Die Lagune der Galeeren

Autor*in
Schröder, Rainer M.
ISBN
978-3-401-05324-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
461
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2004
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 17-jährige Matteo überlebt im Jahr 1570 in San Bernardo in Norditalien die Pest. Mit der Schicksalsgenossin Fiona flieht er zu deren Eltern aufs Land. Seine Mittellosigkeit treibt ihn zu seinem Onkel nach Venedig, wo dieser im Arsenal arbeitet, der riesigen geheimnisumwitterten Werft der Stadt.

Beurteilungstext

Rainer M. Schröder gliedert seinen Roman entsprechend der drei wichtigsten Schauplätze in drei Teile, die sich qualitativ und in ihrem Unterhaltungswert unterscheiden. Im spannenden ersten Teil schildert er das Leben in der abgewirtschafteten Kleinstadt San Bernardo zu Zeiten der Pest. Obgleich der Autor hier, wie auch später immer wieder, recht systematisch typische Personen und Verhaltensweisen abarbeitet, ist die Handlung packend, und vor allem Matteo als Identifikationsfigur wirkt authentisch. Matteo verliert nacheinander seine gesamte Familie an die Pest. Als er zufällig die schwerkranke Fiona findet, ist er hin und her gerissen zwischen dem Gefühl, ihr helfen zu müssen, und der Sorge, sich an ihr anzustecken. Matteo durchlebt in San Bernardo extreme Situationen von Verlust, Hilflosigkeit, Einsamkeit und Angst. Sehr schön verdeutlicht der Autor, wie die gesellschaftliche Ordnung innerhalb der Stadt nach und nach zerbricht und welche verschiedenen Verhaltensmuster die Menschen jener Zeit innerhalb und außerhalb der betroffenen Städte gezeigt haben. Fiona und Matteo gelingt im letzten Augenblick die lebensgefährliche Flucht aus der Stadt. Sie schlagen sich zum Hof von Fionas Eltern durch, die einen bescheidenen Wohlstand aufgebaut haben, und kommen sich während dieser Tage näher. Auch auf dem Lande gelten wie überall gnadenlose gesellschaftliche Konventionen. Matteo besitzt nichts, kann nichts und fühlt sich als Bittsteller. Obgleich er Fiona zweimal das Leben gerettet hat, glaubt er nicht an die ersehnte Heirat mit ihr. Zudem bringt ihn Fionas Zwillingsschwester in eine peinliche Situation. Dieser zweite Teil des Buches wirkt sehr erzwungen und zieht sich beim Lesen in die Länge. Erst im dritten Teil, nach über der Hälfte des Gesamttextes, trifft der Leser auf die im Titel versprochene “Lagune der Galeeren”. Matteo zieht zu seinem Stiefonkel Tomaso nach Venedig und will sich dort eine wirtschaftliche Existenz aufbauen. Tomaso verschafft ihm einen Ausbildungsplatz im Arsenal, wo er selbst Schiffsbaumeister ist. In Venedig überschlagen sich die Ereignisse. Der unerfahrene Tomaso gerät in einen Strudel aus Intrigen und Gewalt, ist mehrmals selbst dem Tode nahe. Nach und nach durchschaut er das Spiel, das um ihn herum gespielt wird. Dieser Teil des Buches ist sehr spannend, aber auch sehr gewalttätig. Menschen werden misshandelt, es kommt zu mehreren Morden, Matteo wird gefoltert. Letzten Endes dann kommt es zum Happy End.
Die Sprache des Autors erinnert bisweilen an Trivialliteratur. Er spart nicht mit Ausschmückungen und Nebensätzen, und bisweilen beschwört er Stimmungen einfach zu aufdringlich herauf. Insgesamt tut das aber dem Unterhaltungswert keinen allzu großen Abbruch. Inhaltlich geht Schröder immer wieder auf historische Besonderheiten ein, arbeitet Details ein über Arbeitsalltag, Städtebau oder Rechtssprechung. Um aber wirklich einen “historischen” Roman zu schreiben, müsste er hier noch konsequenter sein. Gerade für junge Leser ohne geschichtswissenschaftlichen Hintergrund rückt die Tatsache, dass Matteos Abenteuer vor fast einem halben Jahrtausend spielen, immer wieder aus dem Blickfeld. Sie bräuchten noch mehr Informationen auf diesem Gebiet.
Alles in allem ist die “Lagune der Galeeren” trotz der Schwächen ein empfehlenswertes Buch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Schröder, Rainer M.

Schröder, Rainer M.

Himmel ohne Sterne - Der lange Weg nach Palästina

Weiterlesen
Schröder, Rainer M.

Die lange Reise des Jakob Stern

Weiterlesen
Schröder, Rainer M.

Wolf Moon River

Weiterlesen
Schröder, Rainer M.

Wolf Moon River

Weiterlesen
Schröder, Rainer M.

Himmel ohne Sterne

Weiterlesen
Schröder, Rainer M.

Himmel ohne Sterne

Weiterlesen