Die Geheimnisse des Schattenmarktes

Autor*in
Clare, Cassandra
ISBN
978-3-442-49131-5
Übersetzer*in
Fritz, Franca
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
634
Verlag
Goldmann
Gattung
FantastikTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Wer gern im Dunklen fischt, ist bei dem Sammelband "Die Geheimnisse des Schattenmarktes" an der richtigen Stelle. Von einem der Schauplätze des "Schattenjägeruniversums" - die Welt des Buch- und Filmerfolgs "City of Bones" - eröffnen sich vielfältige Perspektiven unterschiedlicher Handschrift.

Beurteilungstext

Der "Schattenmarkt" ist eine Art Schwarzmarkt. Auf Schwarzmärkten werden Waren und Dienstleistungen ausgetauscht, die verboten sind, bei denen Steuern eingespart oder Vorschriften umgangen werden sollen. Auch wenn die Nachfrage höher als das Angebot ist, etabliert sich ein Schwarzmarkt. Der hier beschriebene "Schatten-Markt" umfasst darüber hinaus eine andere Realität jenseits des Alltags. In den Schatten leben in diesem Roman Figuren aus den Sagen, Legenden und Märchen der globalisierten Fantasy-Medienwelt. Aus der britischen, skandinavischen und südeuropäischen Folklore versammeln sich Feen, Werwölfe, Vampire u. v. a. m. Verkäufer und Käufer auf dem Schattenmarkt sind genauso mysteriös wie die gehandelten Waren und Dienstleistungen. Amulette, verzauberte Waffen, Zaubertränke und Gifte: Es gibt alles, was sich das Fantasyherz wünscht.
Dieser Markt ist zwar fern der Alltagsrealität der erzählten Welt, aber nicht unerreichbar. Auf ihm begegnen sich Schattenwesen und Menschen. Das ist nicht ungefährlich. Für Feen und Zauberer ist Magie Alltag. Sie sind mit ihren Vor- und Nachteilen vertraut. In der Hand von Menschen scheinen die Nebenwirkungen erwartungsgemäß zu überwiegen - getreu dem Sprichwort: "Hüte Dich vor Deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen." Vergleichbar mit Drogen auf Schwarzmärkten unserer Zeit bringt der Schattenmarkt mit seinen Produkten und Akteuren dunkle Seiten seiner menschlichen Besucher zum Vorschein. Ist es nicht einfacher, ein Wahrheitstrank zu verabreichen als ein offenes Gespräch zu suchen und zu führen? Diese Einfachheit ingnoriert das Gegenüber als Individuum und lockert die eigenen Affekt- und Triebkontrollen.
Der hier beschriebene Schattenmarkt ist ein internationale und -temporales Phänomen. Zum ersten Mal wird er im London des 19. Jahrhunderts beschrieben. Die Geschichten beginnen im "Fin de Siecle", einer Zeit, in der sich die Moderne etablierte und rasant zu verbreiten begann. Aufgrund dieses Bezugs lassen sich die Geschichten teilweise dem Steampunk-Genre zuordnen. Oft wird in diesem Genre die Moderne überhöht dargestellt. Die technischen Prinzipien erscheinen leistungsfähiger, z. B. weil Dampfmaschinen Luftfahrzeuge antreiben. Auch die Werte der Zeit werden unserer Postmoderen als Ideal entgegen gehalten. Ehre und Liebe schienen damals noch einfacher und authentischer gewesen zu sein. Von dieser Idealisierung weicht der Sammelband ab, wenn er sich eher auf die dunklen Leidenschaften und problematische Kulturkonstrukte der Jahrhundertwende konzentriert. Er bietet einen Blick auf die Schatten der Moderne.
Einigen werden Figuren und Ereignisse bekannt vorkommen. Es handelt sich um Geschichten zu dem Zyklus "City of Bones" (deutsch: "Chroniken der Unterwelt") von Cassandra Clare. An ihrer Produktion waren Co-Autoren beteiligt und es wäre interessant zu wissen, welche Rolle Cassandra Clare in diesem Erzählprojekt hatte. Auffällig ist, dass die Referenzen auf den Zyklus angesprochen, aber nicht ausgesprochen werden. Der intertextuelle Bezug bleibt an der Oberfläche. Der Sammelband hinterlässt so den Eindruck eines Panoptikums verblasster Größen.
Was verbindet sonst die Geschichten? Es ist die Figur des Bruder Zachariah, der auf seiner Suche nach der Lösung eines Rätsels Schattenmärkte durchkämmt. An diesen Rahmen, der mal mehr oder weniger Selbstständigkeit erhält, knüpfen sich locker die anderen Geschichten.
So entspricht der Band einem markttypischen Schlendern, bei dem ohne bestimmte Kaufabsicht die Sinne hin- und herwandern und die Atmosphäre in sich aufnehmen. Er bietet Nervenkitzel ohne Horror. Vielleicht ist das auch ein Markenzeichen von "Schatten" gegenüber vollkommener Schwärze. Als Mitte zwischen Licht und Dunkelheit ist er immer noch hell genug: ein Abbild der guten und schlechten Seiten gleichermaßen.
Deshalb ist das Buch vor allem als Einführung zu empfehlen, z. B. in die "Dark Fantasy" oder eben in die Welt der "Chroniken der Unterwelt". Interessant wird es, wenn es als eine Art literarischer Merchandise-Artikel in Relation zum Bezugsmedium betrachtet und gelesen wird.
[Thomas Bitterlich]

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThoBi; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 01.10.2021

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