Die letzten Kinder des Meeres

Autor*in
Würthner, Annette
ISBN
978-3-596-80887-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kunert, Almud
Seitenanzahl
336
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Fantastik
Ort
Frankfurt
Jahr
2011
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Manuel ist ein Außenseiter, genau wie Evelina. Beide sind einsam und so beschließen sie, Freunde zu werden. Aber es muss ein Geheimnis bleiben, denn Evelina ist kein gewöhnliches Mädchen, sondern eine Nixe. Sie nimmt Manuel mit in ihre Welt. Doch auch im Meer gibt es Geheimnisse. Evelina ist das einzige Kind dort. Einer alten Prophezeiung folgend, begeben sich Manuel und Evelina auf eine abenteuerliche Reise durch das Meer.

Beurteilungstext

Das Buch ist in 23 Kapitel unterteilt, die jeweils eine eigene Überschrift passend zum Inhalt haben. Meist sind sie kurz und so gute Abschnitte, um die Aufmerksamkeit der jungen Leser zu halten. Die Illustrationen stammen von Almud Kunert. Hierbei handelt es sich um Vignetten, kleine Zeichnungen, die verschiedene Meeresmotive zeigen. Diese wiederholen sich innerhalb des Textes und lockern diesen auf.
Der elfjährige Manuel hat wirklich keine leichte Kindheit. Sein Vater ist ein bekannter Trinker, die Mutter verstarb bei seiner Geburt und sein großer Bruder Miguel ist seit Jahren spurlos verschwunden. Er ist ein Einzelgänger, weil er dazu gemacht wurde. Die anderen Kinder quälen ihn und er fühlt sich nirgendwo richtig zuhause. Einzig eine kleine Bucht bleibt ihm als Rückzugsort. Hier kann er ungestört träumen. Die Einheimischen meiden den Ort, von dem viele nicht zurückgekehrt sind und wo schaurige Gesänge erklingen. Manuel hält dies alles für abergläubisches Gerede bis er es eines Tages selbst hört. Ein überirdischer Gesang zieht ihn unwiderstehlich an und ruft ihn ins Meer. Nur mit großer Mühe kann er dem Lied widerstehen. Wie sich herausstellt, hat die kleine Nixe Evelina für ihn gesungen. Sie ist genauso alleine wie Manuel, denn alle anderen Kinder des Meeres sind seit langem verschwunden. Die Einführung der Nixe empfand ich als ziemlich abrupt. Kurz nachdem Manuel entdeckt hat, dass im Meer eine Nixe schwimmt, geht es rasend schnell. Eine direkte Vorstellung gibt es nicht, beide kennen plötzlich den Namen des anderen und sind schnell die besten Freunde. Es mussten keine Grenzen wie Unsicherheit oder Verwunderung über die Existenz einer Nixe überwunden werden. Bei kleineren Kindern wäre das sicher zu erwarten, aber so fand ich es etwas zu glatt. Etwas befremdlich fand ich auch, dass Evelina ihre Eltern meist nur mit Marilia und Leandro anredet. Gerade in einer Welt, wo es nur noch ein einziges Kind gibt, hätte ich erwartet, dass Begriffe wie "Mama" und "Papa" hochgehalten werden. Denn die Elternschaft ist hier doch das Besondere, das betont wird.
Evelina nimmt Manuel mit in ihre Welt. Sie hilft ihm, sich im Wasser zurechtzufinden. Dank ihr kann er bald unter Wasser atmen und sehen und lernt Evelinas Familie kennen, die ihn freudig willkommen heißt. Die Darstellung der Unterwasserwelt ist sehr schön. Zunächst wird ein sehr friedliches Bild erzeugt. Tiere werden nicht gegessen, man schwimmt mit den Delphinen, alle sind freundlich und liebevoll. Die Häuser haben keine Türen und oft auch kein Dach. Aber hinter dieser Fassade herrscht große Trauer über den Verlust der Kinder. Evelina ist das letzte Kind des Meeres. Den Grund dafür erfährt Manuel erst später. Erst als die Bedrohung sichtbar wird, wechselt das idyllische Bild. Sowie die Gefahr für Evelina und Manuel zunimmt, so verändert sich auch die Umgebung. Die Meerhexe Coralia kann schließlich nicht in einem schönen Ort wohnen, sondern ist im Kalten Meer zuhause.
Auch inhaltlich ist alles sehr gelungen. Annette Würthner geht die Geschichte sehr ruhig an und steigert die Handlung sowie das Wissen Manuels um die Geheimnisse des Meeres allmählich. Mit ihrem ersten Kinderbuch ist der Autorin eine kurzweilige und spannende Abenteuergeschichte gelungen. In den Helden der Erzählung können sich die kleinen Leser gut hineinversetzen. Jeder hat wohl schon einmal von einer aufregenden Welt geträumt, die es zu entdecken gilt, wo Gefahren gemeistert werden müssen und man am Ende den großen Sieg davonträgt.
Als ein Streit mit dem Vater eskaliert, flüchtet Manuel ins Meer. Mit offenen Armen wird er hier willkommen geheißen. Er erfährt mehr über seine eigene Familie und hört zum ersten Mal von einer alten Prophezeiung. Diese berichtet über einen Menschen, der die Kinder zurückbringen wird. Hatten die Nixen und Nixe immer auf einen Erwachsenen gewartet, hoffen sie doch schnell, in Manuel den langersehnten Retter zu finden. Obwohl er sich anfangs der Aufgabe nicht gewachsen sieht, begibt er sich zusammen mit Evelina auf eine Reise durch das Meer, um hinter das Geheimnis von Coralia zu kommen, die alle Kinder entführen ließ. Die böse Meerhexe und ihr sehr düster gezeichnetes Heer aus Nixen und schwarzen Haien erscheinen als typische Schurken. Um die Bedrohung zu beenden, beginnt nun die klassische Quest, die Suche, die über mehrere Stationen führt. Zunächst muss die weise Filomena aufgesucht werden, dann folgen die Kinder den Spuren Coralias bis zu deren Eisschloss. Dabei kommen sie durch verschiedene Städte, müssen den schwarzen Haien mehrfach ausweichen und finden unterwegs neue Freunde und Hilfe. Gut gegen Böse, warm gegen kalt, die Gegensätze sind offensichtlich. Am Ende erkennt Manuel, wie alles zusammenhängt. Er findet heraus, warum Coralia so viel Schrecken verbreitet und kann ihre Herrschaft beenden. Trotz der gefährlichen Situationen wird niemand ernsthaft verletzt, wie es in einem Kinderbuch auch sein soll. Am Ende gewinnt das Gute, das Böse wird durch die Liebe besiegt und alle sind glücklich.

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Diese Rezension wurde verfasst von DaGO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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