Die Sommergäste

Autor*in
Acosta, Matías
ISBN
978-3-907277-09-6
Übersetzer*in
Weber, Jochen
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
46
Verlag
Baobab Books
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Basel
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Mann lebt zufrieden für sich allein an einem abgelegenen Ort. Aber eines Tages ist es mit der Ruhe und Beschaulichkeit vorbei, denn eine Gruppe von Gänsen landet laut schnatternd auf dem Dach seines Hauses. Sie sind gekommen, um zu bleiben…

Beurteilungstext

Diese leise Geschichte über die ungewöhnliche und unerwartete Freundschaft zwischen einem (namenlosen) Mann und drei Gänsen spielt in einer offenen, weiten Landschaft, im Hintergrund eine sanfte Hügelkette unter zartblauem Himmel mit weißen, wattigen Wolkengebilden. Im Vordergrund signalisiert ein weiß-roter Windsack den stetig wehenden Wind in dieser Gegend und fungiert zugleich als Blickfang auf fast allen Bildern. Der Mann, der in dem kleinen Häuschen mit dem großen Schuppen nebenan wohnt, rückt erst auf der übernächsten Seite ins Bild: Als er nämlich die Gänse und ihr Geschnatter hört, das ihn morgens weckt.
Wir als BetrachterInnen haben sie längst entdeckt beim Anflug auf das Feld neben dem Häuschen. Jetzt tummeln sie sich auf dem Dach und dem Mann wird schnell klar, dass er seine Ruhe und Beschaulichkeit verliert, wenn die Gänse bleiben. Er versucht nun allerlei Tricks, um sie zu vertreiben: Er macht lauten Krach, er erschreckt sie, er versucht sie wegzulocken – aber nichts funktioniert. So fügt er sich in sein Schicksal, das ihm diese unerwarteten Sommergäste gebracht hat. Er füttert sie und lässt sie in seinem aufblasbaren kleinen Plantschbecken baden und schwimmen: „Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit den Gästen anzufreunden.“
Aber als dann der Herbst mit Regen und Sturm kommt und schon der erste Schnee in den Bergen zu sehen ist, sollen sie ihre Reise in wärmere Gefilde antreten, um zu überleben. Aber sie wollen nicht weg – egal was er versucht: Er zeigt ihnen die Richtung, er steigt auf eine Leiter und wedelt mit den Armen, aber die Gänse bleiben immer in seiner Nähe und schauen interessiert zu.
Nun wird der große Schuppen mit seinem Rundbogendach zum Schauplatz der Geschichte: Der Mann hat einen Plan. Was das ist, offenbart sich einige Seiten später – bei schönem Wetter startet er mit einem aus einem Fahrrad gebauten Fluggerät in die Luft und siehe da… die Gänse folgen ihm sofort: „Vielleicht war ein Freund alles, was sie brauchten, um zu fliegen.“ Seitdem erwartet er schon im Frühjahr seine liebgewonnenen Sommergäste.
Der aus Uruguay stammende Autor und Illustrator Matias Acosta sagt zu seiner Bilderkunst: „Meine Illustrationen entstehen aus langen Betrachtungen. Mir gefällt es, das scheinbar Nebensächliche genau anzuschauen, etwa einen Berg, einen Bach oder einen Baum.“ So wirken die Bilder seines ersten selbst getexteten Bilderbuchs wie ruhige, nur im Detail sich verändernde, Tableaus, in denen der Blick auf die kleinen Dinge gelenkt wird: Auf den sich je nach Windstärke anders bewegenden Windsack, die kleinen Anzeichen für Wetteränderungen oder die unterschiedlichen Gesten des Mannes. Und es braucht mehrere Bilder, bis sich nach und nach das Geheimnis seines Plans enthüllt: wir sehen ihn mit einem Helm in der Hand, danach rückt von rechts ein Propeller in die ansonsten leere Landschaft. Und dann sehen wir ihn heftig tretend auf seinem Fluggerät mit dem Wind in die Lüfte starten, immer höher. Die Gänse folgen ihm und fliegen schließlich alleine weiter ins Winterquartier.
Die zarten Zeichnungen in Aquarelltönen und die offenen, weiten Bildräume machen Lust sich mit Kindern in die Geschichte zu begeben und von den Andeutungen und Bildern zu Gesprächen über das Alleinsein einerseits und Freundschaft andererseits auszutauschen und ganz nebenbei noch etwas über das Wesen der Zugvögel zu lernen.
Diese Perle im Bereich des interkulturellen Bilderbuchs verdanken wir dem Engagement von Boabab Books Schweiz, der Fachstelle zur Förderung kultureller Vielfalt in der KJL, die mit ihrem Buchprogramm KJL aus aller Welt fördern und veröffentlichen. Außerdem veröffentlichen sie jährlich das Empfehlungsverzeichnis für interkulturelle KJL. Ausführliche Rezensionen und Hinweise für die Vermittlung machen „Kolibri“ zu einer wichtigen Publikation für LehrerInnen und BibliothekarInnen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 15.03.2022

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