Die paar Kröten!

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Familie
• Freundschaft

Teaser

Vivi ist 11, ihr Bruder Nico ca. 14/15 Jahre alt. Ihr Leben verlief bis vor ca. 1 1/2 Jahren problemlos und mit durchschnittlichen Annehmlichkeiten. Doch dann wurde der Vater arbeitslos - und nichts blieb wie es war: Der Vater findet trotz vieler Bemühungen keine neue Stelle, die Familie muss aus der bequemen 4-Zimmer-Wohnung in eine kleine Hochhauswohnung in einem wenig attraktiven Wohnviertel umziehen. Vivi kann bei vielen Dingen nicht mehr mithalten (Kleidung, Ausflüge, Süßigkeiten usw.) und verliert ihre Freundin Anna. Doch trotz aller negativen Erfahrungen behält sie ihren Mut und ihre Zuversicht- und kann schließlich sogar ihrem Vater einen neuen Arbeitsplatz beschaffen.

Beurteilungstext

Was es bedeutet, wenn der Vater (längere Zeit) arbeitslos ist, das erfahren die Geschwister Vivi und Nico schmerzhaft am eigenen Leibe: Da kann es schon mal vorlommen, dass Kühl- und Küchenschrank, Vorratsraum und Haushaltskasse gleichzeiig leer sind und es nur Pellkartoffeln und eine dünne Scheibe Leberkäse zu Mittag gibt. Da ruft die Mutter bei der Klassenlehrerin an u. entschuldigt ihre Tochter für den Klassenausflug, weil sie die 7 €, die das kosten würde, nicht aufbringen kann. Da gibt es Neid- und Trauergefühle in der Klasse zwischen den vom Glück Begünstigten (deren Eltern genug Geld haben, um Handys und teure Klamotten zu kaufen) und denen, die nur mühsam mithalten können. Auch in der Familie gibt es nun öfter Streit zwischen den Eltern, die noch Schulden abzuzahlen haben - und nicht wissen, wie. Die Liste der Negativ-Erfahrungen könnte beliebig fortgesetzt werden. Doch Vivi, die Einkaufs-Expertin für Sonderangebote, lässt sich nicht auf Dauer unterkriegen - und ergreift gewitzt eine Chance, die sich für ihren Vater auftun könnte.
Die Autorin - versiert in vielen Bereichen sozialen Lebens - erzählt ihre Geschichte haut- und realitätsnah und mit vielen handfesten Beispielen aus dem ganz alltäglichen Kampf der Familie gegen die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit des Vaters und die drohende Entlassung der Mutter .Sie berichtet über die Spannungen und den Streit in der Familie, über die Scham der Kinder, in ihrer Gymnasialklasse nicht mehr “dazu” zu gehören, Menschen zweiter Klasse zu sein. Sie beschreibt aber auch die Findigkeit, den Mut, den Einfallsreichtum, die Entschlossenheit und die Selbständigkeit der Geschwister angesichts der (fast) ausweglosen Situation. Und das “Licht am Horizont”, das dem Vater (vielleicht) Arbeit bringt, wirkt in diesem Zusammenhang nicht unrealistisch.
Die präzise, detailreiche, anschauliche, farbige Sprache und die Charaktere, die mit Sorgfalt milieugerecht ausdifferenziert wurden, bereichern das sorgsam recherchierte Buch ebenso wie das mehrseitige Nachwort, das in sachlicher Form auf die Probleme von Arbeitslosigkeit und kindlicher Armut eingeht.
Sehr zu empfehlen, nicht nur für junge Leser/innen ab ca. 11/12, die in ähnlichen Verhältnissen leben (müssen), sondern gerade auch für die “anderen”, denen es gut geht!