Die sieben Leben des Stefan Heym
- Autor*in
- Richter, Gerald
- ISBN
- 978-3-570-10471-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Kretschmer, Marian
- Seitenanzahl
- 280
- Verlag
- cbj/cbt
- Gattung
- BiografieBuch (gebunden)Comic
- Ort
- München
- Jahr
- 2024
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
- Preis
- 30,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Das bewegte Leben des Chemnitzer Schriftstellers Stefan Heym wird in dieser Graphic Novel verarbeitet zu einer komplexen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verdichtet.
Beurteilungstext
Stefan Heym wurde als Helmut Flieg in Chemnitz geboren. Hineingewachsen in eine jüdische Familie lernte er früh die Folgen von Spaltung und Ausgrenzung kennen. Über Umwege floh er in die USA, bevor er zuerst als Soldat und dann wieder einmal als Flüchtling nach Europa zurückkehrte, in der DDR Heimat fand und auch dort aneckte und sich nicht vereinnahmen ließ, immer aber in der Verantwortlichkeit für die Menschlichkeit und im Kampf um das Gute. Auch im vereinten Deutschland nach 1990 suchte Stefan Heym nicht den leichten Weg, sondern machte sich selbst zu einer Stimme der Unterrückten – auch als Mitglied des Deutschen Bundestages. Seinem Leben und vielfältigen Wirken setzen Gerald Richter und Marian Kretschmer mit der vorliegenden Graphic Novel ein beeindruckendes Denkmal.
Auf ca. 280 großformatigen Seiten wird das Leben des Stefan Heym ausführlich erzählt – ein Schwerpunkt liegt dabei auf Kindheit, Jugend und Exil in den USA bzw. auf den Kriegserfahrungen. Die späteren Jahre in der DDR und bis zu seinem Tod 2001 werden dann eher gerafft erzählt. Richter und Kretschmer wählen dabei die Form der Collage, um vielfältige Formen und Modi der Darstellung miteinander zu kombinieren. In biografischen Bildfolgen – Zeichnungen, in denen immer auch Fotorealistisches mitschwingt, die aber auch abstrahieren und verfremden, dabei immer mal den Stil eher hin zur typisierten Comiczeichnung, zur filmähnlichen Fotoimitation oder auch zur dokumentarischen Bild-Ikone der Geschichte suchen – werden wichtige Stationen des Lebens visuell in Szenen gesetzt und mit Sprechblasen und Erklärungstexten eingeordnet. Dabei wird zwischen biografischen Erklärungen und historischen Einordnungen unterschieden. Hinzu kommen Einschübe, die literarische Werke Heyms aufgreifen und als visuelle Erzählungen zusammenfassen. Je nach Thema und Epoche werden Bildstile angepasst, erzählerische Mittel gewählt, aber auch visuelle Strategien fragmentiert. Die vielschichtigen Texte referieren dabei auf bekannte Bilder und Topoi der Geschichte, sie erzählen aber auch das Leben eines harten Ringens um das Richtige und Wahrhaftige – das auch nicht frei von Irrtümern, Fehlern und Schwächen war. Mitunter gerät die Erzählung sehr komplex und für junge Lesende auch sehr voraussetzungsreich, wenn die weltpolitischen Zusammenhänge als Bühne des Lebens eines Stefan Heym in wenigen Erläuterungskästen zusammengefasst werden müssen. Im Ganzen beeindruckt aber die Leistung, das lange Leben eines wichtigen Vertreters deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts zu einem konsistenten Ganzen zu verbinden und erzählerisch aufzuarbeiten. Sehr zu empfehlen!