Die Gilde der Hutmacher - Geheimnisse aus Stoff und Seide

Autor*in
Merchant, Tamzin
ISBN
978-3-7432-1416-3
Übersetzer*in
Mannchen, Nadine
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Escobar, Paola
Seitenanzahl
402
Verlag
Loewe
Gattung
FantastikBuch (gebunden)
Ort
Bindlach
Reihe
Die Gilde der Hutmacher
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Cordelia Hutmaker erhält die Nachricht, dass ihr Vater verschollen, höchstwahrscheinlich tot sein soll. Das kann sie nicht glauben und will deshalb selbst auf Suche nach ihm gehen. Doch stetig treten neue Komplikationen und gefahrvolle Ereignisse auf, denen sich die angehende Hutmacherin, mit ihren Freunden, stellen muss. Cordelia will mithilfe von Magie und atemberaubenden Kreationen versuchen, das Land zu retten

Beurteilungstext

Wunderbar! Zauberhaft! Fesselnd! Ich kann diesen ersten Band der neuen Serie: “Die Gilde der Hutmacher“ nur wärmstens empfehlen. Sowohl vom Text als auch den Illustrationen, die eine gekonnte Symbiose bilden, bin ich vom ersten Augenblick an verzaubert gewesen. Sehr ansprechend hat die Illustratorin das Cover gestaltet, auf dem die angehende Hutmacherin Cordelia am Tisch an einer neuen Hutkreation tüftelt. Dabei sind beidseitig von ihr verschiedene Hutmodelle in den Regalen zu bestaunen. Vielerlei Zubehör, für die Anfertigung von Hüten, ist zu entdecken. Das Brokatkleid der Hauptfigur und der mondäne Vorhang, die Bleiglasfenster und die Bezeichnung „Gilde“ lassen erahnen, dass wir in eine andere Zeitepoche versetzt werden. Und tatsächlich, die Autorin entführt uns nach England. Magie und Spannung begleiten uns durch die gesamte Handlung. Frau Tamzin Merchant verfügt über sehr viel Phantasie und beschreibt so ausschmückend und fesselnd, dass ich als Leserin förmlich gefangen bin. Wir erfahren, dass es die Gilden der Hutmacher, der Stiefelmacher, der Handschuhmacher, der Mantelmacher und die Gilde der Uhrmacher gibt. Früher haben sie sich gut verstanden und miteinander gearbeitet, aber ein großer Streit hat dafür gesorgt, dass die Gilden untereinander zerstritten sind und es keine gemeinsamen Treffen mehr gibt. Und dass es auch eine Gilde der Stockmacher gab, das erfahren wir gegen Ende der aufregenden Verfolgungsjagd von der rachsüchtigen Miss Starbottoms. Wer hätte gedacht, dass diese Gouvernante in Doppelrolle tatsächlich ein ganz anderes Ziel verfolgt, als Kinder zu unterrichten. Und während sie duldet, dass sich Cordelia und Goose, der der verfeindeten Gilde der Stiefelmacher angehört treffen, hat auch sie heimliche Tête-à-Têtes. Die beiden Kinder denken, es handelt sich um einen Verehrer und sind froh, wenn ihnen Miss Starbottom Möglichkeiten verschafft, miteinander zu spielen und den strengen Regeln der Familien zu entfliehen. Doch auch hier müssen wir völlig schockiert feststellen, dass der mysteriöse Unbekannte sich als Lord Witloff, der Berater von Königs Georg und der Prinzessin Georginas, entpuppt. Er und die Gouvernante führen einen gemeinsamen Rachezug gegen die Gilden und wollen die Macht an sich reißen. Den Intrigen von Witloff ist es zu verdanken, dass zwischen England und Frankreich beinahe ein Krieg ausgebrochen wäre; dass der König sich wie ein Verrückter aufführte; dass die Gildenangehörigen im Tower weggesperrt wurden und dass die magische Kleidung der Gilden gestohlen wurde. Sind