Die Meister der Zitadelle

Autor*in
Jordan, Sherryl
ISBN
978-3-7941-8018-9
Übersetzer*in
Schroeder, Joanna
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
412
Verlag
Gattung
Ort
Düsseldorf
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Schicksal des jungen Gabriel, der im Kolonialreich Navora lebt, scheint unentwirrbar mit dem Volk der Shinali, den vertriebenen Ureinwohnern, verknüpft zu sein. Getrieben von seinem Wunsch, seine besonderen Kräfte in den Dienst der Menschen zu stellen, beginnt er seine Ausbildung zum Heiler bei den mächtigen "Meistern der Zitadelle". Doch von Machtintrigen verfolgt, gerät er in einen Krieg zwischen den beiden Völkern, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint: Entscheidet er sich für das Volk seiner Herkunft oder für die Eingeborenen, denen seine Liebe und Bewunderung gehört?

Beurteilungstext

Es ist keine leichte Geschichte, die Sherryl Jordan in ihrem neuen Roman erzählt. In Zeiten tiefer Trauer sei es entstanden, verrät die Autorin im Vorwort, nach langer Zeit des Zweifelns und harter Arbeit. So beginnt auch das erste Kapitel mit einem dunklen Ereignis, das seine Schatten vorauswirft: auf das Leben des jungen Gabriel, dessen Geschichte erzählt wird und auf dieses Buch, das einen auch nach Beendigung der Lektüre lange nicht loslässt.
Aus Angst vor der Strafe seines strengen Vaters, einem angesehenen Handelsmann des Königsreichs Navora, entflieht Gabriel für wenige Stunden seinem Zuhause und macht dabei eine schreckliche Beobachtung, die sein Leben für immer prägen soll. Betrunkene Soldaten der navoranischen Palastwache vergewaltigen eine junge Shinali-Frau. Vor Jahren wurde das friedliche Fischervolk der Shinali wegen seines Perlenreichtums von Seefahrern erobert und ins Hinterland vertrieben. Nun regieren die Navoraner das neue Königreich - kurz davor, den Shinali auch das restliche, ihnen vertraglich zugesicherte Land zu rauben.
Gelähmt vor Angst wagt Gabriel es nicht der jungen Frau zu helfen. Aber er vergisst sie nie.
Erst nach vielen Jahren, in denen er versucht, durch den unermüdlichen Einsatz seiner heilenden Kräfte seine Schuld abzuwerfen, findet er Ruhe und Vergebung in der friedvollen und mutigen Gemeinschaft der letzten Shinali, die ihn auf seiner Flucht vor den Häschern des Palastes bei sich aufnehmen und verstecken.
Mit dieser bezaubernden, aber zugleich auch tieftraurigen Geschichte, hat Sherryl Jordan eine beeindruckende Parabel der Menschlichkeit geschaffen. Zum einen ist dies die leidenschaftliche Geschichte eines unterdrückten Volkes, das auch angesichts des eigenen Untergangs nie den Stolz und das gegenseitige Vertrauen verliert, und zum anderen ist es die traurige Geschichte eines Mannes, dessen Leben geprägt ist von der Sehnsucht nach einem Ort des Herzens und der Heilung. Er erfährt diese Heilung schließlich durch die Liebe einer Frau, die ihn etwas Wichtiges erkennen lässt: Mut zu haben bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern ängstlich zu sein und sich dennoch seinem Schicksal zu stellen.
Die Figuren sind so präzise und konsequent geschaffen, dass sie dem Leser nach nur wenigen Seiten so vertraut sind wie lang vermisste Freunde. Dabei schränkt die Autorin die Sicht nicht durch oberflächliche Polarisierung der Charaktere ein, sondern gewährt ihnen menschliche Schwächen sowie die Fähigkeit zur Entwicklung.
Besonders eindrucksvoll gelingen ihr die Passagen, in denen Gabriel seine heilende Kraft einsetzt und schwerkranke Menschen heilt oder dem Tod Geweihte auf ihrem letzten Weg begleitet. Durch den Wechsel der Perspektiven an diesen Stellen von Gabriels Sicht zur Sicht der Patienten scheint es, als erfährt man beim Lesen dieselben heilenden Worte, man spürt förmlich die kühlen, schmerzstillenden Hände des Heilers auf seiner Haut und fühlt sich gleich besser.
Am Ende findet Gabriel die Heilung für seine Seele - und verliert sein Leben im Austausch für die Freiheit des Volkes der Shinali.
Ein unvergessliches Leseerlebnis und eine wunderschöne Geschichte, die auch im Angesicht des Schicksals des jungen Heilers nichts von ihrer Faszination und Eindringlichkeit einbüßt.



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Diese Rezension wurde verfasst von RD.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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