Die Fragemauer. 100 Antworten zu jüdischem Leben und Israel

Autor*in
Ovens, Carsten
ISBN
978-3-95565-659-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Hentrich & Hentrich
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2024
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteratur
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

2022 gab es 2.641 judenfeindliche Straftaten in Deutschland.2023 sogar 5.164. Als Antwort darauf sollten mindestens genauso viele Fragen gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen beantwortet werden (https://fragemauer.de/). Diese Internetaktion wurde jetzt als Buch herausgegeben, das auch für Jugendliche eingesetzt werden kann.

Beurteilungstext

Das European Leadership Network (ELNET) ist eine Denkfabrik und Netzwerkorganisation, die zwischen Europa und Israel vermitteln soll. Es gibt Teams in Berlin, Brüssel, London, Paris, Rom, Tel Aviv und Warschau. Das Berliner Büro kümmert sich seit 2014 vor allem um den deutschsprachigen Bereich, dabei werden Konferenzen, Delegationsreisen, fachliche Publikationen und Dialogveranstaltungen organisiert. Ein wichtiges Thema ist der Kampf gegen den Antisemitismus. In diesem Zusammenhang wurde 2023 die „Fragemauer“ im Internet eingeführt, um Antisemitismus durch Nichtwissen zu bekämpfen. Es gibt bis zum Frühjahr 2024 über 1000 Fragen und Antworten, Ziel ist es 2641 Fragen und Antworten zusammenzutragen – ebenso viele wie antisemitische Straftaten im Jahr 2022. Dabei werden nur Fragen zugelassen, die nicht klar diskriminierend sind. Es kommt aber immer wieder vor, dass latent antisemitische Fragen gestellt wurden, was darauf verweist, wie stark dieses Denken auch bei Menschen verankert ist, die nicht bewusst diskriminieren wollen. Das Buch greift 100 Fragen auf, geordnet nach den Themen „Jüdisches Leben“, „Religion“, „Israel“ und „Antisemitismus“. Wie der Imagefilm (in Kinos und auf Social Medias) und die 20 Werbeanzeigen (bei 30 Medienpartnern und als Plakataktion in über 50 Städten) wurde auch das Buch von der Hamburger Kreativagentur Philipp & Keuntje gestaltet. Der Stil der Plakate, aber auch der der Antworten eher locker und humorvoll ist, kann sich das Buch also auch gut an jugendliche Leser*innen richten. Nun ist natürlich die Frage, inwieweit es möglich ist, offen Fragen zu stellen, die auch israelkritisch sein könnten. ELNET lässt behutsam Kritik zu, solange kein israelkritischer Antisemitismus vertreten wird, etwa in der Antwort auf die Frage 68 „Ist es antisemitisch, Israel für den Umgang mit den Palästinensern zu kritisieren?“ oder umgekehrt Frage 541 „Kann ich solidarisch mit den Palästinensern sein und trotzdem kein Antisemit?“ Hervorzuheben ist, dass sowohl die Antworten auf der Webseite wie auch die im Buch mit genauen Quellen versehen sind, was zum Weiterfragen ermuntert. Es ist immer wieder festzustellen, dass die wenigsten Jugendlichen wirklich Kontakt mit heute in Deutschland lebenden Jüdinnen oder Juden haben. Halbwissen kommt aus den Sozialen Medien, teilweise auch aus halbverdauten Resten aus dem Religions- und Geschichtsunterricht. Deshalb ist die Initiative absolut zu begrüßen, denn Antisemitismus entsteht nicht selten einfach, weil es keinen Kontakt gibt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Annette Dr Kliewer; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.10.2024