Die Tribute von Panem

Autor*in
, Ross
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
Verlag
Gattung
Digitale MedienFilm
Ort
Hamburg
Jahr
2013
Alters­empfehlung
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der nahen Zukunft ist die USA zusammengebrochen. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung, die jedes Jahr grausame Gladiatorenspiele veranstaltet, bei der nur eine einzige Person überlebt. 24 Kinder und Jugendliche aus 12 verschiedenen Distrikten nehmen an den Spielen teil.

Beurteilungstext

Als die kleine Schwester der 16 jährigen Katniss (Jennifer Lawrence) antreten soll, nimmt Katniss ihren Platz ein. Ebenfalls ausgewählt wurde der Junge Peeta (Josh Hutcherson), den sie seit ihrer frühesten Jugend kennt. Obwohl sie befreundet sind und Peeta ihr vor Turnierbeginn sogar seine Liebe gesteht, verlangen die Regeln des Spiels, dass sie von nun an Feinde auf Leben und Tod sein müssen. Zusammen versuchen sie, die Regeln zu umgehen und gemeinsam lebend dem perfiden Spiel zu entkommen... Der Film beginnt zuerst bei der Auslosung zu den 74. Hungerspielen. Vermittelt wird eine triste, verzweifelte Grundstimmung, deshalb wirkt der Film sehr echt und überraschend intensiv. Auch die sparsam eingesetzte Hintergrundmusik vermittelt fast den Anschein einer Doku, als wäre man live dabei. Nur an entscheidenden Stellen unterstreicht sie die jeweilige Szene und erzielt somit einen doppelten Effekt: zum einen wirkt die Szene im Zusammenspiel mit der Kameraführung noch intensiver auf den Zuschauer und gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass mehr Aufmerksamkeit auf die Darsteller gelenkt wird. Im Kontrast dazu wird die schillernde Welt des Kapitols gestellt. Die Spiele werden sehr überzogen gefeiert und erinnern stark an die Gladiotorenkämpfe im Alten Rom unter dem Motto „Brot und Spiele“ für das Volk. Die Mediengeilheit und Vergnügungssucht wird ins Extrem getrieben und die Kritik an der vorherrschenden Gesellschaft wird zum Ausdruck gebracht. Unübertroffener Zynismus klingt an als der Moderator „fröhliche Hungerspiele“ wünscht, obwohl jedem klar ist, das von den 24 Kindern und Jugendlichen die Arena nur einer lebend verlassen wird. Dann folgt die etwas schwächere Hälfte, die eigentlichen Hungerspiele, in die auch die recht interessant umgesetzte „Liebesgeschichte“ eingebettet ist. Das Ausmaß der gezeigten Gewalt ist für den Film völlig ausreichend. Die Heldin mogelt sich dabei einfach nur so durch. Nie steht sie vor dem moralischen Dilemma, welcher den eigentlichen Grundgedanken des Films ausmacht. Zur Live-Übertrgung der Hungerspiele wird eine künstliche Arena erschaffen, in der die Kontrahenten ums Überleben kämpfen. Aus dem Nichts erscheinen Geisterhunde, die völlig unsinnig sind und die die bisher sehr realistischen Handlung ins Fantastische abgleiten lassen. Die Regeländerungen am Ende wirken sehr aufgesetzt. Der geplante Doppelselbstmord der beiden kommt einer Kapitulation gleich. Hätten sich die beiden nicht auch einfach weigern können zu sterben und zu töten? Gekrönt wird alles von einem ""Happy End"" im leider immer noch totalitären Regime. Wo bleibt der Gesellschaftliche Umbruch, die Revolution, die den Menschen Hoffnung gibt? Am Ende kommt zumindest in Ansätzen die Kritik an der Gesellschaft zum Tragen, und deutet gleichzeitig den langen und nicht ohne weitere Opfer bringenden Weg zur Veränderung an.