wir überwiegend verzaubert von der Idee und praktischen Umsetzung der Handfertigkeiten, mit denen die Gildenmitglieder ihre magischen Bekleidungen anfertigen, die den Trägern dann mehr Mut, oder Zuversicht oder Weisheit oder Stärke etc. vermitteln können, so erschreckt es uns aber auch ebenso, wie mit gewissen „Zutaten“ Bösartigkeit, Hass, Streit, Gier, Neid etc. bei den Tragenden ausgelöst werden können. Es ist somit keineswegs verwunderlich, dass Cordelias Familie immer wieder zur bedachten Anwendung und genauem Abwiegen der Zutaten ermahnt; dass es einen Eisenschrank gibt, in dem verbotene und unberechenbare Materialien weggesperrt wurden. Und es ist ebenso verständlich, dass Onkel Tiberius, Tante Ariadne und Großtante Petronella die 11jährige Cordelia noch keinen eigenen Hut anfertigen lassen. Dafür wäre sie noch zu unerfahren, meinen die Erwachsenen. Doch Cordelia nutzt schon bald die Gelegenheit dazu, ihr Talent umzusetzen, als der Schauspieler Sir Hugo im Atelier auftaucht. In ihrer gutgemeinten Absicht und auch weil sie es kaum erwarten kann, hat sie leider damit Schaden angerichtet. Doch der eifrige Schauspieler wird ihr Freund und gemeinsamer Komplize bei der Rettungsaktion von Prinzessin Georgina. Wir dürfen bewundernd mitverfolgen, wie vielfältig die Charaktere verschiedener Personen sind und wie sich die Menschen wandeln. So erleben wir den einst ängstlichen und sehr bevormundeten Goose, als immer selbstsichereren, mutigen Mitstreiter an Cordelias Befreiungsaktion. Die angehende Hutmacherin ist, dank ihres Spürsinns, zur Anführerin geworden, unterstützt von ihren Freunden Goose, Sir Hugo und Sam. Und diesem Quartett ist es tatsächlich gelungen, dem rachsüchtigen Vorhaben von Miss Starbottom und Lord Witloff ein Ende zu setzen. Außerdem konnte Cordelia nun endlich ihre Tante Ariadne mit Verwandten überzeugen, dass sie eigenständig als Hutmacherin arbeiten kann. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Cordelias Fähigkeiten nicht für den Friedenshut der Prinzessin gereicht hätten. Wir werden wieder einmal darin bestärkt daran zu glauben, dass gemeinsam Vieles zu schaffen ist, was alleine undenkbar möglich wäre. Und dass jeder seinen Anteil dazu beitragen kann, auch wenn man es ihm gar nicht zutraut. Es ist beängstigend, wozu Rache Menschen bringen kann und das diese Rachegelüste das Schlimmste an Eigenschaften in Menschen wecken; siehe Miss Starbottom und Lord Witloff. Cordelia ist der Gegenpol. Ihrer Intuition ist zu verdanken, dass die Suche nach ihrem totgeglaubten Vater von ihr fortgesetzt wird. Bestärkt durch die Rückkehr der ausgesandten Schicksalstaube Agatha und die mitgebrachte Karte, sowie das Schneckenhaus mit dem Bild ihrer Mutter, weiß das Mädchen nun, dass ihr Vater irgendwo zu finden sein wird. Doch davon werden wir erst im nächsten Band erfahren. Leider. Das dauert noch sooooo lange. Mit mir werden sich sicherlich unzählige Leser auf die Fortsetzung der Reihe freuen und sich gerne wieder verzaubern lassen von den phantastischen Ereignissen der Gildenmacher. Und vielleicht können auch die einzelnen Gilden ihren einstigen Streit beruhen lassen und sich wieder einigen, wie einst. Wer weiß? Wir dürfen gespannt sein. Vielen Dank.

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Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 26.01.2023