Die Leute von Birka

Autor*in
Wahl, Mats
ISBN
978-3-7891-5111-8
Übersetzer*in
Kutsch, Angelika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Nordqvist, Sven
Seitenanzahl
96
Verlag
Oetinger
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2002
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vigdis, die Tochter des Bronzegießers Sigurd, lebt zur Zeit der Wikinger mit ihrer Familie im schwedischen Birka. Das Leben ist hart und unerbittlich, die Menschen sind den Naturgewalten fast schutzlos ausgeliefert und es herrscht das Recht des Stärkeren. Vigdis wird geraubt und nach Haitabu verschleppt, wo sie lebt, bis es ihrem Bruder Holmsten gelingt, sie zu befreien. Sie bekommt einen Sohn, heiratet Goldar und Holmsten beginnt, ihre Geschichte in einen riesigen Stein zu meißeln. Beim Transport über das Eis bricht der Schlitten ein und das Kunstwerk versinkt für immer in den Fluten, genau wie Jahre später ihr Sohn und ihr Bruder, die von einer Schiffsreise nie mehr zurückkehren.

Beurteilungstext

Vor über 1000 Jahren versetzten die Wikinger halb Europa in Angst und Schrecken. Sie plünderten Kirchen und Klöster, brannten Städte und Dörfer nieder und verschleppten viele Menschen in die Sklaverei. Gleichzeitig waren sie hervorragende Seeleute, verfügten über eine hoch entwickelte Verwaltung und hatten großartige Künstler und Handwerker in ihren Reihen. Vielleicht ist es gerade dieser vermeintliche Widerspruch, der auch heute noch viele Menschen fasziniert und für ihr Leben begeistert.
Mats Wahl erzählt in seinem Buch beispielhaft die Geschichte des Wikingermädchens Vigdis und ihrer Famiie im schwedischen Birka. Schonungslos beschreibt er die harten Lebensbedingungen der Menschen, das Sterben von Kindern, Hunger, Krankheiten und die unbarmherzige Macht der Naturgewalten. Er lässt das Alltagsleben der Menschen wieder auferstehen, berichtet von Handwerkstraditionen, Markttagen, religiösen Bräuchen und dem Thing, der Gerichtsverhandlung unter freiem Himmel. Gleichzeitig gewährt er einen Einblick in den sozialen Aufbau der Gesellschaft, ihre Normen, Werte und Handlungsweisen. Auch Vigdis wird ein Opfer der strengen Moralvorstellungen. Sie wird von ihrem Verlobten verstoßen, als Gerüchte über ein inzestuöses Verhältnis zu ihrem Bruder auftauchen. In der Folgezeit wird sie von Jüten überfallen, vergewaltigt und nach Haitabu verschleppt, bis es ihrem Bruder gelingt, sie zu befreien und nach Hause zurück zu bringen.
Mats Wahl erzählt ihre Geschichte nicht übertrieben voyeuristisch, vielmehr nüchtern, fast dokumentarisch, was die Geschehnisse jedoch nicht mildert, sondern die alltägliche Hilflosigkeit brutal unterstreicht. Einen ungewöhnlichen Kontrast zum sachlichen Aufbau der Geschichte, die sich stark an der historischen Forschung orientiert, bilden die Zeichnungen von Sven Nordqvist. Sie sind wie immer detailgetreu und erzeugen einen ganz eigenen Charme, der jedoch mit seiner Fröhlichkeit und amüsanten Einzelheiten nicht immer ganz zu der Geschichte passen will. Teilweise gibt es einen Bruch zwischen Text und Illustration, der gewollt sein mag, aber manchmal den Gesamteindruck stört.
Abgerundet wird das Buch durch einen sehr umfassenden historischen Teil, ausführliche Worterklärungen und ein umfangreiches Register. Verantwortlich für die sachliche Richtigkeit ist Björn Ambrosiani, der über Jahre die Ausgrabungen in Birka leitete und als erklärter Fachmann gilt.
Die Komplexität des Themas und die Tragik der Geschichte, mit all ihren dramatischen Einzelheiten, machen das Buch für jüngere Kinder gänzlich ungeeignet. Um die Geschichten und Zusammenhänge zu verstehen, die manchmal zwischen den Zeilen angedeutet werden, ist ein gewisses Alter unerlässlich. Dieses Bilderbuch ist deshalb eher für Erwachsene geeignet, die sich einen ersten Einblick in das Leben der Wikinger verschaffen möchten und in der Lage sind, eine Distanz zum Gelesenen aufzubauen, was Kindern oft noch fehlt.


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Diese Rezension wurde verfasst von Lak.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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