Die Tränen des Kamels
- Autor*in
- –
- ISBN
- 978-3-7607-6299-9
- Übersetzer*in
- Gutzschhahn, Uwe-Michael
- Ori. Sprache
- kandadisches Englisc
- Illustrator*in
- Wolfsgruber, Linda
- Seitenanzahl
- 44
- Verlag
- arsEdition
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2014
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Teaser
Das Motiv der Geschichte stammt aus einem Hadith, einem tradierten, mündlich überlieferten Bericht über Worte bzw. Taten vom Propheten Mohammed. Der Kaufmann lebt von und für den Handel, stets unterwegs mit seinem treuen Kamel, das seine Waren und ihn selbst von Ort zu Ort trägt. Merkwürdigerweise verschwendet der Mann kaum einen Gedanken an sein Tier, bemerkt nicht einmal, dass es des Nachts weint.
Beurteilungstext
Erfolgreich ist der Kaufmann, und er denkt an kaum etwas anderes, als gute Waren zu kaufen und am anderen Ort wieder zu verkaufen. Wir befinden uns in der Wüstengegend der Arabischen Halbinsel, zwischen der Al-Hasa-Oase (fast am Persischen Golf) und Dschiddah, der Hafenstadt Saudi Arabiens am Roten Meer. Die Strecke zwischen den beiden Orten beträgt deutlich mehr als 1200 km. Obwohl das Kamel sein wichtigstes Kapital ist, verschwendet der Kaufmann kaum einen Gedanken an das zuverlässige Tier, ja, er vernachlässigt es sogar. Während er selbst sich tragen lässt und im Schatten der Oasenbäume ausruht, lässt er sein Kamel selbst in der glühenden Hitze stehen. Das Tier beklagt sich nicht, erfüllt seine Pflicht von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Aber irgendwann ist es ihm zu viel. Als es allein ist, kommen ihm die Tränen, brechen aus ihm heraus, nachdem sie sich offensichtlich über eine lange Zeit aufstauten.
Linda Wolfsgruber druckt, collagiert mit ""unsauber"" geschnittenen Rändern, setzt braunrote Felsen in das stumpfe Gelb des Wüstensands und lässt eine riesige Sonne über dem weiten Horizont stehen, die - wahrscheinlich durch verwirbelten Wüstensand - unscharf im dunklen Gelb des Himmels steht. Wenige Linien aus farbiger Kreide bilden das Netz, das die Waren auf dem Rücken des Kamels halten, oder schärfen die Konturen von Mensch und Pflanze in der Oase. Die Nacht färbt Himmel, Kamel und Kaufmann blau, wie mit einer schmalen Rolle aufgetragene Linien zeigen, dass kein ausgewiesener Weg von einem Ort zum anderen führt.
Entsprechend der ungewöhnlichen Geschichte zeigen auch die Bilder eine Welt, die uns Abendländern immer noch fremd ist. Die Situation von stiller Erduldung, die sich irgendwann ein Ventil sucht oder eins findet, ist es dagegen nicht.