Die Nibelungen

Autor*in
Kratzer, Hertha
ISBN
978-3-219-11280-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Sartin, Laurence
Seitenanzahl
26
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Wien
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Die Geschichte vom Untergang der Nibelungen.

Beurteilungstext

Wenn ein Bilderbuch sich eines der großen Erzählstoffe annimmt, dann ist das in der Regel keine einfache Sache. Der Nibelungenstoff, von dem hier die Rede ist, ist aus verschiedenen Sagenkomplexen entstanden, die erst im Laufe der Zeit in den Traditionen zusammenwuchsen. Die beiden Stoffkerne, um die sich die Handlung rankt, drehen sich jedoch grundlegend um Siegfrieds Tod und Kriemhilds Rache.
Die Geschichte steht heutigen blutrünstigen Thrillern in nichts nach. Schriftlich fixiert wurde der Stoff erst in dem deutschen Nibelungenlied, das durchweg die Rolle der Kriemhild stärker herausarbeitet als die der Brünhild (im Gegensatz zu den nordischen Versionen des Stoffes in den Eddaliedern) - eine notwendige Akzentuierung im blick auf den zweiten Teil des Liedes Lieds, Kriemhilds Rache: Kriemhild also als die große Liebende und Trauernde, deren Ehe mit Siegfried durch keinen Zweifel an seiner Treue beschmutzt werden darf.
Man hätte sich wenigstens eine kurze Einführung in den mittelalterlichen Sagenstoff oder zumindest ein Nachwort gewünscht. Hertha Kratzer erzählt die Geschichte vom Drachenkämpfer Siegfried und seiner schönen Frau in heutigen Worten nach. Um den Umfang eines Bilderbuches nicht zu sprengen, muss sie sich beschränken, im Zeitraffer berichten - und dies geht auf Kosten dessen, was das Nibelungenlied eigentlich ausmacht. Der Stoff reduziert sich auf das dramatische Geschehen, Gräuel folgt auf Gräuel, vor allem im zweiten Teil, der Kriemhildsage, die ein Gemetzel sondergleichen wird, das trotz des gemäßigten Tons der Nacherzählung kein Thema für Kinder im Bilderbuchalter ist.
Die zeichnerische Umsetzung überzeugt nicht. Laurence Sartin hat versucht, die Helden "germanisch" darzustellen. Herausgekommen ist ein langhaariger blonder Hüne von großer Körperkraft. Er sieht ein bisschen wie ein heutiger Sportler aus, der zu viele Anabolika genommen hat, wirkt aber fast ein wenig lächerlich in dem Zwischenspiel von brutaler kraft und liebevoller sanfter Ergebenheit an seine schöne Frau.
Kriemhild hingegen sieht ein wenig wie Schneewittchen oder wenigstens Winnetous Schwester im Film aus. Brünhild ist das kriegerische Schreckensweib mit verkniffenem Mund. Es sind vor allem die Gesichter (die so viel Dramatik ausdrücken, dass sie wie schlechte Klischees wirken), die das Geschehen für ein Bilderbuch so gar nicht geeignet erscheinen lassen, und es gibt auch zu viele gezückte Schwerter, abgeschlagene Köpfe, getötete Kinder und Recken - am Ende sind sie alle tot, zu Boden gesunken, hingemetzelt.
Nein, das ist nicht der Stoff, aus dem ein Bilderbuch sein sollte, auch wenn heute das Fernsehen heute vielleicht die schlimmeren Bilder zeigt und Völkermorde und Racheaktionen an der Tagesordnung sind.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Kratzer, Hertha

Kratzer, Hertha

Die Nibelungen

Weiterlesen
Kratzer, Hertha

König Artus

Weiterlesen
Kratzer, Hertha

Die Nibelungen

Weiterlesen
Kratzer, Hertha

Keltische Sagen

Weiterlesen
Kratzer, Hertha

Die Nibelungen

Weiterlesen
Kratzer, Hertha

Die Nibelungen

Weiterlesen