Die Sonnentrinker

Autor*in
Kurt, Kemal
ISBN
978-3-357-00519-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
200
Verlag
Altberliner
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2002
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 16-jährige Hakan sucht mit seinen Freunden in Berlin den depressiven Vater und findet ihn nach einem langen Tag und vielen Begegnungen, bereit, sich mit dem Traum der Jungen von einer eignen Kneipe auseinander zu setzen.

Beurteilungstext

Kemal Kurt hat sich durch eine Reihe von Veröffentlichungen einen Namen gemacht als Autor von Märchen, fantastischen und realistischen Kindergeschichten. In diesem Jugendbuch greift er das schwierige Verhältnis von Vater und Sohn in einer türkischen Familie auf. Der Vater ist arbeitslos, nicht besonders lebenstüchtig und ist langsam in eine chronische Depression geschliddert. Hakan geht noch zur Schule, hat Freunde, eine deutsche Freundin, hat Pläne für eine erfolgreiche Zukunft und versteht den Vater nicht, wirft ihm seine Ahnungslosigkeit und Hinterwäldlertum vor, macht sich aber am Morgen von Bayram auf die Suche nach dem Vater. (S.98/99) Der Weg führt zur Moschee im Wedding und einem liberalen Hoca, zu einem diskussionsfreudigen Türken, der in einem Hinterhaus am Prenzlauer Berg wohnt. In einer Kneipe an der Grenze zwischen Kreuzberg und Freidrichshain geraten die Jungen in eine Sammelstelle von Faschos, die sich zu ihrem Glück als gewendete Sozialfälle entpuppen.(S.167-187) Die Punks am Kottbusser Tor haben sich stundenlang mit Hakans Vater unterhalten und von ihm Geld erhalten.(S.193-197) Am Nordhafen im Wedding finden sie den Vater auf einer Parkbank im Schnee, geheilt von seiner Depression und bereit sich auf den Traum der Jungen von einer eigenen Kneipe einzulassen. In die einzelnen Szenen blendet der Autor zusätzlich viele Informationen über Bräuche, Auffassungen in türkischen Familie, Rückblicke auf Hakans Kindheit, auf seine und seines Freundes Erfahrungen als Ausländer in Berlin, Äußerungen seines Lebensgefühls ein. Das ist zwar informativ, aber zieht die Geschichte z.T.unnötig in die Länge. Ähnlich geht es mir mit den Witzen, die Hakans Freund erzählt. Manche sind richtig gut zum Weitererzählen geeignet, aber etwa der Witz S.217/8, der den Vater befreit lachen läßt, wird kaum auf das Verständnis von jugendlichen Lesern stoßen. Mein stärkster Einwand gilt der Wunderheilung des Vaters, die als sehr ernsthaftes Problem geschildert wird (S.89-98) , während einzelne Szenen (z.B. die Szene im Café der Skins) durchaus spannend sind. Auf der sprachlichen Ebene entscheidet sich der Autor nicht eindeutig für eine Perspektive. Zwar läßt er anfangs Hakan erzählen, aber viele Textstellen bringen nicht die Sicht eines Sechzehnjährigen, sondern die des Autors zum Ausdruck, der zuviel Informationen in dieser Geschichte unterbringen will.

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Diese Rezension wurde verfasst von Uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010