Die Daltons in der Schlinge

Autor*in
Gerra, Laurent
ISBN
978-3-7704-3118-2
Übersetzer*in
Jöken, Klaus
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
48
Verlag
EGMONT EHAPA
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2007
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
4,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Den Daltons geht es an den Kragen! Zur Leerung der überfüllten Gefängnisse wird die 387-jährige Haftstrafe der Daltons in den Tod durch den Strang umgewandelt. Dem können sie nur entkommen, wenn sie heiraten - doch wer wäre dazu bereit? Nur vier flachköpfige Indianerinnen, die das Eheleben aber manchmal schwerer machen als den Knast. Retten kann sie nur einer: Lucky Luke, der glorreiche Westernheld.

Beurteilungstext

Seit 1947 erlebt “Lucky Luke” haarsträubende Abenteuer im Wilden Westen, jedenfalls in den Comics des Belgiers Morris. Dieser eher unscheinbare Superheld, “der Mann, der schneller zieht als sein Schatten”, war von Anfang an ein Erfolg beim Publikum, denn einprägsamer Zeichenstil kombinierte sich mit einfallsreichen und witzigen Texten, die meistens von dem Franzosen Goscinny stammten, dem Schöpfer des “Kleinen Nick” und von “Asterix”.
Nach dessen Tod 1977 arbeiteten andere Autoren an den Texten, bis 2001 auch Morris starb. Der vorliegende 80. deutschsprachige Band stammt also von den “Nachfolgern” Gerra und Achdé.
Die Betrachtung der Zeichnungen dieses Comics fördert eine verblüffende stilistische Gleichheit zu Tage, optisch gelingt Achdé ein kongeniales Nachschöpfen der Strips, der Übergang ist - zumindest prima facie - nicht sichtbar. Genaueres Studium lässt allerdings erkennen, dass zwar die hauptfiguren ganz dem Original entsprechen, der Einfallsreichtum Morris’ aber bei den neuen Nebenfiguren nicht erreicht wird. Sie sind sicher nicht schlecht, aber eben auch nicht so kreativ und durchgeformt wie früher.
Ähnliches gilt auch für die Texte. Lucky selbst hat mehr optische Funktion, steht auf vielen Bildern zwar dabei, aber seine Wortbeiträge bringen die Geschichte nicht recht voran. Die Dalton-Brüder, Hauptpersonen des Bandes, können glücklicherweise auf eine ganze Reihe typischer Sprüche zurückgreifen, die sie dem regelmäßigen Leser eindrücklich vertraut erscheinen lassen. Es gibt auch kleine optische Gags im Sinne prominenter Gesichter, die, wie sonst gerne im Film, sogenannte Cameoauftritte absolvieren, also kleine Nebenrollen ohne großen Aufwand ausfüllen, aber allein durch ihre Anwesenheit glänzen. Hier sind das vor allem John Wayne und Kirk Douglas als Geldtransportkutscher. Mittendrin ist man aber auch verblüfft über eine Kopie der Asterix-Schlussszene.
Nun ist die Aufgabe eines Comics ja nicht unbedingt große Literatur, sondern vor allem pfiffige und leichtverdauliche Unterhaltung und diesem Anspruch genügt der vorliegende Band durchaus. Die Mischung von vertrauten Figuren mit einer relativ vorhersehbaren Handlung und grundsätzlich überzeichneten Szenen und Dialogen fügt sich in die Bedingungen des Genres nahtlos ein. Nur wer den vergleichenden Blick zu den frühen Originalen wagt, wird wohl ein bisschen enttäuscht sein. Dennoch ist den “neuen” Autoren eine solide Imitation gelungen, die noch einiges für die weitere Zukunft erwarten lässt. Turbulent ist das Abenteuer jedenfalls und ein Held wie Lucky Luke stirbt sowieso niemals.

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010