Die Sonne, so strahlend und Schwarz
- Autor*in
- Sandjon, Chantal-Fleur
- ISBN
- 978-3-522-20286-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 375
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart/Wien
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
"auch das ist Widerstand - lebendig zu sein - in unseren Körpern"
Widerstand bedeutet für Nova Widerstand gegen Rassismus und rassistische Gewalt gegen sich und andere, aber auch gegen ihren prügelnden Stiefvater.
Beurteilungstext
Nova ist daheim. So beginnt ihre Geschichte, nachdem sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder ihren prügelnden Stiefvater verlassen hat. In diesem neuen Zuhause ist nicht alles gut, ihre Mutter kämpft mit den Erinnerungen und dem Alkohol, in der Schule ist sie eine Außenseiterin und als BIPoC-Jugendliche setzt sie sich mit eigenen Rassismus-Erfahrungen und Opfern von rassistischer Gewalt besonders in Deutschland auseinander. Trotzdem ist sie glücklich und voller Leben, sie hat Freund*innen, lernt ihre erste Freundin kennen und fühlt sich sicher in ihrem neuen Zuhause. Als ihr Stiefvater zurück in das Leben ihrer Familie kommt, steht sie vor dem Abgrund ihrer neugewonnen Freiheit und Freude und muss innere und äußere Umstände überwinden, um ihr neues Glück zu verteidigen.
Sandjon gelingt das Kunststück, in ihrem Buch viele Themen aufzugreifen ohne überladen zu sein oder den moralischen Zeigefinger zu nutzen. Ein wichtiger Grund dafür ist sicher ihre Ich-Erzählerin Nova, die so viele Abgründe in sich trägt und dabei trotzdem so viel Lebensfreude verströmt, ohne überhöht und unglaubwürdig zu werden. Dabei vergisst man als Leser*in aber nicht, dass ihre Probleme sehr real sind. Das zeigt die Hilfeseite am Ende des Buches, die Tipps zum Umgang mit häuslicher Gewalt gibt, aber auch die Liste der Opfer rassistischer Gewalt von offiziellen Organen in Deutschland. Man kann diese zügig lesen/überblättern oder aber innehalten und dazu recherchieren, sie regt so oder so zum Nachdenken an.
Der andere Grund für die besondere Wirkung des Buches ist sicher die Sprache und die Druckweise. Durch die bewusste Wortwahl, die Konzentration auf wenige Wörter, typographische Entscheidungen wie Absätze, Durchstreichungen und Leerstellen entwickelt die Sprache des Buches eine ganz eigene Melodie und verändert Lesetempo und Lesefluss. Die Leser*innen werden zum Innehalten gezwungen, die Betonung eines Wortes verändert sich sogar in der Vorstellung und so wird die Sprache zum Spiegel von Novas Gedanken und Stimmungen. Nach dem Lesen bleibt der Eindruck eines Kunstwerkes auf allen Ebenen, das trotzdem nicht artifiziell wirkt, sondern bewegt und zum Nachdenken anregt.