Die Reise nach Ägypten

Autor*in
Schulz, Hermann
ISBN
978-3-423-64022-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krejtschi, Tobias
Seitenanzahl
62
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Weihnachten steht vor der Tür. Vor dem Kinderkrankenhaus in Managua, der Hauptstadt von Nicaragua, sitzt der kleine Filemon, 5 Jahre alt, schwerkrank, zerlumpt und abgemagert und verlangt Einlass.

Beurteilungstext

Weihnachten steht vor der Tür. Vor dem Kinderkrankenhaus La Mascota, die Glücksbringerin, am Rand von Managua, sitzt der kleine Filemon, ca. 5 Jahre alt, schwerkrank, zerlumpt, abgemagert und verlangt Einlass. Schwester Salvadora, die Seele des Krankenhauses und Dr. Fernando Silva, Gründer und Leiter des Krankenhauses nehmen sich seiner an. Kein Zuhause, keine Eltern - Filemon schüttelt bei allen Fragen den Kopf. Fast alle Kinder kommen aus armen Familien, aber nie wird ein Kind abgewiesen, weil kein Geld vorhanden ist. Fernando, ein warmherziger humorvoller Mann, der „seine“ Kinder liebt, geht dann auf Betteltour zu seinen reichen Freunden, die schon immer wissen, warum er zu ihnen kommt.
Am Heiligen Abend ist es üblich, dass Doktor Fernando durch alle fünf Krankenzimmer geht und den Kindern die Weihnachtsgeschichte erzählt. In jedem Zimmer eine andere Geschichte, mal von der Ankunft von Josef und Maria in Bethlehem, der Geburt des Christkindes, den Hirten, den 3 Königen. Immer auf seine eigene Weise mit viel Humor und ohne „feierlichen Klimbim“. Am Schluss die Geschichte von der Flucht der Heiligen Familie vor Herodes nach Ägypten, wo es streng verboten ist, Kindern etwas Böses anzutun. Jedes Kind bekommt ein kleines Geschenk. Gerade will Fernando nach Hause zu seiner eigenen Weihnachtsfeier fahren, da steht Filemon vor ihm. Er will sein Geschenk umtauschen - gegen eine Fahrkarte nach Ägypten! Doktor Fernando schafft es, ihm diesen Wunsch auf seine ganz eigene Weise zu erfüllen, ohne zu lügen. Er fährt mit ihm in seinem Auto durch das weihnachtlich erleuchtete Managua nach außerhalb auf einen Berg, von wo aus sie einen Blick auf die glitzernde Stadt haben, und Filemon fragt: „Ist das Ägypten da unten?“, und Dr. Fernando antwortet: „Heute ist das Ägypten und die ganze Welt!“
Das Erzählen der Weihnachtsgeschichte von Doktor Fernando, respektlos und frei nach der Bibel, nimmt einen großen Raum ein in dem Buch. Denn wie er sie erzählt, wie er die Kinder mitnimmt, in einer Sprache, die sie verstehen und sie zum Lachen bringt, ihren Protest provoziert, sie in ihre Lebenswelt umsetzt, das ist wirklich toll: Ein starker Leuchtstrahler über dem Stall, wie im Fußballstadion - solche Märchen glauben die Kinder nicht und schon kommt Protest: „Das war ein Stern!“ Den sahen dann die „Heiligen drei Osterhasen“ aus dem Morgenland… Natürlich wieder Protest. Und so geht es die ganze Zeit. Schwester Salvadora ist nicht immer einverstanden mit seiner Erzählweise. Wo gehe es denn in der Weihnachtsgeschichte humorvoll oder lustig zu? Das wird von Doktor Fernando vom Tisch gewischt: „Die Bibel ist sowieso schon zu dick, da kann nicht alles drinstehen, was wichtig ist. Außerdem bin ich kein Pastor oder Priester!“
„Eine Geschichte für alle Jahreszeiten“ heißt es im Untertitel des Buches. Damit wird die universelle Bedeutung der Weihnachtsgeschichte betont und der Bogen geschlagen zu dem kleinen Filemon und seinem Schicksal als Straßenkind in Managua, beispielhaft für viele andere. Vielleicht hat er bei Doktor Fernando „sein“ Ägypten schon gefunden!
Die Geschichte wurde dem Autor von seinem Freund Fernando Silva, Arzt und Dichter aus Nicaragua, persönlich erzählt und Hermann Schulz hat sie aufgeschrieben. Als er sie ihm am Telefon vorlas, sagte er dazu: „Einiges hat sich ganz anders zugetragen. Aber das macht nichts, denn genau so habe ich sie gemeint!“
Das Buch, mit einem Vorwort vom Autor, dem Verfasser vieler Bücher für Kinder und Erwachsene und langjährigem Geschäftsführer des Peter Hammer-Verlags, ist in einer einfachen, lebendigen Sprache geschrieben, anrührend und unsentimental, und für „große und kleine Leser“ ab 9 Jahren geeignet. Die Illustrationen von Tobias Krejtschi sind in Brauntönen gehalten. Die Personen wirken steif, manchmal wie Karikaturen, die Gesichter kantig. Besonders der freundliche Doktor Fernando sieht fast immer grimmig aus, leider auch auf dem Umschlagbild. Ob Kinder von alleine zu diesem Buch greifen? Auf jeden Fall zum Vorlesen geeignet - aber wohl doch am ehesten zur Weihnachtszeit.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von msc; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 19.12.2016

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