Durch das Motiv der fürsorglichen Schwester, hat sich der Film bereits nach wenigen Minuten vollständig der Perspektive seiner Hauptdarstellerin verschrieben, die die Rebellion des Guten im Bösen verkörpert. Jeder abgeschossene Pfeil ist irgendwie gerechtfertigt, jeder Tod ist im Namen des Guten zu entschuldigen. Lawrence und Hutcherson sind im Film die Hauptrollen zuzuordnen. Hervorhebenswert ist die schauspielerische Leistung von Lawrence. Sie spielt Katniss zum einen als Heldin wider Willen und dann ist da das verletzliche Mädchen, dass in ihrem Leben schon zu viel durchgemacht hat und nun Mut aufbringen muss. Auch die sogenannte ""Liebesbeziehung"" kommt genau so herüber, wie es beabsichtigt wird. Jennifer Lawrence hat ihre Rolle in dieser Hinsicht so hervorragend umgesetzt, dass man ihr die Zuneigung und sich entwickelnde Liebe zu Peeta wirklich als das abkauft, was es denn auch ist: aus der Not und Verzweiflung heraus geschauspielert, um sich beide zu retten. Allen Jungschauspielern kommt aber auch das gute Drehbuch entgegen, das auf langatmige Dialoge fast komplett verzichtet. Beachtenswert ist dabei auch die Gewaltdarstellung, zwar nicht mit übertriebenen Bluteinlagen, es wird aber auch nicht weggeschaut. Der Inszenierungsstil von Ross setzt vor allem auf die Wackelkamerataktik, die an den Film ""Blair Witch Project"" erinnert. Die Kameraführung ist ein absichtliches Stilmittel des Regisseurs, um Katniss' Ohnmacht gegenüber dieser Extremsituation, die sie vollkommen überfordert, darzustellen. Gegenüber der atemberaubenden und prunkvollen Darstellung des Kapitols und der abgedrehten Bewohner wirken die Hungerspiele durch die Wackelkamera einengend und impulsiv aber auch natürlich und realistisch. Zudem wirken sie auch als offensichtliche Kritik am Kapitol. Die Momente die durch das Wackeln bei den Aufständen in Distrikt 11 aufgefangen werden, wirken dadurch auch rebellischer und realer.
Die Vorgeschichte bleibt im Dunkeln - offen bleibt die Frage nach dem „Warum“ dieses Spektakels, bei dem Jugendliche der 12 Distrikte sich gegenseitig ins Jenseits befördern müssen. Dramaturgisch hätten diese Hungerspiele, deren Vorgeschichte und wirkliche Dimension ebenso rätselhaft bleibt wie die prunkvoll pervertierte Stadt und deren Einwohner, effektivere Schwerpunkte setzen können. Die einseitige Perspektive der Heldin Jennifer Lawrence vermittelt wenig bis gar nichts über den größeren Entwurf. Bei den Ausschreitungen in Distrikt 11 kam ein Hauch von Orwellschen Umbruch auf, leider verlief dieser Handlungsstrang bisher im Sande.
Jennifer Lawrence besitzt eine unglaubliche Ausstrahlung und Spielkraft und trägt den Film über so manche Schwäche hinweg. Bis in die kleinste Nebenrolle wurde der Film ausgezeichnet besetzt, wie etwa Lenny Kravitz als nachdenklicher Stylist Cinna. Die Ausstattung des Filmes ist sehr gelungen und die spektakulären Kostüme, sind ein wirklicher Blickfang. Spannung, Romantik, Action – alles ist in gewissem Maße vertreten, ohne jedoch neue Maßstäbe zu setzen. Die angedeuteten sozialen Verhältnisse bleiben oberflächlich. Der Film ist letztendlich ein Genremix aus Actionfilm, Sci-Fi-Fantasy und Gesellschaftskritik – von allem ein bisschen, aber nichts so richtig. Alles in allem ein guter, unterhaltsamer Film, der mit einer interessanten Geschichte aufwarten kann. Die Alterseinstufung ist allerdings problematisch. Kinder, die sich gegenseitig brutal töten sollen, das ist einfach vom Thema nichts für die 12 jährige und Jüngere, die in Begleitung von Erwachsenen den Film ja schließlich auch sehen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von ka.
Veröffentlicht am 01.01.2010