Die Puppenspieler von Flore
- Autor*in
- Thal, Lilli
- ISBN
- 978-3-8369-5801-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 480
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- –
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2015
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 19,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Im Phantasiestaat Parman aufgewachsene Jugendliche werden am Tag der Schulentlassung von der Staatspolizei des Staates Corona entführt, zu Untergrundkämpfern ausgebildet und in den Staat Flore als Geheimagenten geschickt. Der Protagonist Tamaso lernt hier, seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, sich den Glauben an die Menschlichkeit zu erhalten und den Wert von Freundschaft und Liebe zu schätzen.
Beurteilungstext
Der Junge Tamaso ist der sympathische Hauptprotagonist des Romans. Aus seiner Sicht wird die außerordentlich phantasievolle und undurchsichtige Geschichte erzählt Die Handlung zieht die Leser von Beginn an in ihren Bann. Tamaso hat seinen letzten Schultag. Er ist stolz auf sein Zeugnis und freut sich auf die Schulabschlussfeier in der Schule. Auch zu Hause hat der Vater Verwandte und Freunde eingeladen und gekocht, um mit Tamaso den Schulabschluss zu feiern. Mitten in die letzte Unterrichtsstunde platzen bedrohlich wirkende Herren. Sie nehmen Tamaso mit. Er kennt weder den Grund noch das Ziel. In einem Bus mitten in der Wüste trifft er auf 19 weitere Jugendlich, die wie er noch in der Festtagskleidung des letzten Schultages sind. So wird der Spannungsbogen aufgebaut. Ganz allmählich erfahren die Jugendlichen etwas über die Aktion, der sie ausgesetzt. Sie sind nach Aussagen der Geheimdienstler gar keine Bürger des Staates Parman. Sie wurden angeblich von ihren leiblichen Eltern freigegeben, um im Staat Parma von fremden Leuten aufgezogen zu werden. Das bedeutet für die Jugendlichen ein sehr großes Identitätsproblem. Sie fühlen wie Parmaner und lieben ihre Eltern in Parman, besonders Tamaso, der sich immer wieder an die Geborgenheit seines Elternhauses schmerzlich erinnern muss. Im Wüstencamp sollen sie abgerichtet werden für ihren Einsatz im Staat Flore, der der größte Feind des Staates Corona ist. Durch ihr Aufwachsen in Parman können sie in Sprache und Verhalten perfekt als Parmaner gelten und die Geheimdienstaufgaben für die Coroner erfüllen. Die Autorin versteht es ganz ausgezeichnet, durch ihren eindringlichen Schreibstil Stimmungen zu erzeugen und dabei eine sehr dichte Atmosphäre zu erschaffen. Bedrohungen und Ängste sind förmlich spürbar. Die Emotionen und Reaktionen der Jugendlichen werden dem Leser sehr gut nachvollziehbar und zum Greifen nah gebracht. Was inhaltlich ebenfalls sehr gut gelungen ist, sind die weiblichen und männlichen Hauptpersonen, die das Buch für männliche und weibliche Leser gleichermaßen lesenswert machen. Außerdem werden außer den großen politischen Aufgaben der Jugendliche auch kleine altersgerechte Probleme der Jugendlichen aufgegriffen wie die erste Liebe zwischen Tamaso und Mailin, zwischen Silvan und Kairi, die Identitätsfindung eineiiger Zwillinge u.a.
Doch dieses Buch erzählt nicht nur einen Fantasy-Thriller. Sie zeigt auch die Gefahren einer Diktatur auf. Am Beispiel der Geschehnisse erleben Tamaso, die Zwillinge Kester und Silvan und das Mädchen Mailin während ihres Einsatzes, dass eine klare Trennung von Gut und Böse nicht immer eindeutig festgemacht werden kann, und leider auch die vermeintlich Guten durchaus unlautere Mittel und Wege nutzen, um ihre Ziele durchzusetzen. Später ist es besonders Tamaso klar, dass er sehr vorsichtig wird und vor allem, dass er eigene Entscheidungen trifft. Der Leader, der den Jugendlichen in Flore die Befehle erteilt, wird von Tamaso genauso hinterfragt wie alle anderen. So will Tamaso nicht mehr ungeprüft Befehle ausführen. Er wächst als Persönlichkeit und bewahrt sich Mitgefühl und Menschlichkeit.
Die Jugendlichen im Roman machen viele traumatische Erfahrungen. Erlebnisse, die sie für ihr ganzes Leben prägen. Sehr interessant ist die Verquickung der fantastischen Erzählung mit der Geschichte der Puppenspieler. Eigentlich bereiten sich die Puppenspieler von Flore auf einen Wettstreit der Puppenspieler vor. Tamaso hat als Mechaniker oft bei den Proben zugeschaut. Die Geschichte, die die Puppenspieler erzählen, spielt in Flore vor 300 Jahren, als ein böser Alchimist den jungen König verzaubert, an seine Stelle eine verzauberte Marionette stellt. Mit seiner Macht verbreitet der Alchimist im Land Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Die Parallelen zur aktuellen Lage in Flore sind nicht zu übersehen. Bis zum Schluss bleiben beide Handlungsstränge offen, was die Spannung steigert und der Phantasie des Lesers freien Lauf lässt.