Die Leihgabe

Autor*in
Schnurre, Wolfdietrich
ISBN
978-3-351-04105-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ensikat, Klaus
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2010
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise fehlt es vielen Familien an Geld, um die nötigen Zutaten für ein standesgemäßes Weihnachtsfest zu besorgen; so auch der Familie des Ich-Erzählers. Warum es dann doch noch ein zünftiges Weihnachtsfest wird, mit Staatsbaum und Grammophon, davon erzählt diese anrührende Geschichte Wolfdietrich Schnurres.

Beurteilungstext

Eine Familie im Berlin der zwanziger Jahre; der Vater arbeitslos, die Lebensverhältnisse prekär. Die Lebensgefährtin muss in Logis beim Arbeitgeber wohnen. Und dann kommt auch noch Weihnachten. Der Vater will einen Weihnachtsbaum, aber nicht irgendeinen. Groß und gerade soll er sein, ein richtiger Prachtbaum. Geld gibt es dafür natürlich keins. Und stehlen kommt auch nicht in Frage. Doch dann hat er die rettende Idee: in der Nacht schleichen er und der kindliche Ich-Erzähler in den Friedrichshain, wo sie einen Baum ausgraben. Der wird in eine Zinkwanne gestellt und geschmückt. Als der Junge auch noch den Pfandleiher überreden kann, ihm das verpfändete Grammophon über Weihnachten auszuborgen, und Frieda jede Menge Essen und Wein besorgt, wird es ein richtig opulentes Weihnachtsfest. Da fällt es auch nicht schwer, den Baum nach den Feiertagen wieder in den Friedrichshain zu bringen, wo er wieder eingegraben zu einer stattlichen Tanne auswachsen kann.
Wolfdietrich Schnurre berichtet in dieser Erzählung, die seinem Roman "Als Vaters Bart noch rot war" entnommen wurde, wie Menschen es verstehen, sich auch unter schwierigen Bedingungen ein Mindestmaß an Menschlichkeit zu bewahren. Der Vater versucht was er kann, doch er lässt sich von der Verzweiflung nicht unterkriegen. Einen Baum zu kaufen kommt nicht in Frage, doch zu stehlen ebenso wenig. Also wird geborgt - warum auch nicht. Der Junge macht es ihm nach, und auch er erfährt Menschlichkeit, doch immer verbunden mit hohem moralischen Ansprüchen: "Wie oft du schwindelst ist mir egal; aber zu Weihnachten wird die Wahrheit gesagt, verstanden?!" sagt der Pfandleiher auf seine Geschichte hin, und leiht ihm das Grammophon über Weihnachten aus. So trübt das Weihnachtsfest kein schlechtes Gewissen. Die Freude kann nachhaltig wirken und dürfte noch lange angehalten haben.
Klaus Ensikats großformatige Bilder spiegeln das Flair eines Berlins der zwanziger Jahre in beeindruckender Weise wider. Die detailliert und filigran ausgearbeiteten Stadtbilder wirken beeindruckend authentisch und historisch gleichermaßen. Sie entführen den Betrachter in eine Szenerie, die heute noch erkennbar, doch in ihrem Gesamtbild längst Vergangenheit geworden ist. So wird die Erzählung zu einem einzigartigen Ereignis. Das Buch ist entsprechend nachdrücklich zu empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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