Die stummen Schreie

Autor*in
Combres, Elisabeth
ISBN
978-3-414-82119-5
Übersetzer*in
Ott, Bernadette
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
128
Verlag
Boje
Gattung
Ort
Köln
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Emma überlebt mit 5 Jahren das Massaker an den Tutsis in Ruanda, sie überlebt als Einzige aus ihrer Familie, weil sie von einer alten Nachbarin versteckt wird. Zehn Jahre kann sie sich an nichts erinnern, bis ein ebenfalls verstörter Junge ihr hilft. Beide werden therapiert, und ein Besuch in ihrem Elternhaus schließlich gibt ihr das Gedächtnis und damit ihre Geschichte zurück.

Beurteilungstext

Das für mich Wichtigste steht im Nachwort der Autorin: Dass der Völkermord der Hutu an den Tutsis ein ebenso ausschließliches Kolonialerbe ist wie die Zuweisung der Bevölkerung zu einem dieser Stämme. Die Belgier schufen die Klassifizierung, um einen sozialen Status zu bezeichnen.

Thema aber ist hier Emma, die traumatisiert wurde und nur ganz mühsam zu sich selbst finden kann. Albträume plagen sie so sehr, dass sie manchmal auch Tagträume werden; ein Schulbesuch erscheint ihr völlig illusionär. Die alte Nachbarin, zu der sie sich als kleines Mädchen geflüchtet hatte, zieht sie liebevoll, aber sehr einfach auf. Erst Jahre später lernt sie andere kennen, denen es ähnlich wie ihr ergeht, gleichzeitig beginnen die ersten Prozesse gegen die Mörder, die mitten in den Dörfern lebten, selbst normale Nachbarn waren. In Dorfversammlungen werden sie angeklagt, die Zeugen werden angefeindet; für keinen Ruander ist es einfach, sich mit dem Völkermord auseinander zu setzen - jeder kennt Mörder, jeder kennt Opfer persönlich.

Dass Menschlichkeit letztlich siegen muss, ist Ziel dieser Erzählung. Die Autorin beschreibt die Schwierigkeiten des jungen Mädchens, das Verdrängte, das Grauenhafte sich wieder ins Gedächtnis zu rufen. Das tut körperlich weh und der Leser kann es direkt nachvollziehen. Dieser Prozess ist notwendig, um im Leben Fuß fassen zu können.
Deswegen muss der Leser nicht unbedingt Ruanda als Motivation der Lektüre haben. Es geht mehr um Traumata; das Beispiel ist so konkret, dass viele theoretische Abhandlungen sich erübrigen. Allerdings ist eine gewisse Reife notwendig, um mit diesem Text umgehen zu können. Als Muster der Bewältigung ist Emma aber für alle vergleichbaren Vorgänge einleuchtend genug.

Leider komme ich mit der Überschrift des Epilogs “Zehn Jahre später” nicht zurecht. M.E. spielt der Hauptteil 10 Jahre nach dem Massaker, also 2004, der letzte Teil im Jahre 2010, das sind dann nochmal 6 Jahre. Aber das ist nur eine Nebensache.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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