Die Geschichte der Roten Nasen und der Roten Ohren

Autor*in
ISBN
978-3-219-11293-1
Übersetzer*in
Atteneder, Simone
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Guillery, Aurélie
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Wien
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ach, hört sie denn nie auf, die ewige Geschichte der Vorverurteilung, des Misstrauens, des Argwohns, des gegenseitigen Bekämpfens? Hass wird den Kindern gepredigt über die Gegner, und es bedarf einer übergreifenden Liebe, um die Keime des Vertrauens wachsen zu lassen.

Beurteilungstext

Wie schnell ist etwas zerstört, was zuvor in langer Arbeit aufgebaut wurde! Das Volk der Rotohren lebt in Frieden, jagt, fischt, macht aus Früchten die wunderbarsten Torten. Doch als die Rotnasen erscheinen ist es vorbei, denn die wollen bestimmt alles für sich haben und ihnen die Jagd- und Sammelgründe wegnehmen. So kommt es zur ersten Schlacht, die in der Folge jeden Morgen erneut beginnt und erst am Abend endet - bis zum nächsten Morgen.
Den Kindern wird der Hass gepredigt. Sie lernen, dass die jeweils anderen hässlich und böse sind und stinken bzw. dumm, feige und gemein sind. Schön wär's, wenn wir der Geschichte glauben könnten, denn hier treffen sich die Kinder nach der Schule und spielen lieber zusammen, als dass sie den Erwachsenen glauben. So kommt, was kommen muss: Zwei Liebende, ein gutes Ende des Krieges durch ein erstes gemeinsames Kind. Alles schön - bis zu dem Zeitpunkt, als die ersten Grünhaarigen gesichtet werden.

Ja, die Geschichte ist plakativ und geradlinig, so wie die Wirklichkeit leider nicht ist. Und dass die Kinder, die ohne elterlichen Einfluss oft so sozial grausam sein können, hier sich nicht von den Hasstiraden der Erzieher beeinflussen lassen, sondern sich heimlich gegen sie stellen, ist ebenso leider nur ein Wunsch.

Das Plakative steht den Bildern allerdings sehr gut. Die Personen werden so einfach gehalten, dass es auch Affen sein könnten. Auffällig sind die großen Augen und die Merkmale, die die beiden Gruppen unterscheiden. Sehr eindringlich, wie die rote Seite den Krieg darstellt und die Folgen der Kämpfe sich in den Stümpfen der abgeholzten Bäume wieder spiegelt. Sehr hoffnungsvoll dann die grüne Seite mit dem kurzen roten Himmel über dem Horizont, in dem die gelben Lichter der Lampions des Festes leuchten.

Das letzte Bild dann, das hat man schon einmal gesehen. Bis auf wenige Kleinigkeiten entspricht es genau dem Bild, als die Rotohren das erste Mal die Rotnasen entdeckten. Nur dieses Mal haben die Rotohren auch rote Nasen. Haben sie sonst nichts gelernt?

Ein gutes Buch (trotz der genannten kleinen Kritik), dass in jedem Kindergarten einen guten Platz finden sollte. Denn auch wenn die Wirklichkeit nicht so ist, so können wir sie uns ja wenigstens wünschen. Welcher Ort ist besser dazu geeignet, Kindern Vertrauen zu geben gegen den Hass und Mut, um gegen die Vorurteile vorzugehen, als ein Kindergarten?

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010