Die Geigerin. Eine Geschichte am Rande der Völkerschlacht zu Leipzig 1813

Autor*in
Hoffmann, Klaus W.
ISBN
978-3-942929-24-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
163
Verlag
Lychatz Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Leipzig
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Oktober 1813, Dübener Heide in Nordsachsen. Napoleons Armee und seine Verbündeten rüsten sich für die kommende große Schlacht, die als Leipziger Völkerschlacht in die Geschichte eingehen wird. Sie ziehen plündernd durch die Lande, rauben, verwüsten die Dörfer. Das Geschwisterpaar Christian und Friederike erleben diese Zeit der Willkür der durchziehenden Soldaten, sie sind wie die Dorfbewohner ihnen ausgeliefert. Werden sie die Zeit heil überstehen?

Beurteilungstext

Klaus W. Hoffmann bearbeitet als Kinder- und Jugendbuchautor thematisch regelmäßig historische Begebenheiten und Epochen, die er in Form von historischen Romanen seinen Lesern zugänglich machen will. Ein Genre, dass in der Kinder- und Jugendliteratur aktuell stiefmütterlich behandelt wird. 2013 hat er im Leipziger Lychatz Verlag anlässlich des 200. Jubiläums sein Jugendbuch "Die Geigerin" veröffentlicht.
In seiner Geschichte lässt er seine Leser ab 12 Jahre an den Ereignissen um die Leipziger Völkerschlacht 1813 teilhaben. Das Geschwisterpaar Christian und Friederike erlebt diese schreckliche Zeit. Christian ist aus der sächsischen Armee desertiert - darauf steht das Todesurteil, sollte er ergriffen werden. In den Orten Laußig und Gruna, in Nordsachsen in der Nähe von Leipzig gelegen, kommen er und seine Schwester Friederike bei Freunden unter. Sie tauchen dort ab. Immer schwebt die Gefahr des Entdecktwerdens wie ein Damoklesschwert über ihnen. Sie erleben hautnah, wie die französische Armee und ihre Verbündeten marodierend durch die Lande zieht. Sie erleben militärische Willkür, die Verzweiflung der Dorfbewohner, wenn ihnen Vieh, Vorratshaltung und Hausrat gestohlen wird und letztlich auch die verletzten Soldaten aus der Schlacht, die fluchtartig das Schlachtfeld verließen, beteiligten sich an ihrer Versorgung und erleben unmittelbar das Leid. Einziger Lichtpunkt ist der Zusammenhalt der Geschwister und das Vertrauen in die Freunde, sowie das Geigenspiel von Friederike.
Hoffmann gelingt es, in eindringlichen Szenen das Elend der Völkerschlacht, letztlich jeglichen Krieges, sichtbar zu machen. Sehr gut ist es ihm gelungen, historisch korrekt nicht nur das große Geschehen um die Völkerschlacht darzustellen, sondern aus Sicht der Geschwister die Folgen für die Bevölkerung und letztlich auch der Soldaten, also fürs gemeine Volk, zu zeigen. Hier zeigen sich Grausamkeiten, Willkür, Angst, Verzweiflung eines Krieges. Er schildert historisch korrekt in einer plastischen Erzählung, was es heißt, wenn ein Dorf geplündert wird, was militärische Willkür konkret bedeutet (Zusammenschlagen des Bauern), die Schmerzen und das Elend der verletzten Soldaten, die kaum versorgt werden konnten. Zugleich die Überlebensängste der Geschwister, die Angst Christians, als Deserteur erkannt zu werden und dadurch auch seine Schwester und Freunde in Lebensgefahr zu bringen.
Hoffmann bleibt historisch korrekt, schafft es, mit der Erzählung um die einfachen Leute, aus Sicht der Geschwister den Krieg mit seinen schrecklichen Folgen nachdrücklich literarisch zu erfahren. Nichts übertreibt er, nichts beschönigt er. Als Stilmittel wählte er die Tagebuchform. Christian erzählt aus seiner Ich-Perspektive die Geschehnisse zwischen dem 8. und 20. Oktober, also unmittelbar vor, während und nach der Völkerschlacht. Um den Plot zu verdichten, bleibt Hoffmann räumlich und zeitlich dicht an einem Ort. Nur so kann er dramaturgisch und historisch korrekt den Roman entwickeln. Es geht also nicht um eine faktenreiche Darstellung der Völkerschlacht, sondern um die Folgen dieses und allgemein jedes Krieges auf die Bevölkerung- gezeigt durch das lebendige Erleben der beiden Geschwister.
"Die Geigerin. Eine Geschichte am Rande der Völkerschlacht zu Leipzig von 1813" ist nicht nur ein spannender historischer Roman, den Klaus W. Hoffmann bravourös literarisch und historisch verarbeitend, fesselnd darbietet, sondern ein eindringliches Buch über den Schrecken des Krieges. Als Schullektüre eignet es sich hervorragend, sowohl für den Geschichts- als auch Ethikunterricht.

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Diese Rezension wurde verfasst von BW; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 06.11.2017

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