Die Mauer - Wie es war, hinter dem Eisernen Vorhang aufzuwachsen

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Der in den USA lebende Autor, Maler und Zeichner Peter Sís schildert im vorliegenden Lese-Bilderbogen seine Kindheit und Jugend hinter dem Eisernen Vorhang.

Beurteilungstext

Peter Sís, 1949 in Brünn geboren, schildert in diesem außergewöhnlichen Buch (für das man keinen zutreffenden Namen findet!) seine Kindheit und die prägenden Jugendjahre in Prag - jenseits des Eisernen Vorhangs, im Ghetto des kommunistischen Einflussbereiches.
Die frühe Kindheit im geschützten Raum der Familie verlief zwar ohne Druck des Regimes, war aber schon mit-geprägt vom Auftauchen kommunistischer Symbole und Monumente, Aufmärsche der Volksarmee und dem demonstrativen Zeigen der roten Fahnen an Staatsfeiertagen. Und der Kleine zeichnete alles, was ihm vor die Augen kam - zuerst Umrisse, dann Menschen. Daheim malte er alles, was ER wollte - später in der Schule jedoch musste er malen, was die Lehrer wollten. Die politischen Ereignisse der Folgezeit - den Prager Frühling und die Besetzung des Landes durch sowjetische Truppen erlebt der Heranwachsende im vollen Umfang mit - den Zeichenstift immer im Gepäck. Der Wunsch nach Freiheit wird immer stärker bei wechselnden Lebensbedingungen. Als Hersteller von Zeichentrickfilmen erschien der Autor dem Regime unverdächtig und durfte sogar in die USA ausreisen. Und dort blieb er auch, als er 1984 zurückbeordert wurde.
Das “Lebens-Bilderbuch” des bekannten Bilderbuchmalers ist ein ganz besonderes Buch, das keiner Kategorie zuzuordnen ist. Ein Vorwort informiert über die politischen Rahmenbedingungen dieses Lebens (und des Buches), ein Nachwort gibt im Überblick Auskunft über die ganz persönlichen Erfahrungen des Autors. Die klare Struktur und der “griffige” Aufbau der Seiten mit den knappen Texten an den Seitenrändern erlaubt eine schnelle Orientierung - wären da nicht die vielen interessanten, witzigen, pfiffigen Details, die das Auge fesseln und festhalten und den Kopf zum Nachdenken zwingen. Schwarz-Weiß dominiert, doch wie Paukenschläge funken ab und zu farbige Akzente dazwischen. Kleine Fotos zeigen den kleinen und heranwachsenden Peter und bürgen für Authentizität. Fazit: eine ganz und gar ungewöhnliche, aber sehr interessante und reizvolle Methode, selbst erlebte “Geschichte” zu präsentieren. Sehr empfehlenswert für alle, die sehen (lernen wollen!) ab ca. 10/11 Jahren.