Die indische Verschwörung

Autor*in
Peinkofer, Michael
ISBN
978-3-8000-5243-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
287
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2006
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das denkbar gegensätzliche Trio: der Müllsammler, die Offizierstochter und der indische Diener treffen im London des Jahres 1856 zusammen und befreien den Vater des Mädchens, der von einer indischen Sekte entführt worden ist. Diese Sekte bringt ziemlich wahllos Menschen um, die sie ihrer Göttin Kali opfern. In einem furiosen Count-Down werden die drei und der Vater schließlich von den Soldaten Ihrer Königin befreit.

Beurteilungstext

Anfangs erscheint die Handlung rätselhaft, zufällig, aber nicht uninteressant erzählt, nach 100 Seiten aber geht es dann gezielt um die Befreiung des britischen Offiziers, nachdem sich die unterschiedlichen Handlungsstränge entwirrt und gebündelt haben. Mehrfach geraten die “Halbwüchsigen” (mit ihren 16 Jahren sind sie aber eigentlich schon ziemlich reif) in retardierende Schwierigkeiten, bis sie aus der großen Katastrophe nur durch den als Deus ex machina auftretenden Charles Dickens gerettet werden können.
Letzteres erscheint mir gerade noch als Rettungsanker möglich, weil dadurch die Zeitgeschichte einfließt und ich es immer für sinnvoll erachte, auf Literatur wie die von Dickens neugierig zu machen.
Ansonsten aber stößt mir dieser Abenteuerroman sauer auf: Die Konstellation der drei aus denkbar gegensätzlichen gesellschaftlichen Schichten ist reichlich romantisch. Ein Mädchen aus der Offiziersgesellschaft, das sich mit zwei Underdogs herumtreibt, das, nur hinter einem Zaun verborgen, mit einem wildfremden Jungen die Kleider tauscht, um als Junge durch die Stadt zu ziehen, ist glattweg unvorstellbar, vor 150 Jahren. Alle drei denken und handeln ohnehin wie Menschen aus dem 21. Jahrhundert, nicht wie aus dem 19.
Dann die Verschwörungstheorie: ein sagenhafter Kult, von der glorreichen britischen Armee eigentlich längst besiegt, wird nach London verlagert, um von dort aus die Welt zu erobern, indem erst einmal die Londoner ermordet werden. Das Massaker (ist damit der 11. September gemeint?) wird um 150 Jahre zurück verlegt. Damals konnte das alles noch beherrscht werden. Aber die Gefahr von außen, aus den alten Kolonien, ist permanent. Die britische Polizei ist unbelehrbar und nur noch komisch, die Armee aber unüberwindbar und erbarmungslos.
Die Schmankerln über Diskriminierung der Inder, über die gesellschaftlichen Gegensätze, die Ungerechtigkeiten zu Zeiten Dickens sind durchweg akzeptabel, retten die Schieflage des Plots aber auch nicht.
Nur spannend und flüssig geschrieben ist dieser Fantasy-Krimi als solcher allemal. Ein Unkritischer liest schnell über die Schwachstellen hinweg.
Die Frage bleibt, welches Menschenbild hier vermittelt wird. Ich sehe ein weit verbreitetes Bild: Der bekannte Ausländer ist gut, alle Klassen sind gleich, aber den Ausländern prinzipiell ist zu misstrauen. Man muss immer damit rechnen, dass sie sich als Mördertrupp heraus stellen. Und dagegen hilft nur eine straff organisierte staatliche Truppe.
Und deswegen will ich Kindern und Jugendlichen dieses Buch nicht empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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