Die Sache mit Sorge

Autor*in
Kreitz, Isabel
ISBN
978-3-551-71371-1
Übersetzer*in
Iwamoto, Junko
Ori. Sprache
Japanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
254
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Portrait des Komintern-Agenten Richard Sorge, dem berühmten Spion Stalins in Tokio von 1932 bis zu seinem Tod 1944.

Beurteilungstext

Richard Sorge, überzeugter Kommunist und Mitglied der KPDSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) wird als Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes nach Shanghai und 1932, nach der Besetzung durch die japanische Armee, nach Tokio geschickt. Dort arbeitet er offiziell als Journalist für verschiedene deutsche Zeitungen, geht in der Botschaft Nazi-Deutschlands ein und aus, genießt das Vertrauen der Botschaftsangestellten und gewinnt Einblick in die militärischen Pläne Hitlers. Er warnt die sowjetische Führung vor dem drohenden deutschen Überfall und muss erleben, dass seine Warnungen ignoriert werden, wird 1941 vom japanischen Geheimdienst enttarnt und 1944 in Japan hingerichtet.
Das Buch ist mehr als ein Portrait. Es ist ein zeitgeschichtliches Buch, bei dessen Lektüre gelernt werden kann, dass der Zweite Weltkrieg nicht nur in Europa gewütet, dass es Nazis nicht nur in Deutschland gegeben und dass ein internationales Netz kommunistischer Agenten unter Einsatz ihres Lebens versucht hat, die Pläne des Deutschen Reiches und die seiner japanischen Verbündeten zu durchkreuzen, was im Fall Richard Sorge auf dramatische Weise missglückt ist. Richard Sorge wird als exzentrischer, hoch intelligenter und unberechenbarer Intellektueller vorgestellt, der kein Blatt vor den Mund nimmt, Frauen gegenüber als Herzensbrecher mit einem Hang zur Tyrannei auftritt und die Zerrissenheit seiner Existenz im Alkohol ersäuft. Wir lernen: In den Zeiten des Terrors und des Kriegs ging die Integrität des Individuums vor die Hunde, mal mehr, mal weniger; und wenn es schon ans Scheitern ging, dann besser doch im Kampf gegen die Deutschen denn als Hitlers Erfüllungsgehilfe. Ob es richtig war, für Stalin zu spionieren, wird nicht infrage gestellt, vollkommen zu Recht. Nicht unerwähnt bleibt allerdings die Idiotie Stalins, die Warnungen nicht nur Richard Sorges in den Wind zu schlagen und auf den Pakt mit Hitler zu vertrauen, ein Fehler, der nicht ihm, sondern Hunderttausenden seiner Landeskinder das Leben kosten sollte.
Das Buch ist ein spannendes Stück deutscher und internationaler Zeitgeschichte. Die Zeichnungen sind gewöhnungsbedürftig; realistisch und stereotyp zugleich, fehlt ihnen die Lässigkeit, der hingeworfene Strich des klassischen Comic. So wirken die Figuren verfestigt bis maskenhaft erstarrt.
Ausgezeichnet der historisch-biographische Anhang von Frank Giese.

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Diese Rezension wurde verfasst von bf.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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