Die Geschichte von Liebe und Sex

Autor*in
Dijk, van
ISBN
978-3-593-37913-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
225
Verlag
Campus
Gattung
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lutz van Dijk erzählt in diesem schön gestalteten und illustrierten Sachbuch von der Liebe und von der Sexualität des Menschen in ihren kulturellen und sozialen Ausprägungen im Laufe der Menschheitsgeschichte - von der Entstehung des Lebens vor 2 Millionen Jahren bis zur heutigen Zeit der virtuellen Beziehungen und der “Liebe auf den ersten Klick”.

Beurteilungstext

Lutz van Dijks Buch nimmt jugendliche LeserInnen mit auf eine außergewöhnliche Reise durch die Jahrhunderte und Kontinente und zeigt dabei, wie in verschiedenen Gesellschaften und Zeiten mit Sexualität und Liebe umgegangen wurde und wird.
Es geht in den Texten, Bildern und authentischen Geschichten (für die der Autor viele Jahre recherchiert hat) und den historischen und poetischen Zeugnissen immer um die Liebe und den Sex unter gesellschaftlichen Bedingungen und kulturellen Vorzeichen, die ganz unterschiedlich gewünschtes und unerwünschtes Verhalten festlegen und normieren. So ist z.B. die Wahrnehmung von Homosexualität im antiken Griechenland eine ganz andere als im modernen Europa. Oder in Japan ist die hochgebildete und kultuvierte Geisha keinesfalls mit einer Prosituierten zu verwechseln, obwohl dies von westlicher Seite gerne so dargestellt wird. Ähnlich ist es mit dem Verhältnis zu frühen Verheiratungen oder zum Inzest, der z.B. bei den ägyptischen Pharaonen üblich war. Männlich und weiblich sind zwar biologisch meist eindeutig vorgegeben, aber Lutz van Dijk erzählt spannend und klug, wie sich die Geschlechter sozial und kulturell erst ausformen und ihre Beziehungen zueinander gestalten.
Aber auch um das Körperliche, um den Sex geht es, wobei deutlich wird, dass auch bei den heutigen Jugendlichen noch viel Unwissen herrscht und trotz einer weitgehend freizügigen öffentlichen Darstellung von Sexuellem, die Individuuen in vielen Fällen mit ihren Ängsten und Sorgen allein gelassen werden. So z.B. der 32-jährige Frank, der seit einem Unfall schwer behindert ist und sich nach der Berührung eines Mannes sehnt. Oder die 16jährige Susan, die durch eine kurze sexuelle Beziehung zu einem Jungen schwanger wird und in den besonders prüden USA 2001 nicht weiß, mit wem sie reden kann und was sie tun soll.
Aber auch von Unterdrückung und Ausbeutung ist im Buch die Rede, nicht nur im Blick auf den Sextourismus der Männer aus dem reichen Norden in die armen Länder Asiens, in denen die Familien oft nur überleben, wenn sie ihre Töchter verkaufen. Für diese jungen Mädchen spricht die 13jährige Maricella von den Philippinen, die am Schweigen um die Vergewaltigung und die erzwungene Prostitution leidet. Dann ist da die epidemische Bedrohung der gesamten Bevölkerung einiger Länder in Afrika durch HIV und AIDS, die die südafrikanische Schriftstellerin Sindiwe Magon so auf den Punkt bringt: “Die Mädchen und Frauen müssen lernen, für sich geradezustehen und wir alle meinsam müssen endlich lernen, offen und ohne Diskriminierung über Sex und die Notwendigkeit der Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu sprechen. Das ist keine private Ansichtssache mehr - es ist heute eine Frage auf Leben oder Tod.” (S. 57)
In diesem schönen, klugen und auch bunten Buch stehen Informationen über Traditionen, Begriffe und wichtige Personen wie z.B. der Sexualforscher Magnus Hirschfeld oder die Frauenrechtlerin Simone de Beauvoir neben den authentischen Berichten von lebenden oder historischen Zeitzeugen sowie Schriftstellern, die in schönen, manchmal auch traurigen Worten das Hohelied der Schöpfung und Liebe singen bzw. schreiben, z.B Arundhati Roy in ihrem Roman “Der Gott der kleinen Dinge”, mit dem das Buch endet: “ ... Jedes Mal, wenn sie sich trennten, gaben sie sich ein einziges kleines Versprechen: Morgen? Morgen. Sie wussten, dass sich die Dinge an einem einzigen Tag verändern konnten. Sie hatten recht. “ (S. 198).
Abgerundet wird dieses ermutigende Pladoyer für das selbstbewusste und liebevolle Ausleben eigener Ideen von Sex und Liebe mit einer Zeittafel und einem umfangreichen Sach- und Personenregister.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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