben zusätzlich beschweren, werden nicht ausgeklammert.

Manche Erlebnisse sind nichts für zartbesaitete Kinderseelen, so dass der Roman meiner Meinung nach erst für ältere Teenager und junge Erwachsene geeignet ist.
Darüber hinaus ist er aber so gut erzählt, dass er einen Sog entwickelt: Der Leser möchte immer wissen, wie es mit den beiden weitergeht, ob es weitergeht …
Michael Crummey schreibt über das Erwachsenwerden unter schier unvorstellbaren, harten, entbehrungsreichen Umständen, dass man sein eigenes wohlbehütetes Leben wieder sehr zu schätzen weiß.

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Diese Rezension wurde verfasst von KC; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 28.11.2021