Die Rettung der Wolfskinder
- Autor*in
- Keyserlingk, von
- ISBN
- 978-3-451-70758-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 352
- Verlag
- Herder
- Gattung
- –
- Ort
- Freiburg
- Jahr
- 2010
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die wohlhabenden Millers sollen die neuen Eltern für fünf Wolfskinder aus Rumänien werden und San Francisco ihre neue Heimat. Nach einer jahrelangen Odyssee durch Osteuropa will das Ehepaar den Kindern ein Leben in Geborgenheit und Sicherheit bieten. Doch was gut gemeint ist, wird für die Kinder zum erneuten Alptraum. Adoptiveltern und Kinder leben in verschiedenen Welten und finden einfach nicht zu einander.
Beurteilungstext
Rumänien 1947: Zwei Jahre nach Kriegsende stranden acht Kinder im rumänischen Donaudelta. Sie sprechen einen merkwürdigen Kauderwelsch aus verschiedenen osteuropäischen Sprachen und erzählen eine unglaubliche Geschichte über eine Flucht, die 2000 Kilometer weiter nördlich an der Ostsee begonnen hat. Der kleine Snaju und sein Bruder Gylal werden von einer Krankenschwester aufgenommen und kehren mit ihr zurück in ihre Heimat auf der Krim. Jana stirbt einige Wochen nach ihrer Rettung vermutlich an den Folgen der Strapazen. Die fünf anderen, Ambromow, Ismael, Ludka und die Zwillinge Aina und Daina werden vom Ehepaar Miller adoptiert. In San Francisco sollen sie ein neues Leben beginnen, doch das ist viel schwieriger, als die Adoptiveltern es sich vorgestellt haben. Die Kinder haben keinerlei Schulbildung und können kein Englisch. In der Schule werden sie gedemütigt, die Integration fällt vor allem den älteren schwer. Die unerfahrenen jungen Eltern erkennen nicht, dass die Geschwister ein viel stärkeres Band verbindet als das der Adoption: Ihre gemeinsame Vergangenheit im Wolfsrudel, wo sie nur überlebt haben, weil sie bedingungslos für einander da waren. Erst als es schon fast zu spät ist, reißen die Eltern das Ruder herum.
Linde von Keyserlingk, die nach eigenen Angaben als Familientherapeutin mit ehemaligen Wolfskindern arbeitet, hat ihre Geschichte auf zwei starke Pfeiler gestellt. Zum einen gibt sie sehr eindrückliche Charakterisierungen der acht Wolfskinder, die den Lesern dieses spezielle Kapitel des Zweiten Weltkrieges nahe bringen. Zum anderen zeigt sie immer wieder, dass in Osteuropa vor wie nach dem Krieg keineswegs eine starre Abgrenzung der Ethnien in Nationalstaaten bestand, sondern dass die Menschen trotz der verschiedenen Sprachen und Religionen friedlich zusammen leben konnten und wollten. Damit gibt sie in Zeiten zunehmender Fremdenfeindlichkeit wichtige Denkanstöße.
“Die Rettung der Wolfskinder” ist ein sehr spannendes Buch, wenngleich die Erzählsprache der Autorin ein wenig altbacken ist. Eine sinnvolle Ergänzung wäre eine Karte gewesen, auf der die Leser die immer wieder angedeuteten Stationen der Flucht nachvollziehen könnten.
Insgesamt ist “Die Rettung der Wolfskinder” ein absolut empfehlenswertes Buch.
“Meine Heimat ist mein Freund, und seine Heimat bin ich.” Mit diesen Worten formuliert Ismael eine erschreckende Wahrheit. Die traumatisierten Wolfskinder werden es vielleicht nie mehr schaffen,