Die rote Wolke

Autor*in
Ludwig, Christa
ISBN
978-3-7725-2604-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gehrmann, Katja
Seitenanzahl
61
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jona geht noch in den Kindergarten. Er hat immer sehr abenteuerliche Ideen im Kopf, und gefährliche dazu! Das Schlimmste ist, dass er es immer wieder schafft, sie zumindest in Ansätzen in die Tat umzusetzen. Dieses Mal möchte er seinem Freund Yannick ermöglichen, einmal als ""rote Wolke"" zu fliegen. Man erklimmt das Dach der Schulturnhalle… Am Ende kommen alle aber mit dem Schrecken davon.

Beurteilungstext

Sehr spannende und beängstigende Momente sind es, die Eltern und Kinder erleben, als plötzlich drei Kindergartenkinder hoch oben auf dem Hallendach balancieren! Yannick ist das, was man heute ein ""Inklusionskind"" nennt. Er spricht kaum, und wenn, dann nur in Zweiwortsätzen. Er kann nicht bergab gehen ohne zu stolpern. Er nimmt seine Umwelt anders wahr, als andere Kinder seines Alters. Jona ist Yannicks bester Freund, und er möchte immer gern erreichen, dass Yannick Dinge erleben kann, die ihm am Herzen liegen. In diesem Band ist es das Fliegen!

Jona und Cecilia entwickeln einen tollkühnen Plan: mit Fallschirmen aus roten Vorhängen wollen sie zusammen mit Yannick vom Dach der großen Turnhalle springen. Alle drei kleiden sich rot an diesem Tag, Yannick, weil er es immer tut, die beiden anderen, um ihm den Traum von der ""roten Wolke"" zu erfüllen. Dieser Wunsch nach Perfektion - alles soll rot sein für Yannick - wird es später sein, der die Kinder rettet. Denn als Jonas Schwester Kaja und die Mutter das Fehlen der roten Vorhänge bemerken, schöpfen sie Verdacht. Vor allem Kaja erinnert sich an bestimmte Äußerungen ihres Bruders und kommt so zusammen mit der Mutter hinter das Geheimnis. Schnell eilen sie zum Kindergarten, wo sie aber nur noch die aufgeregten Mütter der anderen beiden Kinder antreffen. Alle eilen zur Schule, und kommen gerade noch rechtzeitig, um die Kinder hoch oben zu entdecken. Doch die Situation bleibt gefährlich! Denn während Cecilia und Jona dort oben natürlich Angst bekommen und ihr Vorhaben aufgeben wollen, ist Yannick bereit zu springen! Er kennt keinen Schwindel und keine Angst! Mit gutem Zureden und einer kleinen List gelingt es den Kindern, Yannick zum Rückzug zu bringen, tatkräftig unterstützt von einer Sportlehrerin, die zu Hilfe gekommen ist. Am Ende ""fliegt"" Yannick sogar wirklich noch als rote Wolke, ganz harmlos allerdings, ein kleines Stück auf dem Spielplatz, in den Sandkasten hinein. Und er ist glücklich!

Eigentlich habe ich mich zuerst mit diesem Buch überhaupt nicht anfreunden können. Eine Schule, auf deren Turnhallendach man auch als körperlich eingeschränktes Kindergartenkind offensichtlich problemlos hinauf klettern kann? Kinder, die vom Dach springen wollen? Das schien mir zunächst weit weg von dem, was ich mir von einem Buch für Leseanfänger wünsche. Aber da ist diese ganz besondere Freundschaft zwischen Jona und Yannick, die etwas sehr Rührendes, aber dabei gar nichts Sentimentales hat. Ebenso unsentimental (und realistisch!) wird das Verhältnis anderer Kinder zu Yannick beschrieben: '""He"", schreit eins der Kinder (als Yannick vom Baum auf eine Sandburg fällt), ""der Doofe hat meine Sandburg kaputt gemacht!"" ""Immer macht der alles kaputt!"", ruft ein anderes.' Kinderalltag, der ohne erhobenen Zeigefinger dargestellt wird, wodurch genug Anreiz zu Gesprächen mit Kindern entsteht, ohne gleich ein ""richtig"" oder ""falsch"" vorzugeben. Aus meiner Sicht ist ""Die rote Wolke"" deshalb besonders lesenswert.

Aus dem gleichen Grund möchte ich das Buch allerdings auch eher zum ""begleiteten Lesen"" empfehlen. Es wäre schade, wenn junge Leser sich mit solchen Aussagen (""Der Doofe…"") einfach nur bestätigt fühlen würden! Allerdings sind da ja auch die tollen Illustrationen von Katja Gehrmann! Sie hat eine besondere Fähigkeit, die Emotionen der Figuren des Buches darzustellen. Und gerade bei Yannick gelingt ihr das so gut, dass es schon sehr schwer fallen sollte, Yannick nicht wenigstens ein bisschen zu mögen! Die schwarz-roten Farbstift-Zeichnungen (mit viel Weiß) gefallen mir unglaublich gut. Sie sind durch Pinselauftrag in vielen Grauschattierungen ergänzt, was den Zeichnungen eine größere Tiefenwirkung und Lebendigkeit verleiht, ohne aufdringlich zu wirken. So ist der Text zum Teil sogar doppelseitig illustriert und unterlegt, ohne dass ein unruhiger Gesamteindruck entsteht. Ich finde dies vom ästhetischen Anspruch her hervorragend.

Der Stil der Zeichnungen nimmt viel Traditionelles auf: die Figur des Yannick erinnert mich ein klein wenig an den ""Hans-guck-in-die-Luft"" aus dem Struwwelpeter, manche Szenen ließen mich auch an ""Der kleine Nick"" denken, vor allem dort, wo Kinder in Gruppen dargestellt werden. Die Kombination von Stiftzeichnung und Begrenzung auf ein kleines Farbspektrum lässt auch an den ""Glücklichen Löwen"" denken. Aber wo gibt es tolle Illustrationen ohne Vorbilder?! Die Zeichnungen von Katja Gehrmann haben genug Eigenes und heben sich für meinen Geschmack sehr positiv vom bunten Vielerlei auf dem Kinder- und Bilderbuchmarkt ab. Das Zusammenwirken von Text und Bildern ist stimmig, und selbst der nur vergleichsweise ""bunte"" Einband passt gut zum Ganzen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bsh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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