Die Fundsache

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Teaser

Die Geschichte erzählt von einem seltsamen Fund, eine rote Teekanne, die einsam auf der Straße herumstand. Das fremde Ding sah irgendwie einsam aus, spielte zwar gleich freudig mit und ließ sich auch füttern- aber wo war sein Zuhause? Das Fundbüro für herrenlose Gegenstände will das Ding nicht haben, so gerät es schließlich an einen anonymen Ort, der so verwunschen und sonderbar ist wie alle Bilder und Sätze in diesem ganz besonderen Bilderbuch.

Beurteilungstext

Für dieses Buch braucht man seine eigene Phantasie, um die skurrilen Bildwelten aufschließen zu können, es verführt zu einer magischen Reise in die Fremde und zu Fremdem, für die es keine logischen Erklärungen und schon gar keine Moral gibt, nur Träume und Bilder, die die Leser lange beschäftigen können.
Das Verständnis über das Lesealters von Bilderbüchern hat sich in den letzten Jahren
rasant verändert. Nicht nur, dass die neuen, mit offenen Erzählkonzepten versehenen Bilderbücher in der Regel doppelt adressiert sind und Kinder und Erwachsene gleichermaßen erreichen wollen und können, auch die Vermittlung der Bilderbücher ist nicht mehr nur auf Vorlesen und Anschauen beschränkt, sondern bietet Kindern im Erstlesealter und weit darüber hinaus Lektüreangebote, die ein eigenes kreatives und produktives Mitmachen der Leser geradezu herausfordert.
Das Bilderbuch ""Fundsache"" des mittlerweile mehrfach preisgekrönten und außerordentlich erfolgreichen australischen Künstlers Shaun Tan wendet sich, so gibt es der Verlag an, an Kinder ab 8 Jahren, also dem Kleinkindalter weit entwachsenen Lesern. Die Geschichte, die üppig und detailreich bebildert ist, ist auf Seiten eines alten Fachbuches gezeichnet, auf der Titelseite lässt sich entziffern: "" Dieses Buch dient als Einführung für Studenten, die sich auf die ersten Prüfungen im Fach Heizgeräte und angewandte Thermodynamik vorbereiten…""
Wie man weiß, hat der Shaun Tan die Seiten aus alten Fachbüchern seines Vaters herausgerissen und als Bilduntergrund verwendet.
Was für eine Geschichte wird erzählt? Das Buch wendet sich schon auf der ersten Seite an seine möglichen Leser, von denen vorausgesetzt wird, dass sie eine spannende Geschichte hören wollen. Aber die kann der fiktive Erzähler leider nicht bieten, oder er hat sie vergessen. Anbieten kann er nur eine merkwürdige Begegnung mit einem DING, etwas Fremdem, das er gesehen hat und das da, wo er es fand, irgendwie nicht hingehörte.
Es ist eine rote Teekanne, die verloren auf der Straße herumsteht, aber sofort bereit ist mitzuspielen und schließlich auch mit nach Hause kommt. Aber weder Mutter noch Vater scheinen ein Herz für seltsame verlorene Dinge zu haben, also füttert der Ich-Erzähler das fremde Ding, sucht Rat und Hilfe für den Umgang damit und schleppt es schließlich ins Fundbüro für herrenlose Gegenstände. Aber auch dort will niemand das komische Ding haben, die Irrwege gehen weiter und münden schließlich einem Ort, "" von dem man nichts wußte - außer, man suchte danach"".
So mysteriös und geheimnisvoll, so verwunschen und voller Anspielungen sind alle Wege des Erzählers und der Teekanne in diesem Buch. Sie lassen sich mit keiner Logik erklären, aber sie öffnen Räume in Vorstellungswelten eigener und fremder Domäne. Wenn der Erzähler schließlich wieder zu seiner Lieblingsbeschäftigung zurückkehrt, die darin besteht, seine Kronkorkensammlung zu vervollständigen, dann wird auch das in Frage gestellt, denn vielleicht ist auch die Zeit des Kronkorkensammelns vorbei und es gibt wichtigere Dinge, mit denen man sich beschäftigen könnte, wie das ja offensichtlich die meisten Leute tun. Oder nicht?