Die schaurigste Geschichte der Welt

Autor*in
Kerr, Philip
ISBN
978-3-499-21765-4
Übersetzer*in
Steen, Christiane
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kehn, Regina (Vignetten)
Seitenanzahl
344
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Willkommen in Hitchcock, einem ganz normalen Städtchen”... im Spukhaus für Bücher, das gruselig eingerichtet und auf Geistergeschichten spezialisiert ist. Der Buchhändler Mr. Rexford Rapscallion beklagt, dass sich Kinder heutzutage beim Lesen nicht mehr richtig ängstigen können und generell wenig Interesse für Bücher zeigen. Billy jedoch verbringt dort stöbernd seine Schulferien, liest, hört und erlebt schaurige Geschichten, die auch mutige Kinder das Fürchten lehren.

Beurteilungstext

Das Buch richtet sich gleichermaßen an Kinder und Erwachsene und ist ein Plädoyer für das in der neuen Medienwelt etwas aus der Mode gekommene Lesen von unheimlichen, schaurigen Geschichten. Dieser spannende, komische Gruselschmöker ist als Rahmenhandlung angelegt. Philip Kerr benutzt die Hauptfiguren, Billy und den Buchhändler, gewissermaßen als sein Medium , um die Leser auf humorvolle Weise anzuregen, sich mit dem Genre der Geister- und Horrorgeschichten in der heutigen Zeit auseinanderzusetzen.
Der 12-jährige Billy ist ein ganz normaler Junge, der nicht erst nach seinem Unfall zum begeisterten Leser geworden ist. Inzwischen zu alt für die Kinderbuchabteilung in der öffentlichen Bibliothek von Hitchcock, bevorzugt er jetzt Geschichten über Geister und Ghule, herumirrende Seelen, Vampire, Werwölfe, Zombies ... Was könnte für ihn aufregender sein, als eine Buchhandlung, in der es spukte?
Junge Leser können gemeinsam mit Billy in mehreren Kapiteln die Geheimnisse der Buchhandlung erkunden, ältere Leser werden mit Problemen des schrulligen Buchhändlers konfrontiert, der sich wiederholt über heutige Kinder beschwert:
“Sie sind zu sehr mit ihren dämlichen elektronischen Spielen und ihrem dummen Fernseher und ihren nervösen Handys und ihren fürchterlichen Computern beschäftigt, um Bücher zu lesen...”(S.33)
Er verfasst sogar mehrstrophige, bissige Beschwerdelieder:
“Die Jugend von heute,/ das sind schlimme Leute,/ schmieren Zeug an die Wand/ finden Lesen verspannt,/ haben kein Benehmen, man kann sich nur schämen...”(S. 79 ff.)
Im “Lied vom Tunichtgut” mahnt er:
“Es gibt keine Geister und auch keine Ghule, so lehrt man es heute in jeder Schule./ Man kann nur noch sagen, sie haben´s geschafft,/ Bildung heißt Mangel an Vorstellungskraft./ Ist die Erde bloss noch ein Wissenschaftsort, dann nehmen wir ihr alle Zauberkraft fort.” (S.257 ff.)
Auf einem Buchhändlerkongress in Kansas City fordert er in einem längeren Referat vehement , “unseren Kindern wieder das Fürchten beizubringen...Denn es macht Spaß, sich zu gruseln...Wenn wir nichts für die Phantasie unserer Kinder tun, werden wir alle verlieren.” (S.144 ff.)
In der Buchhandlung lernt Billy verschiedene Geistergeschichten kennen:
- eine Abenteuergeschichte, in der ein Junge auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist - “geeignet zum Vorlesen für kleinere Geschwister, am besten direkt vor dem Schlafengehen” (6. Kapitel),
- eine Geschichte über eine Halloween - Gruselnacht in der Buchhandlung (8. Kapitel),
- eine Erzählung über den bibeltreu erzogenenen Jungen Stephen aus Edinburgh, der glaubt, ein Monster mit Teufelshufen zu sein, weil er bei Wettbewerben im Sport immer gewinnt (21. Kapitel).
Billys Interesse für Horrorgeschichten teilen auch zwei Mädchen. Altaira, genannt REDFORD, REXFORDS Tochter, versorgt ihn heimlich mit Lesestoff von einem anonymen Autor über einen Jungen, der sich nach dem Tod seiner Mutter in einen Sarg einschließen lässt, um die Unterwelt zu erkunden (11./12. Kapitel)
Die 15-jährige Mercedes, eine Geisterjägerin, berichtet von einem Piknik, bei dem ein “Steif” - Teddy Tiere und kleine Kinder gefressen hat. (18. Kapitel).
Das sind in sich geschlossene Erzählungen, die von Kindern für sich gelesen oder auch vorgelesen werden können und die zum Nach - und Weiterdenken anregen. Für Literaturkundige Leser rückt der Autor Namen anglo - amerikanischer Autoren ( Charles Dickens, Edgar Allan Poe, Marry Shelly, John Polidori) in den Blickpunkt, um so das 200 Jahre alte “Unheimlichste alte Buch” mit der “Schaurigsten Geschichte der Welt” (nicht für Kinder!) anzukündigen. Seine Vermarktung in Form eines Gruselwettbewerbs (“Mach dir nicht in die Hosen und gewinne 1000 Dollar”) durchzieht zopfmusterartig die Handlung vom 15. bis zum 37. Kapitel. Dass sich diese Mitternachtslesung am Ende zu einem Highlight nicht nur für Hitchcock, sondern für “das ganze Land und die restliche englischsprachige Welt “ entwickelt, verdanken die Leser last but not least Billy, der etwas anderes ist, als er scheint.
Im mehrseitigen Nachwort stellt der Autor im Rückgriff auf ein konkrete Geistererscheinung im Buch die Frage:
“Gibt es Geister wirklich? Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Doch aus mehreren Gründen möchte ich gern glauben, dass es sie gibt...Was würde auch aus Weihnachten werden ohne eine gute Geistergeschichte ?”
Die Aufmachung des Buches spricht Kinder besonders an. Den Kapitelüberschriften sind verschiedenartige Vignetten zugeordnet. Die einzelnen Geistergeschichten sind kursiv gedruckt. Anhand der aussagefähigen Titelillustration auf dem Schutzumschlages lässt sich die Handlung sogar auszugsweise rekapitulieren. In der “Schaurigsten Geschichte der Welt” gibt es nicht nur für Kinder auch viel zu lachen.





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Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2017

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