Die Nibelungen

Autor*in
Köhlmeier, Michael
ISBN
978-3-938482-26-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
156
Verlag
Audiolino
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,89 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Köhlmeier erzählt die Nibelungensage, die Heldengeschichte von Siegfried und seinen burgundischen Verstrickungen, der Rivalität zwischen Brünhild und Kriemhild recht frei nach. Er verändert die Sage nicht, versucht aber gleichwohl die Widersprüchlichkeiten zu erklären und zu deuten. Henning Venske liest die ganze Sage besser, als jede Verfilmung sie zeigen könnte.

Beurteilungstext

Köhlmeiers neue Fassung der urdeutschen Sage entschlackt sie erfrischend und klärt so manches, was einfach nur Märchen ist, dann aber stößt er doch an die Grenzen einer logischen, einer psychologischen Interpretation und beschreibt die Quellen: es sind derlei viele, und einige sind eben Märchen. Verblüffend ist seine Interpretation des Siegfriedschen Drachenblutes, es ist weniger eklig, weniger nebulös: fast könnte es so gewesen sein - die Existenz eines Drachen vorausgesetzt. Die Komik der Nibelungenkönige wird ebenso betont wie die Unfähigkeit Gunters und seiner Brüder, Brünhild kommt in ein anderes Licht und die Hilfestellung Siegfrieds in der Hochzeitsnacht Gunters nennt Köhlmeier unverblümt eine Vergewaltigung. So ist auch deutlicher, warum Siegfried danach nicht mehr der naive Tor ist, als der er in die Geschichte eingeführt wird.
Es läge nahe, bei derlei genauer Beschreibung und Begründung das Gemetzel des Etzel am Schluss genüsslich auszubreiten, aber hier zeigt sich Köhlmeiers Qualität: er lässt es bei dem Hinweis, er zeigt hier Stil - das Grauen muss nicht detailliert beschrieben werden, um es zu verstehen.
Die Betrachtung aus der Sicht des 21. Jahrhunderts hat nicht nur Folgen für die Betrachtung: respektlos und temperamentvoll erzählt Henning Venske, so sind “Schnitzer” sogar akzeptabel: Die alten Recken kannten bestimmt noch keine Kartoffeln und keine der Psychologie entnommenen Begriffe, aber nebbich: es ist der Duktus der Sprache, der zählt - und der stimmt.
Henning Venske war schon immer ein guter Vorleser, jetzt aber hat er die altersraue Stimme eines Märchenerzählers. Er spielt, flüstert, wird laut, raunt und jagt durch die Geschichte, verzögert und setzt an denn richtigen Stellen Akzente und Pausen - fantastisch, was er hier leistet. Ein Vollblutschauspieler, der die gut zweieinhalb Stunden wie im Fluge vergehen lässt.
Besser als jede Verfilmung!

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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