Die geheimnisvolle Nachtwanderung
- Autor*in
- Fischer-Hunold, Alexandra
- ISBN
- 978-3-7373-3479-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Klaßen, Stefanie
- Seitenanzahl
- 44
- Verlag
- MeyersDuden
- Gattung
- Buch (gebunden)Erstlesebuch
- Ort
- Frankfurt/Main
- Jahr
- 2021
- Preis
- 8,50 €
- Bewertung
Teaser
Eine Nachtwanderung nach dem Sommerfest in der Klasse? Das ist sicher immer etwas aufregend...
Beurteilungstext
Ein Buch braucht etwas Erzählwürdiges. Auch ein Erstlesebuch, in dem der Erzählumfang sehr begrenzt ist. Eine Nachtwanderung, das ist etwas, das in einem knappen Rahmen gut erzählt werden kann und zwischen Standardsituation und überraschenden Einfällen viel erzählerischen Freiraum lässt.
Doch leider bleibt die Handlung ganz in den Standardsituationen stecken: Fokalisiert auf die Sicht der Erstklässler:innen Fadi und Lisa erleben wir etwas Vorfreude und etwas Angst, den Gang in den Wald, die Begegnung mit Tieren des Waldes, einen Taschenlampenausfall und einen Streich von Lisas Brüdern, die sich als Monster verkleidet haben. Vor der Wanderung ein wenig Lagerfeuer, hinterher Stockbrot. Kein Handlungsschritt ist wirklich überraschend und sie sind auch schon für viele Erstklässler:innen erwartbar.
Die fehlende Irritation und Originalität an sich mag vielleicht in Ordnung sein, so wie ja auch Connigeschichten erfolgreich sind, die einfach nur (gutbürgerliche) Standardsituationen erzählen. Doch der Titel lässt eigentlich mehr erwarten; „geheimnisvoll“ ist das Erzählte auch aus der Perspektive der Erstklässler:innen nicht.
Sprachlich und in Bezug auf Merkmale von Erstleseliteratur ist das Buch gut gemacht. Kurze Sätze, lesetechnisch einfache Wörter, die Gliederung in sechs kurze Kapitel machen das Buch auch schon Kindern zugänglich, die bisher wenig Leseerfahrung mit ganzen Texten haben.
Die Bilder begleiten Text. Sie setzen Pluralitätsakzente bei den Figuren und zeigen hier bisweilen kleinere Nebenhandlungen, die über den Schrifttext hinausgehen, sind ästhetisch mit den großen Kulleraugen und stilisierten Tieren jedoch eher einer braven Schulbuchillustration zuzuordnen. Die Taschenlampeneffekte auf den Bildern sind allerdings nervig. In pädagogischen begleiteten Nachtwanderungen mag es umstritten sein, ob Taschenlampen die ganz Zeit leuchten sollen oder auch nicht. In diesem Buch haben eigentlich alle Kinder Taschenlampen, die permanent in den Wald leuchten. Tiere werden ausgeleuchtet, auch von der Lehrerin. Eine Eule bekommt den Lichtstrahl direkt ins Gesicht. Ein Nacht-Erleben ist so sicherlich kaum möglich und eine Einstellung, dass Menschen im Lebensraum der Tiere sich eher wie Gäste verhalten sollen, nicht nachvollziehbar. Nun muss nicht jede Kindererzählung pädagogisch wertvoll und aufklärerisch sein - ein kleiner kritischer Hinweis in diese Richtung wäre aber schön gewesen.
Schade also, dass dieses Buch die Erzählsituation nicht nutzt, um origineller, interessanter, geheimnisvoller von einem Nachtwanderungserlebnis zu erzählen.