Die Hebammen von London

Autor*in
Beleites, Edith
ISBN
978-3-499-21483-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
382
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

London im 18.Jahrhundert: Die junge Lilly wird zur Hebamme ausgebildet. Hebammen kämpfen zu dieser Zeit für die natürliche Geburt, während der Arzt Dr. Smollett den Einsatz der Geburtszange propagiert, was große Risiken für Mutter und Kind bedeuten. Verkleidet als Mann schleicht sich Lilly in Smolletts Geburtshaus und entdeckt Schlimmes und Menschenunwürdiges. Doch sie wird entdeckt und gerät in höchste Gefahr ...

Beurteilungstext

In 15 Kapiteln schildert die Autorin Edith Beleites sehr anschaulich und spannend die Ausbildung der Protagonistin Lilly zur Hebamme. Die Leserin ab 14 Jahre wird in die Welt des 18. Jahrhunderts in England versetzt und lernt das Leben auf dem Lande als auch in der Großstadt London kennen. Das Leben der Adligen (am Rande), des Bürgertums und auch das der einfachen, armen Leute. Insbesondere wird hier das Schicksal der schwangeren Frauen aus einfachen und einfachsten Schichten detailliert beschrieben, wodurch klar wird, weshalb die Kindersterblichkeit und auch der Tod im Kindbett so hoch war. Erschütternd ist hier, wie Lilly entdeckt, dass diese Unterschichtfrauen von Dr. Smollett als Versuchskaninchen missbraucht werden, ja nicht als Menschen behandelt werden, sondern als ein Stück Dreck, während er die höhergestellten Damen mit diesen so gewonnenen Erkenntnissen entsprechend dann behutsam behandeln kann.
Dieser medizinischen Behandlung wird die Ganzheitliche Methode (wie wir sie heute nennen würden) der Hebammen entgegengestellt, die nicht das medizinische Interesse leitet, sondern das Interesse der Gebärenden und ihrem Baby mit allen gebotenen Möglichkeiten zu helfen, was sich nicht immer auf das Medizinische oder nur die Geburtshilfe bezieht.
Deutlich wird auch hier die Stellung der Frau / Hebamme, die nicht zum Medizinstudium zugelassen wurde - eine reine Männerdomäne - und auch von den Männern / Ärzten, verdrängt werden sollte und mit allen Mitteln bekämpft wurde.
Sehr spannend werden die Erlebnisse und mutigen Aktionen der Protagonistin geschildert, die sehr selbstbewusst und auch sozial eingestellt agiert, obwohl sie Neiderinnen hat und Intrigen gesponnen werden.
Vermittelt werden Aufklärung, Emanzipation und Ich-Findung, außerdem werden gesellschaftliche Werte und Normen infrage gestellt.
Dass am Ende noch ein gut gehütetes Familiengeheimnis um Lilly und ihre Gönnerin Lady Fenton aufgedeckt wird setzt der Handlung das Sahnehäubchen auf.
Für alle jungen Frauen, aber auch Männern, die an Geburtshilfe und dem historischen Werdegang daran interessiert sind ein empfehlenswerter Roman.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPMK.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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